24.09.2020 - FC St. Pauli

Wie die aktive St. Pauli-Fanszene mit der Teilöffnung umgeht


Der FC St. Pauli hat am Mittwoch von den Hamburger Behörden die Erlaubnis bekommen, das Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim am Sonntag vor 2.226 Zuschauern auszutragen. Die aktive Fanszene erklärte daraufhin, wie man im Fanlager des Kiezclubs mit der Teilöffnung umgehen will.

In einer gemeinsamen Stellungnahme von Südkurve, Nord Support und Gegengerade werden alle Fans des FC St. Pauli aufgerufen für die Zeit der Teilzulassungen auf Elemente wie Zaunfahnen, Flaggen, Doppelhalter ebenso zu verzichten, wie auf organisierten Support oder das Auftreten als Gruppe, weil es zahlreiche FC St. Pauli-Fans geben wird, die nicht ins Millerntor dürfen.


„Wir möchten keinesfalls infrage stellen, dass viele der hierzulande getroffenen Maßnahmen aus epidemiologischen/pandemischen Gesichtspunkten sinnvoll und nachvollziehbar waren und sind (Schutz von Risikogruppen etc.). Es ist vermutlich auch unrealistisch, dass es irgendwann den Zeitpunkt geben wird, an dem wir von Null auf 30.000 gehen können. Eine stufenweise Erhöhung der Kapazität ist vermutlich unumgänglich, solange es keinen Impfstoff gibt. Jedoch ist ein überwiegender Teil dessen, was unsere Fankultur ausmacht, unter diesen Umständen nicht möglich und wäre ein lieb- und lebloser Abklatsch dessen. Solange nur ein Bruchteil der Fans ins Stadion kann, diese Karten ggf. sogar verlost werden müssen und ein normales Stadionerlebnis mit all seinen Facetten nicht für alle möglich ist, so lange ist es nicht unsere Art, Fußball und Fankultur zu leben. Aus diesem Grund kann es für uns in Zeiten von Teilöffnungen kein Zurück zur Normalität geben. Wir möchten dabei explizit herausstellen, dass es nicht darum geht, die gesundheitlichen Überlegungen hinsichtlich der Pandemie (Abstandhalten durch weniger Stadionbesucherinnen und -besucher etc.) in Abrede zu stellen. Auch trifft selbstverständlich jede einzelne Sankt Paulianerin und jeder einzelne Sankt Paulianer eine eigene Entscheidung, ins Stadion zu gehen oder nicht. Jedoch fordern wir euch auf, dabei auf Elemente zu verzichten, die 'Fankultur', wie sie so elementar und wichtig für St. Pauli ist, in dieser eingeschränkten Zeit nicht durch Fahnen, Doppelhalter, Zaunfahnen, Auftreten als Fangruppen, organisierten Support sichtbar/hörbar werden zu lassen. Wir sollten nicht einfach so tun, als wäre alles normal, solange so viele Menschen nicht Teil davon sein können“, heißt es dazu in der Stellungnahme der aktiven Fanszene des FC St. Pauli.

Die Fanszen des FC St. Pauli erinnert nochmal an die Zeit der Geisterspiele, als Fans teilweise durch Pappfiguren symbolisiert und Fangesänge von Fernsehsendern aus der Konserve eingespielt wurden: „Während der Geisterspiele wurde versucht, Fans durch Pappaufsteller zu ersetzen. Im Pay-TV wurden digitale Choreografien eingespielt oder wahlweise aufgezeichnete Fangesänge verwendet. Die Maschinerie versucht krampfhaft zu ersetzen, was nicht zu ersetzen ist. Wir möchten, dass wie bei den Komplett-Sperrungen gegen Ende der letzten Saison nicht kaschiert wird, dass unserem Verein, unserem Stadion und unserer Fanszene unabhängig von persönlichen Vorlieben etwas Elementares fehlt. Verzichtet bei Teilöffnungen daher auf eine Optik, die suggeriert, es sei irgendwas 'normal' und tretet im Stadion nicht als organisierte Fangruppen auf. Die Tage werden kommen, in denen wir wieder alle da sind und in denen wieder auf allen Tribünen das ihnen eigene Leben tobt“, so das Statement aus der St. Pauli-Fanszene weiter.

Bereits im Juli 2020 haben der FC St. Pauli, die organisierte Fanszene und der Fanladen St. Pauli unter dem Titel „Ein anderer Fußball ist möglich“ ein gemeinsames Positionspapier verfasst, in dem strukturelle und finanzielle Reformen für den deutschen Profifußball gefordert wurden (Faszination Fankurve berichtete). In der neuen Stellungnahme der aktiven Fanszene wird nochmals an dieses Papier erinnert. (Faszination Fankurve, 24.09.2020)

Fanfotos FC St. Pauli




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