15.02.2017 - Borussia Dortmund

Wohl kaum Stadionverbote nach Pyrofunden möglich


Am vergangenen Samstag wurden 90 Ultras und Hooligans von Borussia Dortmund auf dem Weg nach Darmstadt von der Polizei angehalten und kontrolliert. Dabei wurden u.a. Pyrotechnik und Sturmhauben gefunden (Faszination Fankurve berichtete). Stadionverbote wird es für kaum einen dieser Fans geben.

Da sich der Vorfall weit außerhalb des Stadions abspielte, ist weder Borussia Dortmund, noch Darmstadt 98 für die Erteilung von Stadionverboten zuständig. Lediglich der DFB könnte, wie in ähnlichen Fällen, Stadionverbote aussprechen.


Es wäre nicht das erst Mal, dass der DFB Stadionverbote gegen gesamte Busbesatzungen aussprach, so zuletzt zum Beispiel gegen Ultras des Karlsruher SC. In der Vergangenheit waren aber auch schon Teile von Busbesatzungen von BVB-Ultras betroffen.

Der Karlsruher Fall zeigte jedoch auch, dass die Stadionverbote gegen die KSC-Ultras in 46 von 48 Fällen schon bald wieder aufgehoben wurden, da die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen diese 46 KSC-Ultras einstellte (Faszination Fankurve berichtete).

Wie eine Polizeisprecherin Andrea Löb auf Nachfrage von Faszination Fankurve erklärte, wurde lediglich bei einem der BVB-Fans Pyrotechnik gefunden. Alle anderen Funde würden sich bisher nicht konkreten Personen zuordnen lassen. Ob neben der Ermittlungen gegen einen Fan weitere Ermittlungsverfahren hinzu kommen, bleibt somit fraglich und somit auch, ob anderen der insgesamt 89 Insassen der beiden Busse überhaupt mit einem Stadionverbot belegt werden können.

Der Präsident von Borussia Dortmund, Reinhard Rauball, forderte via Bildzeitung bereits Stadionverbote für alle der 90 kontrollierten Businsassen. Rechtlich schwierig könnte jedoch die Weitergabe der von der Polizei gesammelten Daten an den DFB oder den BVB sein, falls gegen die Fans überhaupt nicht ermittelt wird. In diesem Fall dürften wohl auch keine Stadionverbote ausgesprochen werden. Jörg Radek von der Gewerkschaft der Polizei erklärte dem Sportinformationsdienst bereits, dass die Polizei die Daten nur an Behörden, nicht jedoch an Vereine weitergeben würde. Andrea Löb von der Polizei Südhessen wollte dies gegenüber Faszination Fankurve bisher weder bestätigen noch dementieren.

Nach Angaben der Pressesprecherin der Polizei Südhessen handelte es sich bei den kontrollierten Personen um BVB-Fans, die den Gruppen Riot 0231 und Northside zuzuordnen seien. Dies hätten polizeiliche Recherchen ergeben. Demnach seien etwa 40 der 90 Businsassen bereits wegen Gewalttaten in Zusammenhang mit Fußballveranstaltungen aktenkundig. Die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) hat dem DFB hingegen empfohlen, gegen alle angetroffenen Businsassen bundesweite Stadionverbote auszusprechen: „Wir gehen davon aus, dass die gesamte Gruppe mit dem Ziel nach Darmstadt reisen wollte, dort Straftaten zu begehen und Auseinandersetzungen zu provozieren. Deshalb halten wir ein bundesweites Stadionverbot gegen alle angetroffenen Personen für sinnvoll“, erklärte Jürgen Lankes, Leiter der ZIS, heute in Duisburg. Dass solche Stadionverbote wahrscheinlich nicht haltbar wären, zeigte zuletzt der Karlsruher Fall. Hinzu kommen Datenschutzprobleme, falls gegen weitere Businsassen gar nicht ermittelt wird. (Faszination Fankurve, 15.02.2017)

Fanfotos Borussia Dortmund




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