05.12.2017 - Dynamo Dresden

Wohnungen & Fanprojekt in Dresden durchsucht


Auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe wurden am heutigen Morgen im Zusammenhang mit den Vorfällen vom Dynamo Dresden Auswärtsspiel in Karlsruhe insgesamt 33 Durchsuchungen in Wohnungen und Geschäftsräumen vorgenommen. Auch das Fanprojekt Dresden war von diesen Durchsuchungen betroffen.


Das Fanprojekt Dresden bestätigte auf Nachfrage von Faszination Fankurve, dass es dort heute Morgen zu Durchsuchungen kam. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft Karlsruhe richteten sich die Durchsuchungsmaßnahmen gegen 20 Personen und 33 Wohnungen bzw. Räumlichkeiten. Der Großteil der heute gleichzeitig stattfindenden 33 Durchsuchungen fand in Dresden und Umgebung statt, aber auch in Brandenburg, Baden-Württemberg und der Schweiz wurden einzelne Objekte durchsucht.


Erst Vorgestern wurde das Fanprojekt Darmstadt von der Polizei durchsucht. Heute folgten Durchsuchungen im Fanprojekt in Dresden in der Löbtauer Straße. Die sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland gelten europaweit als Vorbilder in der Präventionsarbeit und sind vielerorts Netzwerkpartner der Vereine und der Polizei. Das Fanprojekt Dresden führt nach Auswärtsspielen immer Befragungen von mitgereisten Dynamo-Fans durch, die das Verhalten der Dresden-Fans, aber auch das Auftreten von Polizei und Ordnungsdienst bewerten, loben und kritisieren können. Von diesen Auswertungen profizieren Vereinen, Verbände und die Polizei bei der Aufarbeitung von Vorfällen. Die Fanhilfe Magdeburg kritisiert nach den Durchsuchungen der Fanprojekte in Darmstadt und Dresden den Umgang von Polizei und Behörden mit Fanprojekten: „Wir verurteilen die Kriminalisierung sozialpädagogischer Einrichtungen für Fußballfans, die (bisher) oftmals gute VermittlerInnen zwischen Fans und Polizei waren. Ob in Zukunft eine Zusammenarbeit zwischen Fanprojekten und Polizei überhaupt noch Sinn macht, muss unter Beachtung der aktuellen Ereignisse unbedingt neu diskutiert werden. Wir zeigen uns solidarisch mit den Betroffenen und verurteilen diesen Umgang mit Fußballfans und ihren PartnerInnen!“

Die Schwarz-Gelbe Hilfe, die Dynamo-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, hat einen Ratschlag für von den Durchsuchungen betroffene Fans veröffentlicht: „Betroffene einer Hausdurchsuchung sollten im Nachgang ein Gedächtnisprotokoll und eine Schadensbilanz der Maßnahme erstellen und diese dem herbeigezogenen Rechtsbeistand übergeben. Dieser sollte danach Einspruch gegen die Maßnahme einlegen.“

​Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe leitete in der Folge des Auswärtsspiels von Dynamo Dresden beim Karlsruher SC mehrere Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz bzw. Sprengstoffgesetz ein. Diese Ermittlungsverfahren sollen Grund für die Durchsuchungen gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft und Polizei Karlsruhe haben für heute um 14:00 Uhr eine gemeinsame Pressekonferenz in den Räumlichkeiten der Polizei Dresden angekündigt.


Anlässlich des Zweitligaspiels von Dynamo Dresden beim Karlsruher SC sollen am 14. Mai 20017 insgesamt 15 Polizeibeamte und 21 Ordner leicht verletzt worden sein. Die Polizei Karlsruhe erklärte damals auf Nachfrage von Faszination Fankurve, dass keiner der Beamten schwer verletzt wurde oder stationär im Krankenhaus behandelt werden musste. Bei den 15 verletzten Polizeibeamten handelte es sich demnach durchweg um Knalltraumata, die durch zahlreiche Böller ausgelöst wurden, die von Dynamo Fans geworfen worden sein sollen.

Neben den 15 Polizisten haben sich auch 21 Ordner als verletzt gemeldet. Wie bei den Polizisten kam es auch bei eingesetzten Ordnern zu Knalltraumata. Hinzu kamen bei Mitarbeitern des Ordnungsdienstes Prellungen und Schürfwunden, die aus dem Gedränge und einem Blocksturm resultieren sollen. Verletzungen wegen des von Polizisten eingesetzten Pfeffersprays sollen auch unter der Auflistung der 21 verletzten Ordner sein. Laut Polizeiangaben gab es bei den Ordnern ebenfalls keine schwerwiegenden Verletzungen. Die Polizei Karlsruhe richtete im Nachgang der Vorfälle eine Ermittlungsgruppe ein.

2.400 Dynamo Dresden Fans erschienen im Mai 2017 in Karlsruhe überwiegend in Militärkleidung und mit Tarnfarbe im Gesicht. Die Auswärtsfahrt lief unter dem Motto „Krieg dem DFB“ und „Football Army Dynamo Dresden“. Dynamo-Fans zündeten damals in Karlsruhe sowohl auf dem Fanmarsch, als auch im Gästeblock des Wildparkstadions Pyrotechnik. Zudem stürmten Teile der Dynamo-Fans den Eingang, was auch eine Reaktion auf ein reduziertes Ticketkontingent wegen einer DFB-Strafe gewesen sein soll. (Faszination Fankurve, 05.12.2017)

Update: Auf der Pressekonferenz wurde bekannt, dass sich die Durchsuchungen vor allem gegen Fans richteten, die von den Behörden als Organisatoren des Fanmarsches vermutet werden.

Fanfotos Dynamo Dresden




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