06.11.2018 - FC St. Pauli

„Zeichen, die nur ein Polizeistaat setzen kann!“


Nachdem sich der FC St. Pauli und der Fanladen bereits zur stundenlangen Polizeikontrolle am Sonntag am Bielefelder Hauptbahnhof zu Wort gemeldet haben (Faszination Fankurve berichtete), hat auch die Braun-Weiße Hilfe eine Pressemitteilung zum Thema veröffentlicht. Darin wird die Polizei scharf kritisiert.

Am Bahnhof Melle wollten die FC St. Pauli-Fans demnach den Regionalzug verlassen, weil Polizisten offenbar Pfefferspray in den Zug sprühten. Das Aussteigen soll von Polizisten unter Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken, die teilweise auch auf Kopfhöhe eingesetzt worden sein sollen, unterbunden worden sein.

In Bielefeld angekommen wurden die etwa 300 FC St. Pauli-Fans dann über sechs Stunden von der Polizei kontrolliert worden sein und mussten ihre Personalien abgeben. Das Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld verpassten die betroffenen Fans somit (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 06.11.2018)

Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung der Braun-Weißen Hilfe:

Am 04.11.2018 reisten ca. 300 Sankt Pauli Fans zum Auswärtsspiel nach Bielefeld. Kurz nach dem Zusteigen der Bundespolizei in Osnabrück kam es zu einem wahrlosen und großflächigen Pfeffersprayeinsatz im geschlossen Zugwaggon. Anlass hierfür war eine vermeintliche Ordnungswidrigkeit.

Am Bahnhof Melle wollten daraufhin die FCSP-Fans und alle weiteren Reisenden den Waggon verlassen, um Luft zu holen und aus dem Pfeffernebel herauszukommen. Die Betroffen litten unter Atemnot, tränenden Augen und mussten sich zum Teil im Zuginneren erbrechen. Die Polizei versuchte das Aussteigen durch weiteren Pfefferspray- und Schlagstockeinsatz zu unterbinden, woraufhin es zu panischem Gedränge auf dem Bahnsteig kam. Hierbei wurde mehrfach mit den Schlagstöcken gezielt auf Kopfhöhe geschlagen. Nach Eintreffen weiterer Polizeieinheiten ging die Fahrt nahezu ohne Unterbrechungen direkt nach Bielefeld.

Dort angekommen kesselten Einheiten der Landespolizei und später dazugezogene BFE – Kräfte einen Großteil der Fans als auch andere Reisende am Bahnhofsvorplatz für die darauffolgenden sechseinhalb Stunden. Die Betroffenen sollten ihre Personalien abgeben.

Der Aufforderung folgte freiwillig ein Teil der Gekesselten. Die Polizei Bielefeld entschied anschließend anscheinend willkürlich wer den Kessel verlassen durfte und wer wiederum in einen weiteren separiert wurde.

Allen gekesselten Personen wurde:

Der Gang zur Toilette verwehrt

Die Versorgung mit Getränken und Speisen erst nach fünf Stunden ermöglicht

Die Personalien unter Zwang festgestellt

Und Minderjährige ohne die Miteinbeziehung ihrer Erziehungsberechtigten rechtswidrig festgehalten und kontrolliert

Zeitgleich hierzu führte der Ordnungsdienst mit der Polizei wenige Minuten nach Anpfiff bis zum Abpfiff eine Sperre des Gästebereichs durch. Es kamen auch später angereiste Fans nicht mehr in den Stehbereich noch durften Fans das Stadion verlassen. Wir werten diese Maßnahme eindeutig als Freiheitsberaubung.

Die Bundespolizei NRW wollte nach eigenen Angaben mit diesen Maßnahmen ein „Zeichen“ setzen.

Was für ein „Zeichen“ soll das sein?

Das Aushebeln von grundlegenden Menschen- und Bürgerrechten?

Die Freiheitsberaubung von Fans am Bielefelder Bahnhof und im Stadion?

Körperliche Angriffe gegen Fans und andere Reisende? Sowie der wiederholte Pfefferspray-Einsatz aus kürzester Distanz in geschlossenen Räumen?

Oder die massenhafte Erhebung von personenbezogenen Daten?

Dies sind Zeichen, die nur ein Polizeistaat setzen kann!

Wir rufen die Medien auf, die Pressemitteilungen der Polizei nicht unkritisch zu übernehmen. Diese Praxis führt zu einer Vorverurteilung und Kriminalisierung von Fußballfans.

Fanfotos FC St. Pauli




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