19.02.2020 - Dynamo Dresden

„Zu keinem Zeitpunkt eine taugliche Fantrennung“


Nach Abpfiff des Zweitligaspiels zwischen dem FC St. Pauli und Dynamo Dresden kam es im Millerntor zu Auseinandersetzungen zwischen Gästefans und Ordnern (Faszination Fankurve berichtete). Dynamo Dresden hat die Vorfälle des Tages detailliert aufgearbeitet und nun Stellung bezogen.

Etwa 30 Dynamo-Fans waren demnach nach Abpfiff über eine Mauer im Gästeblock in den Heimbereich geklettert, wo sie sich Auseinandersetzungen mit dem Ordnungsdienst lieferten. Dabei sind 13 Personen verletzt worden. Der Verein hat diesen Vorfall zum Anlass genommen, um sich von Gewalt zu distanzieren: „Wir verurteilen jegliche Form von Gewalt und distanzieren uns ganz klar von den Personen, die unmittelbar nach dem Auswärtsspiel beim FC St. Pauli Menschen mit massiver körperlicher Gewalt angegriffen haben. Um es ganz deutlich zu sagen: Dafür kann es keine Rechtfertigung und auch keine Entschuldigung geben. Menschen, die die Gesundheit von anderen so rücksichtslos aufs Spiel setzen, haben in unserer Sportgemeinschaft nichts verloren. Sobald die entsprechenden Personen durch die Ermittlungsbehörden identifiziert werden konnten, werden wir beim Heimverein auf die Aussprache von Stadionverboten hinwirken und zu erwartende Strafen in der neu gegründeten ‚Kommission Strafumlegung‘ mit aller Schärfe behandeln. Wir wünschen allen Verletzten und Betroffenen auch auf diesem Wege nochmals von Herzen gute Besserung“, erklärte Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born dazu.

Weiter kritisierte Dynamo Dresden, dass am vergangenen Freitag am Millerntor keine ausreichende Trennung beider Fanlager vorgenommen wurde und die Pfufferzone lediglich aus zwei Sitzreihen bestanden habe, die nur durch ein Flatterband gekennzeichnet gewesen sein sollen. Auf die gegenseitigen Provokationen und Spruchbänder (wir berichteten) ging Dynamo Dresden in der Aufarbeitung ebenso ein, wie auf die Sticker mit dem Dynamo-Waffen, einer Bombe und dem brennenden Dresden-Schriftzug, die laut Angaben in der Aufarbeitung bereits 2018 erstmals verbreitet wurden. Unerwähnt lässt Dynamo in der eigenen Aufarbeitung ebenfalls nicht, dass Dynamo-Fans im Gästeblock mehrfach lautstark versuchten, deeskalierend auf andere SGD-Fans einzuwirken. Aus dem Heimbereich seien zudem „laut mehrerer, unabhängiger Augenzeugenberichte volle – und teils übel riechende – Getränkebecher sowie Feuerzeuge und andere kleine Gegenstände“ in den Gästeblock geworfen worden. Die aus dem Gästeblock in den Heimbereich gefeuerte Leuchtspur wird von Dynamo Dresden ebenfalls nicht verschwiegen, wie ein Böllerwurf aus unbekannter Ecke.


Am Parkplatz, der für Gästefans ausgewiesen war, soll es laut Vereinsangaben noch zu Angriffen von Heim- auf Gästefans gekommen sein. Der Parkplatz sei dabei laut Auffassung von Dynamo Dresden nur unzureichend bewacht gewesen. „Wir haben die vergangenen Tage für eine erste intensive Analyse genutzt, um ein möglichst genaues Bild von den Ereignissen zu zeichnen, die sich am Freitagabend im Millerntor-Stadion und außerhalb zugetragen haben. Aus unserer Aufarbeitung geht auch hervor, dass die Vorfälle erst dadurch möglich waren, weil zu keinem Zeitpunkt eine taugliche Fantrennung unter Berücksichtigung der besonderen Rivalität beider Anhängerschaften zu erkennen war. Hier stellen wir ganz klar ein organisatorisches Versäumnis unter Berücksichtigung aller sicherheitsrelevanten Punkte des Gastgebers fest“, sagteMichael Born.

„Beide Seiten sollten bei der Vorbereitung noch enger zusammenarbeiten, wenn es in Zukunft zu Aufeinandertreffen beider Vereine kommt. Wir werden jedenfalls darauf hinwirken, dass es beim nächsten Mal auch beim FC St. Pauli eine Fantrennung gibt, die den Namen verdient hat. Gleichwohl stimmt es uns sehr nachdenklich, dass die Einforderung von derartigen Maßnahmen notwendig ist, um zu verhindern, dass auf Grund der gegenseitigen Anfeindungen und Provokationen noch Schlimmeres bei zukünftigen Spielen passiert. Von daher wünschen wir uns, dass es endlich auf beiden Seiten zu einer Allianz der Vernunft kommt, wo Gewalt, menschenverachtende Provokationen und diffamierende Verallgemeinerungen der Vergangenheit angehören“, erklärte SGD-Geschäftsführer Born weiter. (Faszination Fankurve, 19.02.2020)

Fanfotos Dynamo Dresden




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