01.11.2004 - Schweiz

„Zurich United“ spaltet die Stadt


Wer sich durch die Fußball-Seiten der Online-Angebote Schweizer Zeitungen klickt, stößt hier und da auf das Logo von „Zurich United“ – ein Reizwort für GC- und FCZ-Fans.

Die Idee ist nicht neu und in Zürich sogar rund 30 Jahre alt. Sie taucht an vielen Orten immer wieder auf und in jedem Falle sorgt sie für heftige Reaktionen. Das Schlagwort, um das es sich in der Schweizer Metropole dreht, heißt „Zurich United“. Es steht für die neuesten Bestrebungen, ein Fusion zwischen den beiden Züricher Großclubs Grasshopper und FC Zürich herbeizuführen und der Umlaut-vermeidende Name des Projekts verdeutlicht, dass die Initiatoren gleich eine Etablierung des Fusionsclubs in spe auf internationaler Ebene im Focus haben.

An der Spitze der Initiatoren steht Alain Gozzer (28), ein ehemaliger Angestellter der Grasshopper. Ein gutes halbes Jahr ist es her, dass er und seine Mitstreiter den Verein gründeten und ihre Idee auf einer Pressekonferenz vorstellten. Sie wird unter anderem getragen von Schweizer Sportgrößen wie den ehemaligen Radsport- und Ski-Abfahrts-Weltmeistern Urs Freuler und Peter Müller. „,Zurich United‘ ist bereits in dieser kurzen Zeit zu einem Begriff geworden und genießt zumindest in Fußballkreisen einen hohen Bekanntheitsgrad“, bilanziert Gozzer. Ziel sei es, den Prozess zu einer Zusammenarbeit zwischen dem Grasshopper-Club und dem FC Zürich zu beschleunigen. Gozzer: „Entweder kommt es zu einer Zusammenarbeit, oder einer der beiden Klubs verschwindet früher oder später zwangsweise in der Anonymität. Heute besteht die Chance, die Weichen für eine gemeinsame und erfolgreiche Zukunft zu stellen – ein starker Züricher Großklub ist es, was wir uns wünschen.“

Für die Fans beider Züricher Vereine war die Idee gleichsam eine „Totgeburt“. Saro Pepe (33) von der FCZ-Stadionkneipe „Flachpass“: „Das Projekt ist völliger Mumpitz. Du bist hier in einer Stadt, in der es seit 110 Jahren zwei große Clubs gibt. Das macht den Fußball hier aus und das würde die Stadt verlieren. Man muss ja nur einmal an das 5:6 im Pokalhalbfinale der letzten Saison denken. Was sich da entladen hat, das gibt es nur in echten Derbys.“

In die gleiche Richtung zielen die Aussagen der Grasshopper-Fans: „Wir haben uns dafür entscheiden, vorerst absolut nichts dagegen zu unternehmen und die Sache zu ignorieren, ansonsten würde das der Idee, die von ein paar jungen, unbedeutenden Clowns stammt, nur unnötig Aufwind verliehen, und das wollen wir nicht“, so Silvan Keller (20) von der Blue Side, „sollte das Projekt irgendwann einmal wirklich ernsthaft zur Diskussion stehen, werden wir natürlich handeln, aber momentan sind wir glücklicherweise sehr weit davon entfernt.“

Für Gozzer sind diese Reaktionen nicht neu: „Bei gewissen eingefleischten Fans stößt das Projekt auf wenig Sympathie und sie reagieren zum Teil unter der Gürtellinie. Das etwas neutralere Publikum steht klar hinter der Sache.“ An seiner Idee hält er unterdessen unverdrossen fest. 2008 hat man als den Zeitpunkt anvisiert, an dem ihre Vision frühestens Realität werden könnte. „Wir sind aber realistisch und wissen, dass andere Leute über den Zeitpunkt entscheiden werden. Wir haben diverse Kandidaten, die sich als Ausrüster oder Trikotsponsor engagieren möchten – Gespräche dazu sind im Gange.“ Entwürfe für das Trikot und für das Wappen – ein Kompromiss aus Grashüpfer und Löwe sowie dem Stadtwappen – gibt es ebenfalls schon.

„Das finden alle lächerlich, selbst die Kommentatoren der Zeitungen. Und die Initiatoren haben keinen Rückhalt bei den Fans“, sagt Pepe. Auch die Clubverantwortlichen beider Vereine erschienen trotz Einladung nicht zur Präsentation.

Keller: „Unsere Ablehnung der Fusion ist selbsterklärend, da sind die Argumente auf dem ganzen Globus wohl die gleichen und so auch bei uns: Tradition, Umfeld, ... Fußballvereine sind halt doch nicht einfach Unternehmen, die sich mal schnell zusammenschließen, da stecken viele Menschen dahinter, denen man nicht einfach ihr Umfeld nehmen kann.“ (Faszination Fankurve, 01.11.2004)

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