07.07.2018 - Demonstration

[Fotos & Videos] Tausende Fußballfans auf Demo in Düsseldorf


In Düsseldorf demonstrierten heute knapp 20.000 Menschen gegen ein neues Polizeigesetz für Nordrhein-Westfalen. Unter den Demonstranten befanden sich auch tausende Fußballfans. Die Fanszenen von Fortuna Düsseldorf, Borussia Dortmund, dem 1. FC Köln, dem MSV Duisburg und dem FC Schalke 04 traten dabei in eigenen Blöcken auf.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung plant, ein neues Polizeigesetz einführen, das die Rechte von Bürgern und Fußballfans einschränken könnte. Neben Fußballfans gingen heute in Düsseldorf Umweltschützer, Antifaschisten, Politiker, Globalisierungskritiker, Juristen, Umweltaktivisten, Migranten, Gewerkschafter, Parteimitglieder, Nicht-Regierungsorganisationen und viele weitere Menschen auf die Straße, um gegen eine Verschärfung des Polizeigesetzes zu demonstrieren.


Vorne in der Demonstration gingen Jugendliche von Parteien und Gewerkschaften, gefolgt von der Fanszene von Fortuna Düsseldorf, die hinter einem „Fortuna Fans gegen Polizeiwillkür“-Plakat marschierte. „Überall Bullen - Nirgendwo Gerechtigkeit“ stand zudem auf einem Hochtransparent, das die Fortuna Düsseldorf-Fans mit sich führten.

Zwischen der Düsseldorfer Fanszene und der nächsten Gruppe Fußballfans befanden sich mehrere politische Gruppen. Bis auf die Fanszenen von Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln gingen keine Fanszenen direkt hintereinander. Die BVB-Fans zogen heute hinter einem „Egal ob NRW oder anderswo - Verschärfte Polizeigesetze stoppen“-Spruch durch die Düsseldorfer Innenstadt. Zudem hatten die BVB-Ultras zahlreiche Sprechblasen mit im Gepäck. Direkt hinter der BVB-Fanszene folgte der Block der Fanszene des 1. FC Köln. Die Kölner reisten mit einem „FC-Fans gegen Sicherheitswahn“-Plakat in die Landeshauptstadt und hatten neben zahlreichen Sprechblasen noch mehrere große Doppelhalter dabei, auf denen Auswirkungen des neuen Polizeigesetzes thematisiert wurden.

Auf der heutigen Demonstration war zudem noch eine kleine Gruppe aus der Fanszene des MSV Duisburg zu sehen und kurz vorm Ende des Demonstrationszuges befand sich noch eine große Gruppe aus der Fanszene des FC Schalke 04, die sich hinter einer „Kennzeichnungspflicht statt Freifahrtschein! NoPolG NRW!“-Fahne positionierten.


Neben den genannten Fanszenen waren vereinzelt auch kleinere Grüppchen anderer Fußballfanszenen zu sehen. Offiziell zur Erkennen gaben sich beispielsweise eine Reihe Arminia Bielefeld-Fans. Aber auch aus Oberhausen oder Essen waren Fußballfans angereist, jedoch nicht so deutlich zu erkennen, wie die blauen Schalker, die weißen Kölner, die rot-weißen Düsseldorf oder die schwarz-gelben Dortmunder. Die genannten Blöcke der Fanszenen aus Düsseldorf, Dortmund, Köln, Duisburg und Gelsenkirchen bestanden größtenteils aus Ultras, jedoch nicht ausschließlich. Auch andere Fußballfans gingen gegen die geplante Gesetzesverschärfung auf die Straße. Von der Anzahl der Personen her waren die Blöcke der Fortuna Düsseldorf, Borussia Dortmund, 1. FC Köln, und FC Schalke 04-Fanszenen in etwa gleich groß.


Die bunte Demonstration gegen ein neues Polizeigesetz in Nordrhein-Westfalen zog vom Düsseldorfer Hauptbahnhof über die Königsallee bis zum Landtag. Die Polizei konzentrierte sich vor allem darauf, die umliegenden Straßen abzuriegeln und hielt sich im Hintergrund. Die anwesenden Fanszenen, die sich heute in Düsseldorf über den Weg liefen, stellten vor, während und nach der Demonstration eindrucksvoll unter Beweis, dass Feindschaften im Sinne der Sache zurückgestellt werden können. Auch zwischen den verfeindeten Fanszenen aus Dortmund und Gelsenkirchen oder aus Düsseldorf und Köln kam es zu keinerlei Vorfällen, auch wenn sich verschiedene Fangruppen durchaus kritisch beäugt haben. Auch für die anwesenden Szenekundigen Beamten der Polizei dürfte dies ein ungewohnter Anblick gewesen sein.


Nachdem die Demonstration auf der Wiese vor dem Landtag beendet wurde, zogen die verschiedenen Blöcke auswärtiger Fußballfans zurück zum Düsseldorfer Hauptbahnhof, von wo aus es ziemlich schnell in Richtung der jeweiligen Heimat ging. Auf dem Rückweg zum Hauptbahnhof zogen erstmals größere Polizeigruppen auf. Offenbar befürchtete man immer noch ein Aufeinandertreffen verfeindeter Fangruppen, die heute jedoch diszipliniert nach dem Motto „Getrennt in den Farben, vereint in der Sache“ agierten. Das lautstarke Auftreten der Fanszenen aus Düsseldorf, Dortmund, Köln oder Gelsenkirchen hinterließ teilweise auch bei anderen Demonstranten einen bleibenden Eindruck.

Mit dem neuen Polizeigesetz in NRW plant die dortige Landesregierung eine Erweiterung der Videoüberwachung, die Einführung von verdachtsunabhängigen Überwachungen sowie Personen auf Verdacht in Gewahrsam zu nehmen oder auch Messanger-Dienste mitzulesen. Zudem soll die Polizei in Zukunft Teaser als Waffen einsetzen dürfen. Zudem soll die Polizei nach der Gesetzesverschärfung, die auf September 2018 verschoben wurde, schon bei einer „drohenden Gefahr“ einschreiten dürfen, also auf Vermutungen hin. Kritiker der Gesetzesverschärfung sehen sogar die Gewaltenteilung in Deutschland in Gefahr. Gegen das neue Polizeigesetz formierte sich, wie schon bei der Gesetzesverschärfung in Bayern, ein breiter gesellschaftlicher Widerstand, an dem sich auch mehrere Fußballfanszenen beteiligten. (Faszination Fankurve, 07.07.2018)

Videos:​











Weitere News:
24.03.2015: Fans organisieren Demo für niedrige Ticket-Preise
18.11.2014: Fans demonstrierten gegen Gummigeschosse
28.10.2014: Demo von Ultras gegen Überwachung in Ungarn
14.08.2014: Englandweite Demonstration für bezahlbare Tickets