27.11.2020 - FC Bayern München

Aktive FC Bayern-Fans positionieren sich in TV-Geld-Debatte


Der Club Nr. 12, Dachverband der aktiven Fans des FC Bayern München, hat sich in einer heute veröffentlichten Stellungnahme in der aktuellen Debatte zur Verteilung der Medienerlöse der DFL zu Wort gemeldet und den eigenen Verein aufgerufen, sich solidarischer mit den anderen Bundesligisten zu zeigen.

Ob Zukunft Profifußball, Unsere Kurve oder Fanszenen Deutschlands: In den letzten Tagen und Wochen haben zahlreiche bundesweite Fanzusammenhänge eine ausgeglichenere Verteilung der TV-Gelder ab der Saison 2021/2022 gefordert. In allen genannten Zusammenhängen sind auch aktive Fans des FC Bayern involviert gewesen und veröffentlichten die Forderungen mit.

Das DFL-Präsidium erarbeitet zur Zeit einen Vorschlag für die Verteilung der Gelder der kommenden Rechteperiode. Sollte eine gleichmäßigere Verteilung der Gelder unter den Bundesligisten erfolgten, dann ist klar, dass der FC Bayern als Serienmeister im Vergleich zum Status Quo zurückstecken müsste.


Zuletzt hatten vier Erst- und zehn Zweitligisten mit einem Papier eine gerechtere Verteilung der DFL-Medienerlöse vorgeschlagen. Mitte des Monats trafen sich daraufhin in Frankfurt 14 Clubs der 1. Bundesliga sowie der Hamburger SV aus der 2. Bundesliga. Nicht mit dabei waren die Erstligisten VfB Stuttgart, Arminia Bielefeld, 1. FSV Mainz 05 und FC Augsburg. Diese Clubs wurden nicht eingeladen, weil sie zuvor das Impuls- und Analyse-Papier unterzeichnet hatten, mit dem sich sich für eine solidarische Verteilung ausgesprochen wurde. Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München, der als Initiator des Treffens in Frankfurt gilt, warf den vier Erst- und zehn Zweitligisten vor, durch Papier „den Fehdehandschuh hingeworfen“ zu haben.

Der Dachverband der aktiven FC Bayern-Fans erinnert Rummenigge nun hingegen an seine Worte vom 16. April 2020, als er zu Beginn der Pandemie, als die Bundesliga für einen Restart kämpfte, von Solidarität sprach. Der Club Nr. 12 zweifelt die Ernsthaftigkeit der Solidaritätsaussagen von Rummenigge mittlerweile an und wirft dem FC Bayern beim Thema TV-Gelder Machtspiele vor.

Die aktiven FC Bayern-Fans fordern nun Demut und Solidarität vom eigenen Verein ein, auch in der TV-Geld-Debatte. Im Stadtbild von München klebten aktive FC Bayern-Fans zuletzt Plakate, auf denen Rummenigge im Pippi Langstrumpf-Look zu sehen war. „Ich verteil das Fernsehgeld, wie es mir gefällt!“ stand dazu geschrieben. In Zeiten der Corona-Pandemie machten sich aktive FC Bayern-Fans mehrfach durch kritische Plakataktionen bemerkbar. (Faszination Fankurve, 27.11.2020)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme vom Club Nr. 12 zur aktuellen Debatte zur TV-Gelder-Verteilung:

Während wir seit inzwischen über acht Monaten vor den Stadiontoren bleiben müssen, geht es in der von den Funktionären geschaffenen Parallelwelt des Fußballs mit Geisterspielen und ohne die in der im Frühjahr entdeckten und doch wieder schnell vergessenen sozialen Verantwortung einfach weiter.

Die Pandemie hat die Probleme des Profifußballs gnadenlos offengelegt. Wenn man sich an die überraschend selbstkritischen Worte einiger Vereinsvertreter aus dem Frühjahr erinnert, fragt man sich nun, nur wenige Monate später: Wo ist sie geblieben, die Solidarität und Reformbereitschaft? Was wurde aus dem "Wir haben verstanden", welches man den Kritikern an der Saisonfortsetzung öffentlichkeitswirksam entgegenhielt, um mit der Aussicht auf Besserung erstmal die TV-Einnahmen zu retten?

Dass sich am Status Quo wirklich etwas ändern könnte, haben die Vereine am 07.12. in der Hand, wenn das DFL-Präsidium beschließt, wie in Zukunft die nationalen und internationalen TV-Erlöse der DFL unter ihren 36 Mitgliederclubs aufgeteilt werden sollen. Und das für die nächsten fünf Jahre.

Es ist eine Chance für den deutschen Fußball und ein Termin mit Signalwirkung weit darüber hinaus.

Doch gerade bei unserem FC Bayern, muss man die Ernsthaftigkeit der Aussagen vom Frühjahr inzwischen leider anzweifeln. Während wir Bayernfans uns in verschiedenen Faninitiativen wie "Zukunft Profifußball" eingebracht haben und uns für konkrete, nachhaltige Konzepte einsetzen, setzt unser Verein lieber auf die altbewährten großkopferten Machtspielchen.

Aus Sicht von Karl-Heinz Rummenigge scheint es einem Affront gleichzukommen, dass sich 14 Erst- und Zweitligisten Gedanken über eine fairere TV-Gelder-Verteilung machten und diese Ideen zur Diskussion stellten. Vielleicht hat ihn aber auch nur gestört, dass der FC Bayern dabei für den Grundsatz der Solidarität etwas mehr von seinem TV-Gelder-Anteil abgeben sollte, als ihm lieb ist. Als Branchenprimus kann man sich schließlich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

Aber genug der Polemik. Es ist nicht das erste Mal, dass unser Club hier ein schlechtes Bild abgibt und den Eindruck erweckt, dass die großen Worte vom Frühjahr ("Solidarität ist in diesem Moment das Wichtigste, und zwar auf allen Ebenen" (K.-H. Rummenigge 16.04.2020)) halt eben nicht mehr als Worte waren, die es zu diesem Zeitpunkt gebraucht hat, um entgegen allen Widerständen aus Fan-Szenen, Gesellschaft und Politik die Saison fortzusetzen.

Die damals noch angekündigte Demut scheint zumindest an der Säbener Straße noch keinen Einzug gehalten zu haben.

Dabei sind die Forderungen/Ideen von "Zukunft Profifußball" bzw. dem Positionspapier der 14 Vereine zwar ambitioniert, sie sind aber erstens immer mit der Hoffnung auf einen attraktiveren und spannenderen, weil faireren Wettbewerb der zukünftigen Bundesliga verfasst worden und zweitens ja auch nicht in Stein gemeißelt. Die Auswirkungen der Corona-Krise sind real und man kann sich ihnen nicht verschließen. Deswegen wurde bereits bei der Ausarbeitung dieser Positionen klar die Möglichkeit einer etappenweisen Umsetzung eingeräumt, um nicht von heute auf morgen den Vereinen ihren gesamten Spielraum im Etat zu nehmen. Wichtig ist vorrangig ein klares Bekenntnis zur Zielvorgabe in fünf Jahren. Mit Reformen, die auch wirkliche Reformen sind.

Dass unser FC Bayern auf den über hundert Millionen Euro großen Startvorteil beim Fernsehgeld angewiesen ist, um auch diese Saison wieder die nationale Konkurrenz auf Abstand zu halten, ließe sich auch schlecht mit dem Narrativ des selbstbewussten "Mia san Mia" in Einklang bringen.

Solidarität ist in unserem Verständnis ein essenzieller Grundwert, der unseren Verein ausmachen sollte. Und das Fehlen von Solidarität schadet unserem Verein und denen, die sich mit ihm identifizieren.

Der Club Nr. 12 als Zusammenschluss von Fans, Unterstützern und Mitgliedern des FC Bayern fordert daher: Demut im Angesicht der momentanen Situation, Solidarität mit der Gemeinschaft der Profivereine, Mut und vor allem Wille zu wirklichen Reformen und Integrität gegenüber den Werten unseres Vereins am 07.12. und darüber hinaus.

Fanfotos FC Bayern München




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