04.10.2019 - Borussia Mönchengladbach

Alle Gladbach-Fans noch am Abend aus Gewahrsam entlassen


Wir berichteten gestern Abend über die Schikanen, die Borussia Mönchengladbach-Fans seitens der Polizei beim Auswärtsspiel bei Başakşehir in Istanbul ertragen mussten. Im Interview mit dem Mitgedacht-Block erklärte die Fanhilfe Mönchengladbach heute, dass die Gästefans, die in Gewahrsam kamen, noch am Abend entlassen wurden.

Der Konvoi der Busse, die die Fans der Fohlenelf vom Sultan-Ahmed-Platz in der Istanbuler Innenstadt zum etwa 40 Kilometer entfernten Başakşehir Fatih Terim-Stadion brachte, war für 17:00 Uhr angesetzt und von den Behörden vorgeschrieben. Ohne eine Teilnahme an diesem Buskonvoi konnte nicht garantiert werden, dass man in den Gästeblock gelassen wird (Faszination Fankurve berichtete). Die Fanhilfe berichtete nun, dass der Konvoi mit etwa 30 Bussen erst um 17:45 Uhr startete, was an der schlechten Organisation der Behörden gelegen haben soll. „Die Busse sind nur nach und nach im Abstand von mehreren Minuten angekommen, mussten dann rückwärts in Seitenstraße einparken. Das hat bei 30 Bussen natürlich utopisch lange gedauert. Wer den Verkehr in Istanbul kennt, kann sich dann vorstellen, dass ein so großer Konvoi auf der in etwa 40 km langen Strecke zur RushHour nicht problemlos und ohne Stau fortbewegt. Das Ergebnis war, dass die Busse erst wenige Minuten vor dem Anpfiff das Stadion erreichten. Die Fans, die in den hinteren Bussen saßen, hatten bereits zu diesem Zeitpunkt schon gar keine Hoffnung mehr den Anstoß zu erleben“, erklärte die Fanhilfe dazu im Interview auf Mitgedacht-Block.de.


Die ersten Gästefans sollen bei Ankunft am Stadion noch problemlos ins Stadion gelangt sein, bevor die Schlangen länger wurden. Die Gladbach-Fans sollen sich trotzdem zu jeder Zeit ruhig verhalten haben. Weil manche Drehkreuze teilweise nicht funktionierte steigerte sich der Frust der Gästefans trotzdem, die Angst hatten, das Spiel zu verpassen, weshalb Gedränge entstand. Fanhilfe und Verein hatten im Vorfeld dazu aufgerufen, sich gegenüber der Polizei besonnen zu verhalten. „Auf das entstandene Gedränge reagierte die türkische Polizei aggressiv, schubste Fans zurück und drohte mit dem Einsatz von Schilden und Schlagstöcken. Fans, die zu diesem Zeitpunkt kurz vor oder hinter den Drehkreuzen standen, wurde vorgeworfen die Beamten attackiert zu haben – weshalb sie zwischenzeitlich in Gewahrsam genommen worden sind. In unmittelbarer Nähe standen Polizisten mit Maschinengewehren. Eine mehr als bedrohliche Situation, die zum Glück nicht noch schlimmer eskaliert ist“, beschreibt die Fanhilfe die Situation am Eingang.


Zudem wurden die Zaunfahnen der Gästefans vom Ordnungsdienst und der Polizei kontrolliert, was den Fans vorab bereits erklärt wurde. Einem Gladbach-Fan mit einer Stadtwappen-Fahne soll dann das Mitnehmen der eigenen Fahne verboten worden sein, weil diese ein christliches Symbol enthalte (gemeint war der St. Vitus im alten Mönchengladbacher Stadtwappen). Zuvor soll dieser Fan angeschrien und gegen eine Wand gedrückt worden sein. Laut Angaben der Fanhilfe Mönchengladbach wurde den Ordnern und Polizisten die Bedeutung des Wappen sowohl auf Englisch, als auch in Türkisch erklärt, doch die Fahne wurde trotzdem verboten, ebenso wie manch andere Fanclub-Fahne. Mitarbeiter der Borussia sowie Szenekundige Polizeibeamte sollen noch verglich versucht haben zu vermitteln.

Der FPMG Supporters Club bestätigt die Aussagen der Fanhilfe Mönchengladbach und kommt zu sehr ähnlichen Einschätzungen:

Ein türkischer Polizist soll zudem versucht haben, einen der Gladbacher Szenekundigen Polizeibeamten zu schlagen. Die Fans, denen die letztlich verbotenen Banner gehörten, verbrachten das gesamte Spiel vorm Stadiontor, weil sie erst nach Abpfiff das Stadiongelände mit dem vorgeschrieben Bustransfer verlassen durften. Im Stadion kam es ebenfalls zu Ingewahrsamnahmen, bei denen die Fanhilfe teils gar nicht wusste, warum diese erfolgten. Doch noch am gleichen Abend wurde die handvoll Gästefans, die in Gewahrsam landete, wieder entlassen. Die Fanhilfe erwartet nun vom eigenen Verein, dass eine Beschwerde bei der UEFA und beim gastgebenden Verein eingereicht wird. Das gestrige Statement von Max Eberl fand lobende Worte der Fanhilfe. (Faszination Fankurve, 04.10.2019)

Um diese Fahne ging es u.a.: ​

Fanfotos Borussia Mönchengladbach




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