08.09.2006 - FC Bayern München

Bayern-Fans kämpfen für Gerechtigkeit


Es begann mit einer Geschichte, die man so oder so ähnlich wohl schon mehr als ein Dutzend Mal gehört hat. Ende März gibt es in Duisburg Ärger zwischen Anhängern des gastgebenden MSV und denen des FC Bayern München. Es dauerte nicht lange, bis die Polizei einschreitet und die vermeintlichen Aggressoren einkesselt, ihre Daten aufnimmt und dem MSV Duisburg empfiehlt, Stadionverbote auszusprechen, was dieser dann auch macht.

Die Crux daran ist allerdings, dass auch zahlreiche Unbeteiligte in den Polizeikessel gerieten, die nun mit den Folgen leben müssen. Neben einem zweijährigen bundesweiten Stadionverbot wurde ihnen auch die Mitgliedschaft beim FC Bayern München entzogen, wegen ?vereinsschädigenden Verhaltens?. Einspruch zwecklos.

Für viele Fans des FC Bayern war damit die Grenze des Erträglichen überschritten. Die neue Initiative ?Mir san mir? fordert Änderungen in der Stadionverbotspraxis und nimmt dabei auch den eigenen Verein ins Visier. ?In unserem Fall versteckt sich der FC Bayern hinter der Aussage, das Stadionverbot sei halt vom MSV Duisburg ausgesprochen worden, dafür könne der FC Bayern ja nichts und ein Stadionverbot aufgrund eines eingeleiteten Verfahrens erfülle laut Satzung schließlich den Punkt des vereinschädigenden Verhaltens und ziehe unweigerlich eine Kündigung der Mitgliedschaft nach sich. Das ?wie? diese Stadionverbote überhaupt heute zustande kommen, wird ignoriert?, kritisierte Lars Kardel, Initiator der Aktion.

Die Aktion ?mir-san-mir? wirft dem FC Bayern und insbesondere dem Fanbeauftragten Raimund Aumann vor, es sich zu einfach zu machen und die eigenen, friedlichen Fans nicht ausreichend zu unterstützen. ?Diese Aktion ist nicht dafür da, Schuldige in Unschuldige zu verwandeln, nein, sie ist dafür da, Unschuldige vor Strafen zu bewahren?, sagt Kardel. ?Es geht um Menschen, die für ihren Verein leben. Nicht nur die Fans tragen mit ihrem Verhalten Verantwortung für den Verein, auch der FC Bayern trägt Verantwortung für seine Fans. Es wird Zeit, dass sich der FC Bayern dieser Verantwortung bewusst wird.?

Lars Kardel sieht im aktuellen Fall jedoch kein Problem, dass sich nur auf München beschränkt. Bundesweit habe sich eine Stadionverbotspraxis etabliert, die nicht nur unverhältnismäßig sei, sondern der auch die rechtliche Grundlage fehle. ?Zur falschen Zeit am falschen Ort und vorbei ist es mit dem Fußball. Irgendwo gibt es eine kleine Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Fangruppen, blitzschnell wird weiträumig eingekesselt, die Gießkanne rausgeholt, flächendeckend gegossen und jeder, der anschließend nass ist, ist auch schuldig?, berichtet Kardel. ?Danach nimmt dann alles Weitere seinen Lauf. Ein mehrjähriges, bundesweites Stadionverbot, ein Eintrag in die Datei ?Gewalttäter Sport? mit den damit verbundenen Schwierigkeiten bei Auslandsreisen, der Ausschluss aus dem Verein, der Verlust von sozialen Kontakten. Die Folgen sind weit reichend.?

Kritisiert wird in besonderem Maße, dass Polizei, Vereine und der DFB bei den Stadionverboten lediglich von präventiven Maßnahmen sprechen. ?Für die Betroffenen und viele tausend Fans in Deutschland auch, ist es wesentlich mehr als das. Es sind Strafen. Ausgesprochen aufgrund von Vermutungen ohne Verfahren und Urteil. Und das in einem Rechtsstaat wie dem unseren?, sagt Kardel.

Bevor heutzutage ein Stadionverbot aufgehoben werden wird, warten die Vereine meistens den Ausgang des Verfahrens ab. Gemeinhin rechnet man unter den Bayern-Fans mit einer Einstellung der Verfahren, bis dahin wird jedoch viel Zeit verschleppt, Zeit in der Leute ihrer Leidenschaft Fußball nicht nachgehen können und aus Teilen ihres Freundeskreises isoliert werden. Abhilfe sollte in dieser Hinsicht eine unabhängige Ombudsstelle, die von Ex-Innenminister Otto Schily im September vergangenen Jahres versprochen wurde. Geschehen ist bis heute nichts. (Faszination Fankurve, 08.09.06)

Mehr Infos unter www.mir-san-bayern.de.vu

Fanfotos FC Bayern München




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