18.02.2020 - BSG Chemie Leipzig

Chemie Leipzig-Fan bei Polizeieinsatz schwer verletzt


Beim Auswärtsspiel in der Regionalliga Nordost wollten am vergangenen Sonntag BSG Chemie Leipzig-Fans wegen des anhaltenden Regens vom unüberdachten Stehplatzbereich der Bonava-Arena unter die überdachte Tribüne wechseln. Doch Polizisten schritten ein, um diesen Blockwechsel zu verhindern.

„Die anwesende Polizei unterband den angestrebten Wechsel durch ihr Agieren und verletzte einen Fan dabei so schwer, dass dieser noch am selben Tag im Krankenhaus operiert werden musste. Der Fan, der auf einem Zaun saß, wurde ohne vorherige Ansprache und ohne einsatztaktische Not urplötzlich durch mehrere Beamte brutal heruntergezogen. Die auf dem Zaun befindlichen Zacken bohrten sich dabei in den Oberschenkel des Fans und schlitzten diesen großflächig regelrecht auf. Der durch die Schwere der Verletzung benommene Fan wurde unterhalb des Zaunes liegengelassen. Ein, wie üblich vom Heimverein bestellter Sanitäter war nicht vor Ort: in erster Linie kümmerten sich mitgereiste Chemiefans um die Erstversorgung und das Anlegen von mehreren Druckverbänden. Erst nach etwa 20 Minuten traf endlich ein Rettungsdienst ein, der den Verletzten ins Krankenhaus brachte“, beschreibt das Rechtskollektiv Chemie Leipzig die Situation, die zu der Verletzung führte.


Die Fanhilfe aus der Fanszene der BSG Chemie Leipzig prüft nun zusammen mit dem betroffenen Fan rechtliche Schritte gegen die Polizei und kritisiert zudem, wie der Vorfall von der zuständigen Polizei-Pressestelle dargestellt wurde: „Wir kritisieren nicht nur die Einsatztaktik und das grobe Fehlverhalten einzelner Beamter. Auch die nachträgliche offizielle Berichterstattung ist für den verletzten Fan, seine Freunde und Angehörigen nur schwer nachvollziehbar. Der dort geäußerte Zynismus – der Presseverantwortliche der örtlichen Polizei spricht von einem 'wenig sportlichen Fan, der am Zaun hängengeblieben sei' – ist angesichts der Schwere der Verletzung und ihrer Herbeiführung kaum zu übertreffen“, so das Statement vom Rechtshilfekollektiv weiter.

Miriam Feldmann, die Pressesprecherin des Rechtshilfekollektivs kritisiert im Zuge dessen, „dass sich Polizeibeamte und vor allem deren Kommunikationsmitarbeiter zum wiederholten Male nicht an objektive Fakten halten, sondern stattdessen aktiv, beeinflussend oder relativierend in öffentliche Wahrnehmungen und Bewertungen eingreifen und somit eine bestimmte ‚polizeiliche Wirklichkeit‘ kreieren. Wir gehen zum aktuellen Zeitpunkt davon aus, dass mehrere Straftatbestände durch die Beamten erfüllt werden.“ Das Rechtshilfekollektiv Chemie Leipzig bittet Personen, die das Geschehen gefilmt oder fotografiert haben, um Mithilfe.

Erst als der schwer verletzte Chemie Leipzig-Fan, der sich aktuell noch vor Ort im Krankenhaus befindet und bereits operiert wurde, abtransportiert wurde und sich die Situation langsam beruhigte, hingen den BSG Chemie Leipzig gegen Mitte der ersten Halbzeit in Fürstenwalde ihre Zaunfahnen auf und starteten mit dem organisierten Support. Die Regionalliga-Partie zwischen Union Fürstenwalde und der BSG Chemie Leipzig endete am Sonntag torlos. (Faszination Fankurve, 18.02.2020)

Fanfotos BSG Chemie Leipzig




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