08.10.2019 - Borussia Mönchengladbach

„Die türkische Polizei verbreitet hier schlicht Fake News“


Nachdem die Abteilung Sport der Direktion für Sicherheit in Istanbul Stellung zu den Vorfällen beim Europa League-Spiel Başakşehir gegen Borussia Mönchengladbach genommen hat, reagiert die Fanhilfe Mönchengladbach darauf mit einer erneuten Stellungnahme und wirft den türkischen Behörden vor, Fake-News zu verbreiten.

Laut Darstellung der Behörde wurde bei dem Europa League-Spiel lediglich eine Zaunfahne mit einem „Ultras“-Schriftzug verboten. Ein Verbot einer weiteren Fahne wegen eines christlichen Symbols habe es demnach nicht gegeben: „Bei dieser Partie wurden keine rechtlichen Schritte gegen Gästefans vorgenommen. Ausserdem wurde kein Banner, außer besagtes 'ULTRAS' Banner, mit christlicher Symbolik vom Kontrollpunkt für Gästezuschauer aus mit ins Stadion geführt“, so die Pressemitteilung der Direktion für Sportsicherheit.

„Dass lediglich das Ultras-Banner verboten worden ist und es kein Verbot einer Fahne aufgrund ihrer christlichen Symbolik gegeben hat, ist eine glatte Lüge. Wie in unserer Stellungnahme vom vergangenen Freitag nachzulesen ist, war sogar insbesondere der abgebildete St. Vitus Stein des Anstoßes für die Verbote sowie Auslöser der aggressiven und auch körperlichen Attacken gegen deutsche Fans. Über diese Attacken verliert die Polizei in ihrer Stellungnahme kein Wort, sondern kehrt sie offensichtlich unter den Tisch. Wir sind erschüttert darüber, dass eine staatliche Behörde die Geschehnisse dermaßen in ihr Gegenteil verkehrt und zweifelsfrei Falschmeldungen lanciert. Die türkische Polizei verbreitet hier schlicht Fake News. Die anwesenden Szenekundigen Beamten der deutschen Polizei, anwesende Funktionäre und Ordner von Borussia Mönchengladbach sowie zahlreiche Fans bestätigten dies. Wir sehen uns durch die blanke Klarheit der Falschmeldungen in unseren Forderungen bestätigt, dass an einer fairen Behandlung von Gästefans in der Türkei kein Interesse besteht. Die Lügen der türkischen Polizei sind ein weiterer Beleg dafür, dass dort kein geeignetes Sicherheitskonzept vorhanden ist, um ein für alle Fans tragbares und würdiges Fußballspiel zu gewährleisten. Wir wiederholen uns, dass in Anbetracht dieser Tatsachen die Austragung des Champions League-Finals 2020 in letzter Konsequenz hinterfragt werden muss. Wer Fans erst schikaniert, ihnen christliche Symbole verbietet und sie auch noch angreift, dann im Nachhinein darüber lügt und sich ausschweigt, kann kein angemessener Gastgeber sein“, reagiert die Fanhilfe Mönchengladbach auf die Pressemitteilung aus Istanbul.

Unbestritten ist hingegen, dass eine Zaunfahne mit „Ultras“-Schriftzug von der Polizei nicht ins Stadion gelassen wurde. Dies begründet die türkische Behörde mit einem Gesetz gegen Gewalt und Hooliganismus. Die Fanhilfe hat auch für dieses Fahnenverbot wenig Verständnis, werden bei Galatasaray doch Banner mit ,,Ultraslan‘‘-Schriftzügen regelmäßig zugelassen. „Im Gegensatz dazu nahm man an dem Mönchengladbacher und ebenfalls an einem Pariser Ultras-Schriftzug zwei Tage zuvor erheblichen Anstoß. Beim Gastspiel von PSG musste das Banner während des Spiels durch polizeilichen Zwang abgehangen werden, auch dort kam es zu Gewalt gegen Gästefans. Wir halten dies für eine reine Schikane, nicht für eine ernstzunehmende Maßnahme gegen Fangewalt – insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass der Schriftzug mal erlaubt und mal verboten ist. Das Gesetz 6222, auf das sich die Polizei bezieht, ist eine Gängelung von Fans und verschärft allerlei alltägliche Fanaktionen oder kriminalisiert sie gar“, so die Mönchengladbacher Fanhilfe dazu.

Weiter kritisiert die Fanhilfe, dass in der türkischen Pressemitteilung zwar davon besprochen wird, dass die Gästefans sicher im Buskonvoi zum Stadion gebracht wurden, nicht jedoch, dass dieser chaotisch organisiert gewesen sein soll und die Gästefans erst kurz vor Anpfiff am Stadion ankamen, wo sie nochmals kontrolliert wurden. Erst durch diese verspätete Ankunft, für die die Gästefans nicht konnten, soll es zu der chaotischen Einlasssituation gekommen sein. (Faszination Fankurve, 08.10.2019)

Fanfotos Borussia Mönchengladbach




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