Das Spruchband „Sagt ihr den Spieltag ab, machen wir im Wald die Bullen platt!“ von Dissidenti Ultrà aus Düsseldorf zu möglichen Spielabsagen in der Bundesliga wegen der aktuellen Situation im Hambacher Forst (Faszination Fankurve berichtete) sorgte zuletzt für reichlich Diskussionen.
Viele Zeitungen warfen den Ultras von Fortuna Düsseldorf wegen dieses Plakat Drohungen gegen die Polizei vor. Die Rheinische Post sprach von einem „geschmacklosen Plakat“, der Express sah in dem Spruchband eine „Aussage, die eindeutig zu Gewalt gegen die Polizei aufruft“ und in der Berichterstattung von Faszination Fankurve zum Thema „ein euphemistisches Statement“, also eine Beschönigung.
Doch wer die Ultràgruppe Dissidenti kennt, der weiß, dass diese im Vergleich mit vielen anderen Ultràgruppen in Deutschland eher für ihre Gewaltlosigkeit bekannt ist, als für handfeste Auseinandersetzungen mit der Polizei oder Fans von anderen Vereinen. Mittlerweile hat sich Dissidenti Ultrà zur Intention des Spruchbands zu Wort gemeldet und erklärt, dass man dabei mit dem Klischee des gewalttätigen Ultras gespielt habe. Es geht also offenbar nicht um einen Aufruf zur Gewalt gegen die Polizei im Hambacher Forst. Dass das Spruchband von Medien und Polizei als Gewaltandrohung aufgefasst werden wird, hätte Dissidenti sich bei der Formulierung jedoch auch vorab denken können. „Am Sonntag verursachte ein Transparent von uns bundesweit Aufregung. Gut so! Doch was steckt nun wirklich dahinter? Gehen Ultras und Öko-Aktivisten nun eine Allianz des Schreckens ein? Oder haben wir einfach nur mit dem Klischee des gewalttätigen Ultras gespielt? Wer uns kennt, kann sich die Antworten schnell selber geben. Fußballfans und im speziellen Ultras werden ohne große Rückfragen schnell in Schubladen gesteckt, doch nutzen wir diese Klischees selber, fühlen sich die gleichen Institutionen schnell im Recht, mit noch größerer Härte zuzuschlagen. Ganz ehrlich: Manchen von uns ist der Hambacher Forst wichtig, manchen ist er eher egal. Doch was uns nicht egal ist, ist die Art wie dort mit legitimen Protest umgegangen wird, wie rücksichtslos Kapitalinteressen durchgesetzt werden. Denn wir als kritische Fußballfans und Ultras erleben solche Methoden regelmäßig selber. Wenn Staat und Polizei die Repressionsschraube anziehen und der Feldversuch an uns ausgetestet wird, sind es nicht selten auch normale Fans die an der Willkür der Polizei leiden. Wir erinnern uns ins Besondere an den Polizeieinsatz Duisburg 2016. Gleichzeitig werden wir dämonisiert damit jede neue Schweinerei gegen uns gerechtfertigt werden kann“, heißt es dazu in der Stellungnahme von Dissidenti Ultrà.
Bevor die Fortuna Düsseldorf-Ultras, die für ihr politisches Engagement bekannt sind und sich in der Vergangenheit häufig gegen verschieden Formen von Diskriminierung positionierten, am vergangenen Wochenende das besagte Spruchband zeigten, brachten verschiedene Polizeigewerkschafter eine Verlegung von Bundesliga-Spielen wegen der anhaltenden hohen Belastung für die Polizeikräfte im Hambacher Forst sowie einem Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ins Gespräch. „Wenn Polizei Lobbyisten nun fordern Spieltage wegen der Räumung eines Waldes abzusagen, ist uns völlig klar was dahintersteckt. Hier wird versucht zwei unliebsame Gruppen gegeneinander auszuspielen“, erklärt Dissidenti, dass die eigentliche Intention des Plakats war, dass Fußballfans und Umweltaktivistinnen nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Weiter verstehen die Fortuna-Ultras nicht, wie ein Plakat einer solch kleinen Gruppe, wie ihrer, ausreichen kann, um Panik zu verbreiten. (Faszination Fankurve, 26.09.2018)
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