01.06.2004 - 1. FC Union Berlin

Emotionaler Abschied


Die Union-Fans bluten. 1,46 Millionen Euro benötigt der Zweitliga-Absteiger, um die vom DFB geforderte Liquiditäts-Bürgschaft zu hinterlegen. Gelingt das nicht, droht dem Köpenicker Kultverein der Absturz in die Oberliga.

Das Geld muss bis zum 9. Juni aufgetrieben sein. Wie schon beim FC St. Pauli, der im letzten Sommer mit einer groß angelegten, originellen („Saufen für St. Pauli“) und letztendlich erfolgreichen Spendenaktion seinen Fortbestand sicherte, setzen „die Eisernen“ alle Hebel in Bewegung.

Der Verein hat die Aktion „Bluten für Union“ ins Leben gerufen. Mit der Haema AG fand man einen Partner, der vier Blutspendezentren der Stadt als Anlaufstelle zur Verfügung stellte: Peter-Weiss-Gasse 1 in Hellersorf, Landsberger Allee 117 in Prenzlauer Berg, Havemannstr. 12b in Marzahn und Berliner Str. 25 in Tegel. Wer sich als „Spender für Union“ zu erkennen gibt und sich zwei Mal „anzapfen“ lässt, hat somit 25 Euro zur Aktion beigetragen.

Auch die Fans legten nach. Mehr als 300 kamen zur Krisensitzung ins Vereinslokal „Abseitsfalle“, das T-Shirt zur Aktion verkaufte sich an diesem Abend gleich 500 Mal. Weitere erwarben Gregor Gysi und Klaus Wowereit. Im Anschluss zog der Union-Tross wie schon bei der „Überlebens-Demonstration“ 1997 zum Brandenburger Tor, um für die Aktion zu werben. Wenige Tage zuvor hatte man bereits mit 500 Fans an den letzten verbliebenen Mauerresten, der „East Side Gallery“, demonstriert.

Blutspende und Demo waren aber nur der Anfang. Es folgten Aktivitäten jeglicher Art:

Ex-Unioner wie Martin Pieckenhagen und Sergej Barbarez unterschrieben das T-Shirt zu Gunsten einer Versteigerung.

Weitere Versteigerungen von Devotionalien wie Trikots aus den 80er Jahren bis hin zum Kuttenaufnäher wurden von Fans angeboten.

Eine SMS-Spenden-Nummer wurde eingerichtet. Pro Kurzwahl fließen 1,70 Euro der Aktion zu.

Auch die Berliner Volksbank blutet mit. Für jeden Kunden, der ein „Eisern-Union-Konto“ eröffnet, gehen 100 Euro an den Verein.

Am 2.6.2004 war „Blutsbruder“ FC St. Pauli zum Benefizspiel zu Gast und verzichtet auf jegliche Gagen.

Nur drei Tage später gab es an der Alten Försterei ein Benefizkonzert mit der Rockband „City“.

Im Rahmen der Veranstaltung fand auch der „Union-Bluter-Cup“ statt. Für 250 Euro Startgeld durfte mitgespielt werden.

Auch Bäcker, Frisöre und Bauunternehmen beteiligten sich. Ein bestimmter Prozentsatz des Umsatzes kam der Aktion zu Gute.

Von zahlreichen Berliner Radiostationen gab es freie Sendezeit für die drei „Bluten-für-Union“-Spots, die innerhalb weniger Tage produziert wurden.

Und schlussendlich werden kräftig die Werbetrommeln für die EisernCard gerührt: „unterschreibt mit Eurem Blut für die Zukunft von Eisern Union.“ Mit dieser wird man auf Lebenszeit Mitglied und Dauerkarteninhaber. Kosten: 4444 Euro für den Sitzplatz, 2222 Euro für den Stehplatz – Ratenzahlung ist möglich.

Rund 14 Tage vor Ablauf der Frist hatte man gut 200.000 Euro zusammenbekommen. „Die großen Batzen kommen aber hoffentlich in den nächsten Tagen noch von den Sponsoren. Ich denke, die bewegen sich, wenn der neue Aufsichtsrat gewählt ist.“ sagt Roberto „Opi“ Opitz (41) vom Supporterverein V.I.R.U.S „darum muss sich dann aber der Verein kümmern. Den Rest machen wir schon.“

Dass ein Spendenkonto eingerichtet wurde, versteht sich von selbst: Konto: 708 708 0123, BLZ 10090000, Berliner Volksbank, Verwendungszweck: Spende für Union. (Faszination Fankurve, 01.06.2004)

Fanfotos 1. FC Union Berlin




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