09.02.2021 - FC Bayern München

„FC Bayern AHEAD – Wir ziehen den Karren aus dem Dreck“


Der FC Bayern München startete gestern mit einem 2:0 Sieg im Ahmed bin Ali Stadium gegen Al Ahly aus Ägypten in die Klub-WM in Katar. Aktive Fans des FC Bayern äußerten bereits im Vorfeld der Partie Kritik an der Klub-WM-Teilnahme in Katar.


Noch bevor der Sonderflieger des FC Bayern München in der Nacht von Freitag auf Samstag am BER-Flughafen wegen des Nachtflugverbots keine Starterlaubnis mehr bekam und erst am Samstagmorgen in Richtung Katar abheben konnten, führten aktive FC Bayern-Fans im Rahmen des Auswärtsspiel des amtierenden Champions League-Siegers bei Hertha BSC an der Arena in München-Fröttmaning eine Protestaktion durch. Unter dem Motto „FC Bayern AHEAD – Wir ziehen den Karren aus dem Dreck“ zeigte die Gruppe Munich's Red Pride an der Arena eine Karikatur, auf der vor der Skyline von Doha ein Wagengespann zu sehen war, das Arbeitssklaven überfährt. Statt von Pferden wurde das Gespann von Herbert Hainer und Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern gezogen, die dem Geld aus dem Wüstenemirat hinterherlaufen.


Auch der Club Nr. 12, der Dachverband der aktiven FC Bayern-Fans, hat den Start der Klub-WM in Katar nochmal zum Anlass genommen, um auf die dortige Menschenrechtssituation hinzuweisen. Bereits am 16. Januar 2020 waren zwei Wanderarbeiter aus Nepal, die über Situation der Arbeiter in Katar berichteten, bei einer Podiumsdiskussion in München zu Gast (Faszination Fankurve berichtete). „Die beiden Gäste aus Nepal schilderten damals eindrucksvoll, wie es ihnen und den anderen zahlreichen Gastarbeitern in Katar ergangen ist. Die Schilderungen wurden durch die Erfahrungen von Human Rights Watch zusätzlich untermauert. Wir hatten auch gehofft, mit Mitarbeitern des FC Bayern darüber zu diskutieren, welchen Beitrag Vereine und Fans leisten können bzw. müssen. Schließlich wurde noch am 10. Januar des vergangenen Jahres auf der vereinseigenen Internetpräsenz 'ein direkter Dialog', 'in den stellvertretend FC Bayern Fans eingebunden werden können', angekündigt. Allerdings blieb unsere Einladung unerwidert und der Platz des FC Bayern somit leer. Im Vorfeld der Podiumsdiskussion gab es zudem ein Treffen im Rathaus mit Stadträten verschiedener Parteien. Daraufhin forderten diese im März 2020 den Oberbürgermeister Dieter Reiter per Antrag dazu auf, sich in seiner Funktion als OB und Verwaltungsbeirat des FC Bayern, dafür einzusetzen, dass unser Verein das Emirat Katar u.a. öffentlich auffordert, detaillierte Daten zu Todesfällen von migrant workers zu veröffentlichen und unabhängig aufzuklären. Außerdem müsse man sich in einer schriftlichen Selbstverpflichtung zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards, auch in Geschäftsbeziehungen, bekennen, so die Forderung der Stadträte“, erklärte der Club Nr. 12, was seit über einem Jahr bei dem Thema passiert bzw. auch nicht passiert ist.


Der Dachverband der aktiven Fans fordert den eigenen Verein auf, den Dialog bei diesem Thema endlich aufzunehmen und sich für eine Verbesserung der Situation für Wanderarbeiter in Katar einzusetzen: „Der FC Bayern als weltweit bekannte Größe hätte diesbezüglich die Möglichkeit, gegenüber dem Staat Katar einer Abschaffung dieser und der weiteren menschenverachtenden Gegebenheiten den nötigen Nachdruck zu verleihen. Die Partnerschaften mit dem Hamad International Airport und Qatar Airways, beiderseits vollständig in Hand des Emirats Katar, erfordern zudem umso deutlicher eine unmissverständliche Ablehnung solcher Praktiken. Wie Präsident Hainer letzte Woche anlässlich des "Nie wieder!"-Erinnerungstages noch einmal deutlich machte, "blickt der FC Bayern nicht nur auf eine lange, sportlich erfolgreiche Tradition zurück – sondern er ist seit seiner Gründung vor nun fast 121 Jahren auch für seine tolerante und liberale Weltanschauung bekannt". Karl-Heinz Rummenigge ergänzte, "dass unsere Fans diese Weltanschauung teilen" und so sollte es eine absolute Selbstverständlichkeit sein, sich als FC Bayern (ähnlich wie der FC Liverpool) zu den Menschenrechten zu bekennen und zu verpflichten. Dieser Meinung sind auch die beiden nepalesischen migrant workers, die wir letztes Jahr im Rahmen der Podiumsdiskussion als Gäste begrüßen durften und die wir nochmal nach ihren Erwartungen und Wünschen fragten. Vom FC Bayern würden sie erwarten, dass sich die Vereinsoffiziellen auch Erfahrungsberichte von Wanderarbeitern persönlich anhören und nicht nur die der staatlichen Stellen. Nur durch direkten Kontakt mit tatsächlichen Betroffenen, könne man sich ein Bild von der Realität machen. Wenn der Verein es wirklich schaffen sollte, sich in Katar für die Rechte von Wanderarbeitern einzusetzen und damit grundlegende Reformen anzustoßen, würde er als Best-Practice-Beispiel in der Welt vorangehen können und allen zeigen, dass ihm Menschen- wie auch Arbeiterrechte tatsächlich am Herzen liegen“, so die Stellungnahme vom Club Nr. 12 weiter.

Doch beim FC Bayern München und auch in der deutschen Öffentlichkeit wird aktuell mehr über die nicht erteilte Starterlaubnis für den FC Bayern am Flughafen in Berlin debattiert, die den Star-Kickern ein paar Stunden in einem geräumigen Sonderflieger beschwerte. In der Führungsriege des FC Bayern sorgte die nicht erteilte Starterlaubnis für große Aufregung. Nach dem Sieg gegen Al Ahly steht für den FC Bayern am Donnerstag gegen Tigres das Finale der Klub-WM an. (Faszination Fankurve, 09.02.2021)

Fanfotos FC Bayern München




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