04.12.2014 - FC Augsburg

FCA-Fans wollen Erfolg nicht um jeden Preis


Die Fanszene des FC Augsburg meldet sich nochmals zur geplanten Ausgliederung der Jugendmannschaften von der U17 bis zur U23 zu Wort. Die Fanszene erkennt die Realitäten des modernen Fußballgeschäfts an, findet sie trotzdem nicht gut. Die Fans fordern eine verbesserte Kommunikation.

Die Szene Fuggerstadt wünscht sich, dass die Vereinmitglieder auch in der KGaA mehr Mitbestimmungsrechte erhalten und die Kommunikation zwischen Funktionären und Fans verbessert wird. „Aber Erfolg um jeden Preis, wie ihn die Fußballfirmen in Hoffenheim, Wolfsburg, Leipzig und an anderen Orten anstreben, darf es in Augsburg nicht geben“, heißt es in dem offenen Brief der Fanszene. (Faszination Fankurve, 04.12.2014)

Faszination Fankurve dokumentiert den offenen Brief der Szene Fuggerstadt:

Sehr geehrter Herr Hofmann,
vielen Dank dafür, dass Sie sich gemeinsam mit den Herren Jakob Geyer (Vorstand e.V.), Gerhard Wiedemann (Aufsichtsrat e.V.) und Michael Ströll (Prokurist KGaA) Zeit genommen haben, um unsere Fragen zur geplanten Ausgliederung der U17 bis U23 zu beantworten und uns die Hintergründe zu erläutern.
Wir verstehen die wirtschaftliche Notwendigkeit, die diesem Vorhaben zugrunde liegt und die maßgeblich damit zusammenhängt, dass der FCA Teil des globalen Geschäftsmodells Profifußball geworden ist und sich dort behaupten möchte. Voraussetzung für anhaltenden Erfolg in einem engen Markt ist es, die dort geltenden Spielregeln zu beachten und schneller die marktrelevanten Entscheidungen zu fällen als die härtesten Wettbewerber.
Der intensiven Nachwuchsförderung der Bundesligateams hat der deutsche Fußball u.a. den Weltmeistertitel 2014 zu verdanken und der Verein aus unserem Vorort den Titel in der Champions League 2013. Auch der FCA verfügt seit kurzem über ein prämiertes Nachwuchsleistungszentrum und versucht nunmehr, im Zuge der geplanten Ausgliederung der hochklassigen Nachwuchsteams aus dem e.V., die Voraussetzungen für u.a. bessere finanzielle Entlohnungsmöglichkeiten talentierter Nachwuchsspieler zu schaffen, die mit den gesetzlichen Regelungen eines gemeinnützigen Vereins nicht vereinbar sind.
Spitzenkicker spielen heutzutage nicht mehr, um die Ehre ihres Ortsteils gegen den Nachbarort zu verteidigen und meist nicht mehr aus regionaler Verbundenheit, sondern sie werden gezielt ausgebildet und hoch entlohnt, um Fußballunternehmen ihre Arbeitskraft anzubieten. Bereits im Kindesalter werden talentierte Spieler gescoutet und durch finanzielle Anreize gezielt zu großen Teams gelockt – teilweise durch die halbe Welt. Nachwuchsarbeit ist mehr ein Investment in die Zukunft als die Förderung des Sports und der Jugend.
Auch wenn man diese Realitäten erkannt hat, muss man das nicht gut finden!
Fußball ist für uns mehr als die hochbezahlte Jagd nach Titeln und das unbedingte Behaupten im Wettbewerb mit Fußballfirmen wie Red Bull, Volkswagen, Bayer und anderen Investments/Werbeveranstaltungen. Der Erhalt und die Pflege des Vereins FCA hat daher eine hohe Bedeutung für uns. Der professionalisierte Teil des Vereinsvermögens darf nicht zu einem Investmentspielball werden, sondern muss auch zukünftig das Aushängeschild des Vereins FCA sein.

Nachdem Sie – und auch die übrigen Teilnehmer des o.g. Treffens – uns glaubwürdig versichert haben, dass Ihnen ebenfalls sehr am e.V., an den Fans und am Zusammenhalt der FCA-Familie gelegen ist, erwarten wir von Ihnen auch die zu dieser Aussage passenden Schritte bei der Fortentwicklung des gesamten FCA:
• Die Vereinsmitglieder müssen stärker und frühzeitiger in wesentliche Entscheidungen zur Fortentwicklung des FCA einbezogen werden. Ein nicht weiter erläuterter dreizeiliger Zusatztext zu einem Einladungsschreiben hat nicht mal die Qualität eines missglückten Kommunikationsversuches. Kommunikation darf nicht nur in der FCA Loge stattfinden, sondern muss die Fans und Mitglieder des e.V. erreichen.
• Eine Abgabe der Mehrheit der KGaA-Anteile (sog. 50+1 Regel) wird unseres Erachtens irgendwann rechtlich möglich sein. Wir sind klar gegen eine solche Abgabe der Mehrheit, auch wenn dies die Möglichkeiten des Augsburger Fußballspitzensports stark beschneidet. Die Regelungen und Strukturen der e.V. müssen so gestaltet werden, dass ohne qualifizierte Zustimmung der Mitglieder eine solche Veräußerung der Mehrheitsanteile nicht möglich ist.
• Wenn nunmehr erneut Teile des Vereins aus wirtschaftlichen Gründen auf die KGaA ausgelagert und damit dem direkten Zugriff der Mitglieder entzogen werden, muss die Kontrolle durch die Vereinsmitglieder verbessert werden. Es ist nicht damit getan, dass der – ohnehin nur indirekt gewählte – Vorstand die Gesellschafterrechte des e.V. in der KGaA ausübt. Die Mitglieder müssen eine direkte Einflussmöglichkeit auf die Zusammensetzung des Kontrollgremiums der KGaA erhalten, das ihre ausgelagerten Rechte sichern soll.
• Ebenso verhält es sich mit dem von den Mitgliedern – in direkter Wahl – bestimmten Aufsichtsrat des e.V., der seine Unabhängigkeit als Interessensvertretung der Mitglieder nicht dadurch aufs Spiel setzen darf, dass er sich in unmittelbare wirtschaftliche Abhängigkeit des Vorstands begibt, den er eigentlich im Sinne der Mitglieder kontrollieren soll. Eine gleichzeitige Tätigkeit als Kontrolleur und Kontrollierter schließt sich nach unserem Verständnis von Transparenz aus!

Wir wissen um die Integrität der in der FCA-Führung tätigen Personen und freuen uns über die phantastische Entwicklung, die der Augsburger Fußball durch deren Zutun in den letzten Jahren genommen hat. Aber Erfolg um jeden Preis, wie ihn die Fußballfirmen in Hoffenheim, Wolfsburg, Leipzig und an anderen Orten anstreben, darf es in Augsburg nicht geben.
Der e.V. ist das Herz des FCA und muss es bleiben!
Dies muss durch eine transparente Gestaltung der Führungs- und Kontrollgremien und durch die Unabhängigkeit der Organe und der Geschäftsführung gewährleistet sein. Vermeintliche wirtschaftliche Vorteile durch eine enge Verflechtung von Organen und Gremien müssen unseres Erachtens demgegenüber hintanstehen. Nur wenn sich alle Mitglieder mitgenommen fühlen, lebt der e.V.!
Abschließend bedanken wir uns nochmals dafür, dass Sie sich Zeit für das ausführliche Gespräch genommen haben. Mit einer Ausgliederung der U17 bis U23 würde die Wettbewerbsfähigkeit der KGaA gestärkt, jedoch wieder ein Stück des e.V. verloren gehen. Erfolg darf es nicht um den Preis eines Verlustes der Identität unseres FCA geben. Es ist daher eine schwierige Entscheidung jedes Einzelnen, wie er damit bei der Abstimmung um die Ausgliederung umgeht.
Mit freundlichen Grüßen
Vorstand der Szene Fuggerstadt e.V.

Hier geht es zu ersten offen Brief der Szene Fuggerstadt zum Thema.

Fanfotos FC Augsburg




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