31.10.2014 - Eintracht Braunschweig

Fanszene Braunschweig widerspricht Polizei & Presse


Beim Pokalspiel zwischen den Würzburger Kickers und Eintracht Braunschweig kam nach es Polizeiangaben im Gästeblock zu Auseinandersetzungen verschiedener Fangruppen von Eintracht Braunschweig. Der Fanrat Braunschweig widerspricht diesen Angaben in aller Deutlichkeit, die Aktion richtete sich demnach gegen die Heimfans.

Die mitgereisten Braunschweiger Fans eröffneten die zweite Halbzeit mit einer Pyroshow (Fotos davon gibt es oben in der Galerie). Zum Ender der zweiten Halbzeit ging die Polizei in den Gästeblock. Das ist unstrittig, Polizei und Fans sind sich in diesem Punkt einig. Uneinig ist man sich jedoch über den Grund. Die Polizei sagt, dass Braunschweiger Fangruppen aneinandergeraten sind. Der Fanrat widerspricht diesen Aussagen der Polizei in einem Brief an eine Redaktion, die auf Basis des Polizeiberichts einen Aritkel verfasst hat. Der Brief liegt Faszination Fankurve vor und kann unten eingelesen werden.

Demnach war der Grund für die Zaunbesteigung folgender: „Diverse Eintracht-Fans unterschiedlicher Fanklubs kurz vor Spielende den Trennzaun zwischen Gäste- und Heimbereich (!) bestiegen. Das war jedoch dem Umstand geschuldet, dass zuvor das vermeintliche 1:1 der Kickers vom Schiedsrichter aberkannt wurde. Die Eintracht-Fans, davon emotional berauscht, stiegen auf den Zaun, um darüber zu jubeln bzw. die Würzburger Anhänger zu verhöhnen.“ Demnach ging es nicht darum die anwesenden Ultras Braunschweig, die in der Vergangenheit öfters von anderen Braunschweiger Fans angegriffen wurden, zu provozieren. (Faszination Fankurve, 31.10.2014)

Das schreibt die Würzburger Polizei zu den Vorfällen:
Pokalspiel Würzburger Kickers gegen Eintracht Braunschweig – Dank Polizeieinsatz größtenteils friedlich

Kickers - Eintracht Braunschweig über die Bühne gegangen. Etwa 1.000 Gästefans waren angereist, unter denen sich etwa 120 so genannte Problemfans befanden. Polizisten mussten eingreifen, als Fans der Gästemannschaft aufeinander losgehen wollten. Dabei erlitten zwei Beamte leichtere Verletzungen. Ein Fan verletzte sich beim Torjubel am Zaun. In der zweiten Halbzeit wurden pyrotechnische Gegenstände, so genannte Blinker, gezündet. Im Großen und Ganzen war die Würzburger Polizei mit dem Einsatzgeschehen zufrieden.

Bei den Einsatzvorbereitungen hatte sich die Würzburger Polizei routinemäßig auch mit szenekundigen Beamten der Braunschweiger Polizei in Verbindung gesetzt, die die Fans am Mittwoch auch nach Würzburg begleiteten. Obwohl sich im Vorfeld keinerlei Hinweise für geplante Störungen ergaben, hatte sich die Polizeiinspektion Würzburg-Stadt auch diesmal mit ausreichenden Kräften auf diesen Einsatz vorbereitet. Am Spieltag wurden die Beamten aus Würzburg von der Bereitschaftspolizei Würzburg und Nürnberg sowie der Bundespolizei unterstützt.

Die im Vorfeld gewonnenen Erkenntnisse hatten ergeben, dass nur ein geringer Teil der Braunschweiger Fans mit dem Zug anreisen würde. Die meisten der Anhänger der Gästemannschaft kamen dann erwartungsgemäß auch mit dem eigenen Pkw oder mit Bussen. Die Busse wurden bereits ab der Autobahn von der Polizei zum Dallenbergparkplatz begleitet und die Fans von dort zum Stadion eskortiert. Im Vorfeld des Spiels kam es zu keinerlei Störungen.

Auch in der ersten Halbzeit des DFB-Pokalspiels verlief alles friedlich. In der zweiten Halbzeit wurden aus dem Gästeblock so genannte Blinker gezündet. Etwa 20 Minuten vor Spielende wollten rechte und linke Gruppierungen der Gästefans, die durch einen Zaun getrennt waren, aufeinander losgehen, was durch den sofortigen Einsatz der Polizei verhindert wurde. Dazu war es aber erforderlich, dass Polizisten die Fanblocks betraten, um die Fans am Übersteigen des Zaunes zu hindern. Dabei zogen sich ein Beamter und eine Beamtin leichtere Verletzungen zu, konnten ihren Dienst aber fortsetzen. Die Polizisten mussten teilweise unmittelbaren Zwang anwenden.

Als beim Torjubel zahlreiche Fans an dem Zaun zum Spielfeld rüttelten, brachen Teile des Zaunes im oberen Bereich ab. Ein Anhänger der Gästemannschaft verletzte sich dabei so, dass er in einem Krankenhaus behandelt werden musste.

Nach der von Eintracht Braunschweig gewonnenen Partie verlief der Abmarsch der Fans dann wieder größtenteils störungsfrei. Die abfahrenden Busse wurden von der Polizei bis zur Autobahn und auch dort weiter in Richtung Norden eskortiert und an der Landesgrenze an die hessische Polizei zur weiteren Begleitung übergeben.

Das Antwortet der FanRat Braunschweig e.V. an Presse und Polizei:
Sehr geehrte Damen und Herren,

mit dieser Email möchten wir uns auf Ihren o.g. Artikel "Polizei: Pokalspiel in Würzburg größtenteils friedlich" vom 30. Oktober 2015, online abrufbar unter, beziehen und eine Richtungstellung vornehmen. Wir, das ist der FanRat Braunschweig e.V., der Dachverband der Fußballfans von Eintracht Braunschweig. Wir vertreten über 2000 Fans und damit auch einen Großteil der bei dem gestrigen Pokalspiel der Würzburger Kickers gegen Eintracht Braunschweig anwesenden Anhänger. Als solche sind uns in Ihrem Artikel Passagen aufgefallen, die wir nicht unkommentiert stehen lassen können.

In Ihrem Artikel schreiben Sie:

"Etwa 20 Minuten vor Spielende wollten rechte und linke Gruppierungen der Gästefans, die durch einen Zaun getrennt waren, aufeinander losgehen, was durch den sofortigen Einsatz der Polizei verhindert wurde."

Dies entspricht nicht der Wahrheit. Tatsache ist, dass diverse Eintracht-Fans unterschiedlicher Fanklubs kurz vor Spielende den Trennzaun zwischen Gäste- und Heimbereich (!) bestiegen. Das war jedoch dem Umstand geschuldet, dass zuvor das vermeintliche 1:1 der Kickers vom Schiedsrichter aberkannt wurde. Die Eintracht-Fans, davon emotional berauscht, stiegen auf den Zaun, um darüber zu jubeln bzw. die Würzburger Anhänger zu verhöhnen. Letzteres entspricht sicher nicht dem Fairplaygedanken und ist im Nachgang als kritisch zu betrachten, war jedoch den genannten Emotionen geschuldet. Hier eine politische Aktion zu sehen, verwundert jeden der anwesenden Fans: Einerseits, weil das Besteigen des Zaunes - wie geschildert - ausschließlich den Würzburger Heimfans galt. Andererseits, weil dieses "Verhöhnen" von unterschiedlichsten Fans aus dem Gästeblock getan wurde. Hier Gruppen, noch dazu politischer Natur, zu identifizieren, entbehrt jeder Grundlage und ist schlicht falsch.

Dass die Polizei in diesem Zusammenhang den Block betrat, entspricht hingegen den Tatsachen. Dass sie es jedoch tat, wurde von den anwesenden Fans im Gästeblock kollektiv (!) mit Missgunst und als Provokation seitens der Polizei aufgenommen. Entsprechende Fangesänge haben dies auch kundgetan. Die Eintracht-Fans waren in diesem Moment schlicht erleichtert, kein Gegentor bekommen zu haben und wollten nun emotional den Sieg feiern. Eine Polizeipräsenz war da ebenso unnötig, wie das "Schlichten" eines nicht vorhandenen Konflikts zweier vermeintlicher Fangruppen.

Leider müssen wir davon ausgehen, dass die Quelle Ihres Artikels ausschließlich in dem Bericht eines Polizeiberichts zu finden ist. Sie geben zwar keine Quelle an, Formulierungen wie "unmittelbaren Zwang anwenden" lassen diesen Schluss jedoch zu.

Wir würden uns freuen, wenn Sie daher diesen Impuls unsererseits aufnehmen und eine Korrektur online / im Print publizieren. Sie würden damit uns Eintracht-Fans unterstützen, nicht in den Verruf von (obendrein auch noch politisch motivierter) Taten zu gelangen, die so nicht verübt wurden. Tatsächlich haben wir Fans nämlich einen sehr schönen und gastfreundlichen Abend in Würzburg erlebt, der uns positiv in Erinnerung bleiben wird.

Für Rückfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.

Mit blau-gelben Grüßen aus Braunschweig,
"FanRat Braunschweig e.V."

Update: Mitteilung der Ultras Braunschweig:
Auch von uns noch einmal ganz klar: Die Aussagen der Polizei bezüglich einer Auseinandersetzung mit anderen Fans sind nicht korrekt. Dem FanRat gilt es hierbei zuzustimmen.

Wir verfolgten das Spiel direkt neben dem Gästeblock und nahmen keinerlei Aggression wahr.

Fanfotos Eintracht Braunschweig




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