04.05.2010 - FC Carl Zeiss Jena

Gemeinsame Erklärung nach rundem Tisch


Nach dem Drittligaspiel zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem 1. FC Heidenheim Ende April kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Fans, Ordnungsdienst und Polizei. Nach einem klärenden Gespräch veröffentlichten alle Parteien gemeinsam eine Stellungnahme.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von FC Carl Zeiss Jena, Fanprojekt Jena e.V., Hintertorperspektive e.V. und Polizeiinspektion Jena zu den Vorkommnissen nach dem Spiel gegen den 1. FC Heidenheim:

Nach der Drittligabegegnung des FC Carl Zeiss Jena gegen den 1. FC Heidenheim kam es im Stadion zu Auseinandersetzungen zwischen Einsatzkräften der Polizei und Jenaer Fans, in deren Ergebnis mindestens 14 Personen verletzt wurden (sechs Ordnungskräfte des FC Carl Zeiss Jena, ein Mitarbeiter des gewerblichen Ordnungsdienstes des FCC, sechs Polizeibeamte). Auslöser war eine von der Polizei beabsichtigte Identitätsfeststellung eines im Jenaer Fanblock der Südkurve befindlichen Zuschauers.

Sowohl Polizei als auch Fans, Verein und Fanprojekt des FC Carl Zeiss Jena stellten sich im Nachgang die Frage, ob es tatsächlich zu einer derartigen Eskalation, bei der auch fünf Jenaer Fans verletzt wurden, kommen musste. Trotz durchaus unterschiedlicher Betrachtungsweisen der Ursachen gab es auf allen Seiten die Erkenntnis, dass eine gemeinsame Runde aller Betroffenen sinnvoll und notwendig ist, um über das Geschehene zu sprechen, die unterschiedlichen Betrachtungsweisen anzuhören und zu einer gemeinsamen Bewertung der Ereignisse zu gelangen. Aus diesem Grunde trafen sich am heutigen Montag in der Dienststelle der Jenaer Polizei Vertreter des FC Carl Zeiss Jena (u.a. Präsident Hartmut Beyer und Geschäftsführer Roy Stapelfeld), des Jenaer Fanprojektes (Leiter Matthias Stein), des Vereins Hintertorperspektive, Ordner des FCC-Ordnungsdienstes, Vertreter des gewerblichen Ordnungsdienstes des FC Carl Zeiss Jena BRU, Fanvertreter Andreas Wiese, Ordnungsamtsleiter Frank Arndt und als weiterer Vertreter der Stadt Jena Dezernent Frank Jauch, um gemeinsam mit der Polizei die Vorfälle im Rahmen des Drittligaheimspiels gegen den 1. FC Heidenheim zu erörtern und Maßnahmen für die Zukunft abzuleiten.

In einer sehr offenen und konstruktiven Atmosphäre drückte zunächst die Jenaer Polizei gegenüber den anwesenden Ordnern ihr Bedauern aus. René Treunert, Leiter der Polizeiinspektion Jena: „Wir bedauern es, dass im Rahmen des Einsatzes ehrenamtliche Ordner des FC Carl Zeiss Jena in Mitleidenschaft gezogen wurden. Dieses ehrliche Bedauern gilt im Übrigen natürlich auch allen anderen Unbeteiligten, die - obwohl passiv - durch die räumliche Nähe zum Geschehen ebenfalls involviert wurden.“

Einigkeit gab es bei allen Beteiligten der Runde, dass es zweifellos zu einer Wechselwirkung beiderseitigen Fehlverhaltens kam, die letztlich zu einer Eigendynamik führte, die zukünftig nach Möglichkeit vermieden werden soll. René Treunert machte deutlich, dass individuelles, aufreizendes Fehlverhalten von Beamten nicht zu tolerieren sei, wie er auch darauf hinwies, dass verbale und nonverbale Provokationen sowie das Werfen von Fahnenstangen und anderer Gegenstände in Richtung Polizei absolut inakzeptabel sind. Darüber bestand innerhalb der Runde absolute Einigkeit.

Das Fanprojekt Jena e.V. bekräftigte dies und versprach, auch zukünftig gemeinsam mit der Fanbetreuung des FC Carl Zeiss Jena weiter daran zu arbeiten, dass Beleidigungen und Selbstjustiz als Mittel der Auseinandersetzung in den allergrößten Teilen der Jenaer Fanszene nicht durchsetzungsfähig bleiben. Die Jenaer Polizei bestätigte, dass die Vorkommnisse im Rahmen des Spiels gegen den 1. FC Heidenheim eine absolute Ausnahme darstellten. „Dieses Spiel war eine Einzelsituation, die aber alles andere als exemplarisch für den Gesamtsaisonverlauf war. Alles in allem war die aktuelle Saison eine weitestgehend ereignislose im Hinblick auf polizeiliche Maßnahmen und Konflikte“, so Treunert. Dass es auch anders und durchaus im Dialog geht, belegen hierbei die gemeinsamen Sicherheitsberatungen und auch die im Verhältnis zu anderen Drittligavereinen eher unterdurchschnittliche Polizeipräsenz im Stadion. Hier trägt man dem Wunsch des Vereins Rechnung, das Thema Sicherheit vor allem über vereinseigene Ordnungskräfte abzuwickeln.

Im Ergebnis der heutigen Runde wurde von Seiten der Jenaer Polizei nochmals deutlich gemacht, dass bei jeder polizeilichen Maßnahme, die im Zusammenhang mit einer Einflussnahme auf Jenaer Fans und Zuschauer steht, die Ansprachen nach Möglichkeit zunächst immer über den Verein bzw. die Sozialarbeiter des Jenaer Fanprojektes erfolgen zu lassen. Erst wenn dies keine Früchte tragen sollte, kommt es zum direkten Eingreifen der Polizei. Einigkeit herrschte auf allen Seiten, dass das Einsetzen von Polizeibeamten in Fanblocks - tendenziell problematisch weil eskalierend wirkend - prinzipiell eine Ausnahme darstellen sollte. Aus diesem Grunde wurde von allen Vertretern vorgeschlagen, die zwar schon funktionierende aber dennoch verbesserungsfähige interne Kommunikation auszuweiten. Dazu gehört ab sofort auch die Nachbesprechung des Spieltages mit dem Veranstaltungsleiter des FC Carl Zeiss Jena (Geschäftsführer Roy Stapelfeld). Ziel soll es sein, sich zeitnah und direkt gegenseitig über Sachstände zu informieren und gegebenenfalls Kommunikation und abzuleitende Maßnahmen für die Zukunft zu besprechen.

Alle Seiten bedanken sich für die offene und zielorientierte Gesprächsatmosphäre und auch für das gegenseitige Einräumen von Fehlverhalten. Jenas Vereinspräsident Hartmut Beyer: „Die heutige Runde hat gezeigt, wie Kommunikation und Zusammenarbeit funktionieren sollte. Nur so kann es gehen.“

Unterzeichner

FC Carl Zeiss Jena

Fanprojekt Jena e.V.

Hintertorperspektive e.V.

Polizeiinspektion Jena

Fanfotos FC Carl Zeiss Jena




Weitere News:
20.11.2021: Video der Südkurve Jena zum Südkurve-Fest 2021
28.09.2021: FCC-Ultras feiern Südkurve Fest & nennen Bedingungen
09.08.2021: Graffiti, Fanmarsch, Motivationsansprache & Tumulte
28.07.2021: Sieben Anstoßzeiten pro Spieltag für 442 Euro pro Heimspiel?
08.07.2021: „Desinformation durch die Jenaer Polizei“

Alle 147 News anzeigen