28.02.2020 - Borussia Mönchengladbach

Gladbach-Ultras nehmen zu Anti-Hopp-Aktion Stellung


Die gegen TSG Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp gerichtete Aktion der Sottocultura Ultras löste am vergangenen Samstag ein enormes Echo aus. Das Bundesliga-Spiel soll sogar vorm Abbruch gestanden haben (Faszination Fankurve berichtete) und Max Eberl kündigte an, dass die Spieler bei ähnlichen Vorfällen zukünftig vom Platz gehen werden.

Am heutigen Abend haben sich die Sottocultura Ultras als Urheber der umstrittenen Aktion, bei der Dietmar Hopp im Fadenkreuz zu sehen war und ein „H*rensöhne beleidigen einen H*urensohn und werden von H*urensöhnen bestraft - Kollektivstrafen abschaffen!“-Spruchband in der Nordkurve ausgebreitet wurde, zu Wort gemeldet.


Die Mönchengladbacher Ultragruppe erklärte, dass die Aktion eine Reaktion auf die Bestrafung des DFB war, der die BVB-Fans mit einer Kollektivstrafe belegte und für zwei Gastspiel bei der TSG Hoffenheim ausschloss. Dadurch wurde der Verzicht auf Kollektivstrafen seitens des DFB endgültig widerrufen. Mehrere bundesweite Fanorganisationen kritisierten den DFB deswegen.

Die Entscheidung des DFB wollten die Gladbacher Ultras kritisieren, in dem sie auf ein Symbol mit Hopp im Fadenkreuz zurückgriffen, für das der BVB vom DFB mehrfach bestraft wurde: „Das Fadenkreuz haben wir in allererster Linie wegen der Anspielung auf den o.g. Dortmunder Fall gewählt. Wir sehen darin jedoch auch nicht ansatzweise das, was daraus gemacht worden ist. Für uns ist es lediglich eine Symbolik der Ablehnung – vergleichbar mit einer Verbotsschild-Symbolik oder Ähnlichem. Für uns stellt es keinen Unterschied dar, ob das Hoffenheimer Wappen oder Hopps Konterfei als Symbol für das kommerzielle Konstrukt im Fadenkreuz dargestellt ist. Einen tatsächlichen Aufruf zur Gewalt, gar Mordaufruf oder diskriminierenden Inhalt verbinden wir damit definitiv nicht“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Sottocultura Ultras.


Weiter kritisiert die Ultragruppe, dass ein Zusammenhang zwischen der Anti-Hopp-Aktion und dem rechtsterroristischen Mordanschlag von Hanau gezogen wurde. Auch BVB- und Mainz 05-Fans kritisieren Medien und Borussia Mönchengladbach für die Herstellung dieses Zusammenhangs bereits (Faszination Fankurve berichtete). „Während wir inhaltlich hinter der Grafik stehen, insbesondere wegen des Kontexts zum Fall Dortmund, haben wir die Tragweite eines anderen Kontexts definitiv unterschätzt, bzw. schlicht gar nicht bedacht. Einen Zusammenhang zum rechtsterroristischen Anschlag in Hanau herzustellen kam uns vor dem Spiel nicht ansatzweise in den Sinn, auch im Nachgang finden wir diesen Gedankengang schlicht falsch. Wir glauben selber kaum, dass wir das klarstellen müssen, aber: Es handelt sich bei der gezeigten Grafik ausdrücklich nicht um eine Anspielung auf eine Gewalttat, geschweige denn auf den einige Tage zuvor erfolgten Anschlag in Hanau“, so das Statement der Gladbach-Ultras zu diesem Aspekt. Die Gruppe erklärte zudem, dass sie besser hätte aufklären müssen, worum es bei der Aktion gegen Dietmar Hopp genau geht oder sie mehr Fingerspitzengefühl in den Tagen nach Hanau hätte zeigen können.


Weiter kritisieren die Sottocultura Ultras die Worte des Stadionsprechers zum Thema sowie die Berichterstattung mancher Medien, in denen die Aktion ebenfalls in Zusammenhang mit den rassistischen Morden von Hanau gesetzt wurden. „Klar ist uns, dass derlei Symbolik nicht jedermanns Geschmack trifft. Niveaulos, unangebracht, geschmacklos, was auch immer – über Hopps Konterfei im Fadenkreuz kann man sicher genauso geteilter Meinung sein wie über Hurensohn-Gesänge und zig andere Protestformen. Kritik daran ist absolut in Ordnung, wir unterschreiben kritische Äußerungen aus diesem Grund auch nicht umsonst mit 'Sottocultura' statt 'Nordkurve' oder 'Borussia-Fans', um keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Stellvertretertum zu erheben“, gibt sich die Ultragruppe, die bei den kommenden Spielen für Gladbach-Fans zum Thema ansprechbar sein will, selbstkritisch.

Kein Verständnis hat die Ultragruppe für das Verhalten des Schiedsrichters, der mit Spielabbruch drohte. Die Sottocultura Ultras befürchten, dass in Zukunft bei Beleidigungen, wie sie in Fankurven üblich sind, mit Spielabbruch gedroht werden könnte. Max Eberl kündigte gestern bereits an, dass die Mannschaft von Borussia Mönchengladbach in Zukunft bei ähnliche Aktionen vom Feld gehen wolle. „Sollte diese Praxis sich etablieren, sind wir nicht mehr weit von einer Situation entfernt, in der Sanktionen und Unterbrechungen wegen üblicher Anti-Gesänge gegen den Gegner der Fall sein werden – man denke an das übliche ,'Tod und Hass dem FC Köln'. Hier gilt es den Anfängen, die es aber bereits nicht mehr sind, zu wehren!“, hat Sottocultura für dieses Vorhaben wenig Verständnis. (Faszination Fankurve, 28.02.2020)

Fanfotos Borussia Mönchengladbach




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