22.03.2021 - FC Carl Zeiss Jena

„Keine Kooperation mit Red Bull Leipzig!“


Der FC Carl Zeiss Jena bestritt am vergangenen Samstag ein zuvor geheimgehaltenes Testspiel gegen Rasenballsport Leipzig. Nachdem die Fanszene vom FCC dies mit bekam, hagelte es Kritik für die verantwortlichen Personen beim FC Carl Zeiss Jena.

Unter dem Titel „Keine Kooperation mit Red Bull Leipzig!“ wurde auf der Webseite der Horda Azzuro eine Stellungnahme veröffentlicht, nachdem der FCC am Samstag ein Testkick gegen Profis und U19-Spiele bei RB Leipzig bestritt. Die FCC-Ultras schämen sich dafür, dass die eigene Mannschaft am Cottaweg in Leipzig antrat.

„Der erste Schock über diesen Umstand an sich wandelte sich durch eine ausgebliebene eigene und ehrliche Kommunikation in Wut und enorme Verständnislosigkeit. Zwar erfolgte noch am gleichen Abend ein ehrliches Telefonat mit Sportchef Tobias Werner, dennoch sitzt der Stachel mehr als tief. Wir schämen uns für das Antreten unserer Mannschaft. Sind wir Mitglieder, Fans und Ultras zu naiv gewesen, zu glauben, dass u.a. „FCC – MehrAlsFussball“ auch weiterhin heißt, jede Kooperation mit dem Mateschitz-Projekt konsequent abzulehnen? Sind wir nach der konkreten und stolzen Rückeroberung von Werbeflächen in der eigenen Stadt in den letzten 2 Jahren zu unrecht der Hoffnung gefolgt, dass auch die Vereins- und GmbH-Führung eine klare Haltung gegen Redbull Leipzig vertritt? Muss das Kind erst in den Brunnen fallen, um in der Oberaue ins Nachdenken zu kommen? Welche Zwänge und Nöte herrschen in den Köpfen der obersten Gremien und Positionen unseres FC Carl Zeiss, dass im Umgang mit dem o.g. Produkt weder Rückgrat noch Mut zu spüren sind? Findet innerhalb der Lenkungs- und Führungskreise keine kritische Auseinandersetzung mit den einfachsten Fragestellungen der Fussballentwicklungen statt? Wir sagen es klar: wir fordern einen gemeinsamen Beschluss. Auch wenn Tobias Werner mit der Zusage zum Testspiel am Leipziger Cottaweg einen Fehler gemacht hat, so trägt er nicht allein die Verantwortung. Die sportliche Leitung ist seit einem Jahr zurück im Verein, die Thematisierung der RB-Problematik ist dagegen bereits seit dem ersten Punktspiel von RB (auf einem Nebenplatz im EAS) präsent. Weiterhin gehen wir davon aus, dass es keiner Auflistung von Argumenten mehr benötigt, um nun endgültig und letztmalig ein klares und kollektives Bekenntnis des FC Carl Zeiss Jena zum Verzicht auf jede Form der Kooperation mit Redbull zu erzielen. Gelingt es den Fussballclubs als Gemeinschaft aus tausenden Mitgliedern, gewählten ehrenamtlichen Gremien und bezahlten Sportlern nicht, die Zukunft des eigenen Sports mit kleinen konsequenten Maßnahmen im eigenen Einflussbereich mitzugestalten, dann wird die Verdrängung traditioneller und mitgliederstarker Vereine zu Gunsten künstlicher Werbekonstrukte fortschreiten. Werden Marketingkonzepte à la RB salonfähig und stillschweigend akzeptiert, dann halten uns irgendwann auch keine belgischen Stinke-Kredite mehr auf den Uefa-Cup-Plätzen der NOFV-Regionalliga. Wer den Fussballsport liebt und für den FC Carl Zeiss alles gibt, dem geht jeder vermeintliche subjektive Nutzen einer RB-Kooperation (Testspiele, Jugendspieler-Transfers, …) am Arsch vorbei. In diesem Zusammenhang geht es in der Tat um MehrAlsFussball“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Horda Azzuro.

Nun fordern die FCC-Ultras von den verantwortlichen Personen beim FC Carl Zeiss Jena „ein bereits angesprochenes ehrliches und felsenfestes Bekenntnis zur Ablehnung von Redbull Leipzig und eine Positionierung zu den damit verbundenen Einflüssen auf den Fußball in Mitteldeutschland.“

Die Fanszene vom FC Carl Zeiss Jena war einer der Ersten in Deutschland, die gegen RB Leipzig protestierten. Im Jahr 2009 bestritt RB Leipzig das erste Punktspiel gegen Carl Zeiss Jena. Damals versuchten FCC-Ultras den RB-Mannschaftsbus vor Ankunft am Stadion zu blockieren. 2013 hängten die Fans von Carl Zeiss Jena unbemerkt satirische Zaunfahnen vor dem Block der RB Leipzig Fans auf. Diese hingen trotz ironischen Gesängen und Spruchbändern der Carl Zeiss Fans bis zum Ende der Partie. Die RB-Fans merkten nichts. Die drei Zaunfahnen trugen damals die Aufschriften „Ultras Red Bull – Niemand wie wir – Mucchico di Merda“, „Ultras Matteschitz – Mattenschiss“ und „Facebook, Disco und Red Bull – Heut gewinnen wir zu Null – Doch selbst nach tausend Siegen – Charakter werden wir nie kriegen“.

In der Vergangenheit sorgten geplante oder tatsächlich durchgeführte Testspiele gegen RB Leipzig oder andere Teams aus dem Red Bull-Konzern bei verschiedenen Vereinen schon für Fanproteste. Teilweise sorgten aktive Fanszenen auch dafür, dass bereits vereinbarte Testspiele wieder abgesagt wurden. Teilweise werden Testspiele, wie gegen nun gegen Jena auch geheimgehaltenen, so dass Fanproteste im Vorfeld nicht möglich sind. Ähnlich erging es zuletzt Fans des Chemnitzer FC, weil der CFC ein Testspiel gegen gegen die U19 von RB Leipzig absolvierte. Fanprotest gab es auch in Chemnitz erst, als das Testspiel bekannt wurde. Beim Halleschen FC sorgte die Ausleihe von U19-Nationaltorhüter Tim Schreiber von Rasenballsport Leipzig zuletzt für Aufregung in der Fanszene (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 22.03.2021)

Fanfotos FC Carl Zeiss Jena




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