20.04.2016 - Niedersachsen

„Kennzeichnungspflicht statt Sicherheitswahn“


Niedersachsens Innenminister Pistorius hatte angekündigt, einen sogenannten „Fußballgipfel“ zu planen, bei dem das Thema Fankultur nicht den Ultras überlassen werden solle. Die Jugendorganisation der SPD in Niedersachsen fordert von ihrem Parteigenossen hingegen „Kennzeichnungspflicht statt Sicherheitswahn“.

Die niedersächsischen Jusos widersprechen dem SPD-Innenminister Boris Pistorius, der jüngst eine Debatte zur Fankultur und Sicherheit in deutschen Fußballstadien anstieß. Arne Zillmer, stellvertretender Juso Landesvorsitzender, wies den Vorstoß des Innenministers entschieden zurück: „Diese Pseudo-Debatte brauchen wir nicht führen. Jede Woche gibt es durch die Spiele der 1. und 2. Bundesliga 18 Großveranstaltungen mit mehreren Hunderttausend Besuchern. Betrachtet man die Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei als Grundlage, wurden beispielsweise 2012 pro Spieltag lediglich 1,6 Besucher verletzt. Daraus ein Sicherheitsproblem zu konstruieren, verzerrt die Realität völlig. Fußball ist schon jetzt wirklich sehr sicher, statistisch gesehen birgt jeder Disco-Besuch und jedes Schützenfest ein höheres Verletzungsrisiko als der Besuch in einem Fußballstadion.“

Bei diesem Gipfel solle den Fans mit „Trikots und Schal“ eine Stimme gegeben werden, die sonst nicht zu Wort kommen würden, meinte Pistorius. Neben der oft kritisierten Pyrotechnik spielten auch „Choreographien mit großen Schwenkfahnen“ nach Meinung von Pistorius für den gewöhnlichen Fan keine Rolle. Er wünsche sich eine „Volksfestatmosphäre“, wie er sie jüngst bei einem Baseball-Spiel in den USA erlebt habe.

„Was der Fußball hierzulande sicher nicht brauch, ist noch mehr Kommerzialisierung, Repression und Sicherheitswahn. Choreographien und Schwenkfahnen gehören zur Fankultur dazu, der Innenminister täte gut daran, sich hier nicht in die Belange von so vielen kreativen und motivierten jungen Menschen einzumischen“, so Zillmer weiter. Stattdessen müsse über eine Kennzeichnungspflicht für die Polizei in Niedersachsen geredet werden. Zillmer meint dazu: „Ob bei Fußballspielen oder Demonstrationen, immer wieder kommt es zu Vorfällen von Polizeigewalt, die durch eine individualisierte, anonymisierte Kennzeichnung der Polizei aufgeklärt werden könnten. In ihrem Koalitionsvertrag haben sich SPD und Grüne in Niedersachsen darauf geeinigt, eine solche Kennzeichnungspflicht anzustreben, doch ständig werden wir von der Partei vertröstet. Wir Jusos fordern den Innenminister dazu auf, sich damit zu befassen und nicht sinnlose Debatten über die Fankultur anzustoßen.“ (Faszination Fankurve, 20.04.2016)






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