25.11.2019 - Fürth/Nürnberg

Märsche, Choreos, Pyro & Provokationen beim Frankenderby


Im Sportpark Ronhof wurde gestern das 265. Frankenderby zwischen der Spielvereinigung Fürth und dem 1. FC Nürnberg ausgetragen. Beide Fanszenen leiteten die Partie mit mehrteiligen und sehenswerten Choreografien ein. Am Fanprojekt in Fürth wurde zudem literweise rote Flüssigkeit ausgekippt.
Im Vorfeld des gestrigen Derbys hatten beide Fanlager Treffpunkte ausgerufen (Faszination Fankurve berichtete). Die Kleeblatt-Fans trafen sich ab 09:30 Uhr an der Ludwigsbrücke, von wo aus sich gegen 10:15 Uhr etwa 400 Fürther Fans auf den Fußmarsch zur Nordtribüne des Sportparks begaben. 850 Meter vom Treffpunkt der Fürther Fanszene entfernt trafen sich ab 09:45 Uhr die Fans des 1. FC Nürnberg am Saturn. Um 10:25 Uhr setzte sich der Marsch von etwa 900 Gästefans hinter einem „Nürnberg ist euer Untergang“-Banner in Bewegung und zog ebenfalls über die Ludwigsbrücke, bevor es zum Gästeblock im Ronhof ging. Beim Marsch der Club-Fans wurde vereinzelt Pyro gezündet und sich vermummt, weshalb die Polizei vereinzelt Anzeigen erstattete.


Die 15.000 Zuschauer im ausverkauften Sportpark Ronhof sahen auf den Rängen spektakuläre Choreografien, auf dem Rasen jedoch ein torloses Remis. Die mitgereisten Club-Fans, die in einheitlichen Jacken gekleidet waren, die die Nordkurve Nürnberg als Derby-Überraschung zum Preis von zehn Euro verkaufte, zeigten zu Beginn eine Choreografie, die die Apokalypse zum Thema hatte.

„Wir sind für euch das Buch mit sieben Siegeln“, hieß es im ersten Teil der Choreografie, bei der im Gästeblock ein aufgeklapptes Buch mit „Nürnberg ist euer Untergang“-Schriftzug und sieben Siegeln zu sehen war. Anschließend wurde der Spruch mit „Versucht es zu öffnen und eure Apokalypse ist nah“ fortgesetzt und auf einer Blockfahne kam der Holzschnitt von Albrecht Dürer mit den vier apokalyptischen Reitern zum Vorschein. Die apokalyptischen Reiter und das Buch mit sieben Siegeln werden im sechsten Kapitel der Offenbarung des Johannes in der Bibel erwähnt. Wenn man versucht die einzelnen Siegel zu öffnen locken die Reiter einen „Komm“-Rufen und die Apokalypse rückt näher. Die vier Reiter sind als Boten der nahenden Apokalypse zu verstehen, die im Fall der Rivalität in Franken den Fürthern droht. Mit einem „Denn seit Anbeginn war es gewiss, dass das fränkische Land unser ist!“-Spruch und Zetteln mit den Wappen von Nürnberg und Franken fand die dreiteilige Choreografie im Gästeblock ihren Abschluss.


Auf der Nordtribüne wurde ebenfalls eine mehrteilige Choreografie durchgeführt. Der zur Fürther Choreografie dazugehörige Spruch lautete: „Elf rot schwarze Bengerdsraddsn haben als Ziel den Derbysieg - Doch am Ronhof entfachen wir den Gegenwind, der euren Traum zum Kentern bringt“. Auf den dazugehörigen Blockfahnen waren die Flüsse Rednitz und Regnitz sowie Städte und Gemeinden in Franken in der Region um Nürnberg und Fürth abgebildet. Mit einem Boot, das sich während der Choreografie bewegte, gerieten die Nürnberger „Bengerdsraddsn“, die in Form von Ratten mit „Anti FÜ“-Mütze, wie sie in der Nürnberger Fanszene getragen wird und FCN-Fahne dargestellt wurden, auf Höhe des Sportpark Ronhofs in einen Strudel. Am Dach der Nordtribüne wurde dann eine weitere Fahne hochgezogen, auf der das im Strudel gekenterte Boot mit den FCN-Ratten ebenso zu sehen war, wie Piraten, die Fankleidung der Spielvereinigung Fürth trugen.


Mit den einheitlichen schwarzen Jacken gab der Gästeblock während des gesamten Spiels einen geschlossenen Eindruck ab. Fürther Ultras provozierten die Gästefans im Verlauf des Derbys noch mit ein paar Spruchbändern, auf denen „Die 'Fürther Juden' grüßen den stolzen Julius-Hirsch-Preisträger 2013! Schalom ihr Bastarde!“, „Gegen Überwachung kämpfen, aber GruppaOF die Infos schenken - Und die Bullen bedanken sich...“, „Patentrezept Anti FÜ? Shoppen - Haus bauen - Essen gehen - Bleibt eurer Marke treu & fickt euch selbst!“ geschrieben stand. Die Horidos warfen der Nürnberger Ultraszene mit den Plakaten ebenso eine antisemitische Beleidigung vor, wie Informationen nach einer Auseinandersetzung beider Fanlager öffentlich gemacht zu haben und den eigenen „Anti FÜ“-Slogan im wahren Leben nicht immer ganz Ernst zu nehmen. Ob die bei der Choreografie im Gästebereich „ Apokalypse“ der Fürther durch diese Provokationen näher gerückt ist, bleibt abzuwarten. Im Gästeblock war gestern noch ein „Fürth Fotzen aufs Maul!“-Doppelhalter und ein „Gegen alle Betretungsverbote“-Spruchband zu sehen.


Auf der Nordtribüne zeigten Fürther Ultras gestern zudem noch ein „Grüße an die Ausgesperrten! Lassts euch schmecken!“-Plakat, breiteten eine „Freiheit für die Stadionverbotler - Bella Ciao“-Blockfahne aus und zündeten ein paar Bengalische Fackeln. Nach Abpfiff des torlosen 265. Frankenderbys marschierten etwa 500 FCN-Fans zurück zum Saturn und fuhren von dort mit Bahnen zurück nach Nürnberg. Die Polizei zieht nach dem Derby eine positive Bilanz, weil die Fanlager voneinander getrennt werden konnten. Gegen zwei Fans wird wegen Beleidigung ermittelt, zwei sollen gegen das Versammlungsgesetz verstoßen haben, weil sie beim Fanmarsch vermummt waren und bei zwei Fans wurde Pyrotechnik gefunden.


Im Verlauf des gestrigen Tages wurden vorm Fanprojekt Fürth in der Theresienstraße in Fürth mehrere Liter einer roten Flüssigkeit ausgebreitet. Vermutlich war es Tierblut, das möglicherweise während des Spiels dort ausgekippt wurde. Das Fanprojekt Fürth hat sich dazu bereits zu Wort gemeldet und erklärt: „Da wir die betroffene Einrichtung sind, melden wir uns mal kurz. Also es ist nichts bekannt, außer das Resultat der 'Schweinerei'. Was wir nicht brauchen, sind willkürliche Spekulationen, wer das gewesen sein könnte. Wer die Fanszene des Rivalen der Nachbarstadt schmähen möchte, braucht uns und unseren neu dekorierten Eingang dazu nicht. Da möchten wir keine Rolle spielen. Wir und vor allem unser Eingang sind nicht der große Derbyskandal.“


Am Samstag besuchte die Nordkurve Nürnberg mit etwa 1.000 Personen das Abschlusstraining des 1. FC Nürnberg am Valznerweiher, um die FCN-Spieler für das Spiel in Fürth zu motivieren. Letztlich sprang im Ronhof aber trotzdem nur eine torlose Partie raus. (Faszination Fankurve, 25.11.2019)

Hier geht es zum Derby-Video der Ultras Nürnberg.






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