20.10.2017 - FC Augsburg

„Pfefferspray gegen die Fans eingesetzt!“


Die Rot-Grün-Weiße Hilfe aus Augsburg kritisiert im Nachgang des Heimspiels der zweiten Mannschaft des FC Augsburg gegen den TSV 1860 München die Berichterstattung der lokalen Medien aus Augsburg. In der Stellungnahme wird auch ein Pfefferspray-Einsatz der Polizei kritisiert.

„Der RGW-Hilfe ist bewusst, dass Schlagzeilen wie 'Kripo ermittelt gegen Fußball-Ultras', 'Fangewalt' oder 'Dieser Einsatz kostet 150 000€' mehr Leser zum Kauf einer Zeitung animieren als 'Ultras helfen Bewusstlosem' oder 'Polizei versprüht Pfefferspray gegen friedliche Fans'. Ultra ist gleich Gewalt, das will man lesen und das macht Auflage. Daher sehen wir es als unsere Aufgabe als Fanhilfe an, auch die andere Seite zu durchleuchten. In Zeiten, in denen das Vertrauen in die Medien immer weniger wird, Begriffe wie 'fake news' oder „alternative Fakten“ die Runde machen, wollen wir versuchen, objektiv an Sachen ranzugehen. Und das aus einem einfachen Grund: weil es die heimische Presse eben nicht macht! Es ist die Aufgabe der einzigen Tageszeitung in dieser Stadt Dinge objektiv und auch sachlich darzustellen. Vor allem dann, wenn ein Reporter vor Ort und damit Augenzeuge ist und somit die Pflicht hat, journalistisch einwandfrei zu arbeiten“, heißt es in der Stellungnahme der Augsburger Fanhilfe.

Ganz konkret wird kritisiert, dass medial nicht darüber berichtet wurde, dass FCA-Fans am Sonntag einem Bewusstlosen am Königsplatz halfen: „Als sich am vergangenen Sonntag zum Spiel gegen den TSV 1860 München gegen 11 Uhr rund 300 Fans des FC Augsburg am Königplatz versammelten, war auch ein AZ-Reporter vor Ort. Laut allen Augenzeugenberichten herrschte eine friedliche und ausgelassene Stimmung. Als darüber hinaus ein Angehöriger der 'Kö-Szene' in der Grünanlage des Königsplatzes zusammenbrach, leisteten Fans der aktiven Fanszene Ersthilfe und versorgten ihn bis zum Eintreffen der Sanitäter und Notärzte. Und das, während die Beamten des USK aus München und Dachau teilnahmslos dabeistanden. Wir wissen, das ist keine Schlagzeile wert. Was aber nicht sein kann, ist, dass ein Foto des Rettungswagens mit Ärzten und Beamten des USK später online in der heimischen Zeitung auftaucht und dies mit der Unterschrift „vor dem Spiel des FCA II gegen 1860 trennte ein Großaufgebot der Polizei die Fanlager. Auch am Abend gab es einen Einsatz“ genutzt wird. Kein Wort zum Notfall, kein Erwähnen der Ersthilfe durch Ultras, keine Schlagzeile wert. Nein, dieses Bild wird genutzt um wieder einmal einen Zusammenhang von Gewalt, Notärzten und Fußballfans herbeizuschreiben. Noch trauriger ist die Tatsache, dass der Reporter als Augenzeuge es nicht für nötig hält, dies zu korrigieren. Die RGW-Hilfe beobachtet mit Sorge, dass es in Augsburg seit geraumer Zeit kaum eine objektive Berichterstattung über das Thema 'Ultras' und 'Fanszene' gibt und darüber hinaus nicht auch mal im Zusammenhang einer immer größer werdenden Jugendkultur berichtet wird. Wir stellen uns die Frage, warum oft nur der Polizeibericht kritiklos übernommen wird, eigene Beobachtungen (die offensichtlich nicht zum Thema „Gewalt“ passen) unter den Tisch fallen und eine simple Recherche, wie beispielweise Nachfragen beim FCA-Fanprojekt oder dem FCA-Fanbeauftragten sehr oft unterlassen wird. Wo Ultras sind, ist die Gewalt nicht fern. Das ist der Tenor, die wenigen Berichte über soziales Engagement oder andere positive Dinge gehen dabei unter“, so die Fanhilfe weiter.

Zum Polizeieinsatz am Stadion nimmt die Rot-Grün-Weiße Hilfe wie folgt Stellung: „Ähnlich war die Situation vor dem Stadion. Die rund 300 Fans des FCA wollten friedlich durch die Einlasskontrollen, wurden aber aus Sicherheitsgründen daran gehindert um eine Fanmischung zu verhindern. Soweit, so gut. Was aber nicht sein darf, ist die folgende Vorgehensweise der Polizei: anstatt auf die immer bedrohlichere Situation zu reagieren als Menschen Panik bekamen, der Druck in der Menge immer größer wurde und einzelne versuchten aus der Masse raus zu kommen, wurde der Kessel um die Fans enger gezogen und als Höhepunkt Pfefferspray gegen die Fans eingesetzt! Es gab Verletzte, wobei eine Anzeige gegen nicht identifizierbare Beamte wieder einmal ins Leere laufen würde. Und wie so oft handelten die auswärtigen Beamten eigenmächtig, ohne Rücksprache mit der Augsburger Einsatzleitung und der FCA-Sicherheitsverantwortlichen. In aller Klarheit wollen wir sagen: Dass bei diesem Geschehnis nicht viel Schlimmeres passiert ist, ist nicht selbstverständlich und liegt einzig und allein an der Besonnenheit der Fans. Wir hoffen, dass die verantwortlichen Stellen diesen missglückten Einsatz analysieren, Konsequenzen für die leitenden Personen gezogen werden und vergleichbare Einsätze in Zukunft nicht mehr so organisiert werden, dass unschuldige Fans grundlos zu Schaden kommen. Aber auch in diesem Fall ist es keine Zeile wert, darüber zu berichten. Denn auch in diesem Fall stand der AZ-Reporter direkt daneben und beobachtete die Situation. Offensichtlich passt ein komplett überzogener Einsatz der Polizei nicht in die Berichterstattung zum Spiel. Er wird einfach verschwiegen.“ (Faszination Fankurve, 20.10.2017)

Fanfotos FC Augsburg




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