15.10.2014 - FC Bayern München

Schickeria & Kurt-Landauer: Ein Kommentar


Gestern hat die Schickeria den Julius Hirsch Preis vom DFB erhalten. Heute lief der Film über Kurt Landauer zur Primetime in der ARD. Die Geschichte zeigt, dass die Schickeria den FC Bayern braucht, der FC Bayern aber auch die Schickeria braucht.

Ohne die Ultras aus der Südkurve hätte die Geschichte des ehemaligen Bayern-Präsidenten niemals die Bedeutung erhalten, die sie nun durch einen Spielfilm in der ARD zur besten Sendezeit bekommen hat. Fast vergessen war Landauer, bevor die Schickeria sich nach der Jahrtausendwende dem Thema annahm. Zuerst innerhalb der Gruppe wurde sich mit der Geschichte Landauers beschäftigt. Das Turnier der Südkurve wurde nach ihm benannt. An den Turniertagen wurde das Konzentrationslager Dachau besucht, wo Landauer während des Nazizeit inhaftiert war. Später wurden eine erste Choreografie mit seinem Konterfrei durchgeführt.

Berichtet wurde darüber in den Medien so gut wie garnicht. Stattdessen stand die Gruppe, die sich seit ihrer Gründung gegen Rassismus und Diskriminierung positioniert, immer wieder in der Kritik. Der Abspann des Landauer Films würdigte nun die Arbeit der Ultras. Ob die treibenden Kräfte bei der Schickeria nun sowas wie Freude spüren? Sicherlich, weil die Geschichte Landauers nun den Stellenwert bekommen hat, die sie verdient hat.

Aber auch wenn die Öffentlichkeit das Thema für weitere Jahre nicht wahrgenommen hätte, wäre das Thema bei der Schickeria auf der Agenda geblieben, weil die Geschichte Landauers für die Identität der antirassistischen Ultras wichtig ist, vielleicht sogar wichtiger als Titel. Die Schickeria hat sich gegen Stimmen in der eigenen Fanszene durchgesetzt, die das antirassistische Engagement der Gruppe zu Anfang kritisierten. Die Gruppe hat ihr Engagement weitergeführt, in einem Bundesland und einer Stadt, dass für linksgerichtete Gruppen nicht gerade bekannt ist. Auch in Konflikten mit Verein, Polizei und DFB hatte die Gruppe wie kaum eine andere deutsche Ultràgruppe Rückschläge zu verkraften. Doch der Modus vivendi der Ultras hat sich nicht geändert. Sie sind sich treu geblieben, wahrscheinlich könnten sie gar nicht anders.

Landauer und die Schickeria haben eines gemeinsam: Beide brauchen den FC Bayern München, der FC Bayern München brauchte Landauer in der Vergangenheit, ansonsten würde es den Verein wohl nicht mehr geben. Der FC Bayern braucht aber auch die Schickeria, die Themen auf die Agenda setzt und sich auch unpopulären Themen stellt. Beim Verein hat man dies mittlerweile erkannt. Die neugestaltete Südkurve scheint sich seit dem im Aufschwung zu befinden. Vielleicht war Landauer auch einer der ersten Ultras in Deutschland. Der Verein war sein Leben, sein Modus vivendi. (Faszination Fankurve, 15.10.2014)

Fanfotos FC Bayern München




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