15.04.2010 - Fortuna Düsseldorf

Schwere Vorwürfe gegen Cottbuser Ordnungsdienst


Fortuna Düsseldorf gastierte am letzten Wochenende bei Energie Cottbus: Während des Spiels kam es im Gästeblock zu Auseinandersetzungen zwischen den mitgereisten Fortunen und dem Ordnungsdienst. Der Supporters Club Düsseldorf wandte sich nun in einem Schreiben direkt an DFB und DFL.

Faszination Fankurve dokumentiert den offenen Brief des Supporters Club Düsseldorf an DFB und DFL:

„Zu den Provokationen seitens des Ordnungsdienstes bei Energie Cottbus

Vor und im Gästeblock kam es am vergangenen Samstag seitens des Ordnungsdienstes des FC Energie Cottbus mehrfach zu teils heftigen Provokationen gegenüber Fans von Fortuna Düsseldorf. Der Supporters Club Düsseldorf 2003 e.V. als Dachverband der Fortuna-Fans hat nach Sammlung der Gedächtnisprotokolle von Betroffenen und Augenzeugen heute einen offenen Brief an die DFL und den DFB gesendet. Das vollständige Schreiben wird nachfolgend zitiert.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir möchten uns heute mit einem offenen Brief an Sie wenden, um auf eklatante Missstände beim Ordnungsdienst des FC Energie Cottbus hinzuweisen. Wir Fans von Fortuna Düsseldorf werden das Auswärtsspiel in Cottbus am 30. Spieltag der laufenden Saison wohl noch lange in negativer Erinnerung behalten - weniger aufgrund der Niederlage unserer Mannschaft als vielmehr aufgrund der Begleitumstände, auf die wir in der Folge detailliert eingehen möchten.

Bereits bei den Einlasskontrollen wurden wir von den Mitarbeitern des Ordnungsdienstes ungewöhnlich scharf und am Rande des Erlaubten kontrolliert. Zudem war bereits hier der Umgangston provokativ und unfreundlich. Wir zitieren aus einem uns vorliegenden Bericht:

Auf meine Frage. Ich zitiere: „wozu diese übertriebenen Kontrollen?“ bekam ich die dreiste und völlig unnötige Antwort: „weil Ihr aus dem Westen gerne Scheiße baut!“

Unrühmlicher Höhepunkt waren hierbei die zur polizeilichen Anzeige gebrachten Aussagen zweier Ordner, welche einen dunkelhäutigen Fan bei der Leibesvisitation beschimpften und beleidigten. Bereits vor der Kontrolle fielen einem anderen Fan die beiden Ordner durch die Konversation „Guck mal, da läuft ein Schwarzer!“ – „Der Neger wird sich noch freuen!“ auf. Ein eindeutiges Indiz für die Geisteshaltung dieser Personen.

In diesem und dem weiteren Verlauf fielen zahlreichen Fans zusätzlich Tätowierungen auf, welche unweigerlich darauf hindeuten, dass es sich bei einigen der Ordner um Personen aus der Hooligan- und/oder rechtsradikalen Szene handelt. So war zum Beispiel der Schriftzug „Kategorie D Ost-Berlin“ offen sichtbar am Hals eines Ordners zu erkennen, was durch uns vorliegende Aussagen und Gedächtnisprotokolle gestützt wird. Außerdem sind Mitglieder des Ordnungsdienstes auf der Internetseite eines Magdeburger Hooligan-Labels („adrenalin-magdeburg.de“) zu erkennen, auf der sie unter anderem für T-Shirts mit der Aufschrift „Eastside Fightclub“ oder „Sieg durch KO“ posieren.

Auffällig war darüber hinaus das Tragen von Handschuhen mit besonders gepolstertem Handrücken aus dem Security-Fachbedarf, die für Einlasskontrollen in einem Fußballstadion sicherlich nicht zwingend benötigt werden.

Im Block wurden Zeugenaussagen zufolge bereits vor dem Spiel Fortuna-Fans von Mitgliedern des Ordnungsdienstes bespuckt.

Auch während des Spiels kam es zu nicht tolerierbaren Szenen und Übergriffen. So wurden beispielsweise mehrere Fans ohne Grund derart kräftig die Treppenstufen heruntergeschubst, dass sie beinahe gestürzt wären, was unter Umständen üble Verletzungen zur Folge gehabt hätte. Als die umstehenden Personen den Täter in einem Fall daraufhin zur Rede stellten, rechtfertigte sich dieser lediglich durch verbale Entgleisungen.

Inbesondere nach den Toren für Energie Cottbus kam es im Block während des Spiels zu weiteren Provokationen. So liegt uns ein Bericht vor, der Folgendes besagt:

Die vier Ordner haben [...] auch u.a. mich persönlich provoziert. Insbesondere nach dem ersten Führungstor von Cottbus drängte mich der Ordner mit der kahl geschorenen Glatze zur Seite und sagte zu mir: „Das hast Du Glück gehabt, Dicker – wenn wir verloren hätten, hätte ich Dich frisch machen müssen mit meinen Freunden“. Ich habe darauf erwidert, dass er wohl nur warte, schlagen zu dürfen. Darauf er: „Glaubst Du fette Sau eigentlich, dass ich meine Handschuhe umsonst angezogen habe?“

Nach dem zweiten Führungstor für Energie Cottbus freuten sich mehrere Ordner innerhalb unseres Gästeblocks sehr provozierend. Dabei wurden mehrfach die Mittelfinger in unsere Richtung ausgestreckt. Auch stellt sich die Frage, warum die im Block eingesetzten Ordner zu diesem Zeitpunkt die Kapuzen ihrer Pullover über den Kopf gezogen hatten. Dies ist durch Videoaufnahmen belegt. Ein Fan, der sich zu diesem Zeitpunkt nicht im Block befand, diesen aber soeben wieder betreten wollte, wurde grundlos daran gehindert: Mehrfach wurde er die Aufgangstreppe heruntergeschubst und anschließend rüde des Stadions verwiesen. Ein Schlag konnte ebenfalls durch Videoaufnahmen dokumentiert werden.

Wie die Lausitzer Rundschau berichtete, hatte ein Ordner zwischenzeitlich eine Anzeige gegen einen Fortuna-Fan gestellt, weil dieser angeblich Reizgas eingesetzt haben soll. Diese Anzeige wurde aber ohne Angabe von Gründen mittlerweile wieder zurückgezogen. Wir sparen uns an dieser Stelle jeglichen Kommentar.

Die Stimmung unter den mitgereisten Fortuna-Fans war an diesem Nachmittag ausgelassen und fröhlich, kein Funken Aggression war zu spüren. Viele Fortuna-Fans kehrten im Gegenteil vor Anpfiff noch in diversen Cottbuser Gaststätten ein, wo es zu keinerlei Komplikationen kam. Auch der Spielverlauf und die eher enttäuschende Leistung der Mannschaft hätten daran nichts geändert. Verein, Mannschaft und Fans haben eine fantastische Saison hinter sich und das Verpassen des Aufstiegs, welcher selbst von den kühnsten Optimisten nicht für möglich gehalten wurde, kann diesen Eindruck nicht schmälern. Somit verhielten sich die Fortuna-Fans an diesem Nachmittag auch in keinster Weise provokant oder aggressiv, sondern die Aggressionen gingen ausschließlich vom Ordnungspersonal aus.

Das Vorgehen gegen friedliche Fortuna-Fans, insbesondere aber die Behandlung eines Menschen mit dunkler Hautfarbe, ist aus unserer Sicht nicht tolerierbar und sollte auch der DFL und dem DFB zu denken geben. Es genügt nicht, auf der einen Seite Flagge gegen Gewalt, Rassismus und Diskriminierung zu zeigen (zum Beispiel durch die Beteiligung an FARE oder die Gründung einer Stiftung mit den Kernzielen „Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung“), während auf der anderen Seite Ordnungsdienste, welche durch Vereine der obersten deutschen Spielklassen angestellt und legitimiert sind, offenkundig Hooligans und Neonazis beschäftigen, die obendrein leicht als solche zu erkennen sind (unter anderem durch die oben beschriebenen und deutlich sichtbaren Tätowierungen).

Im Übrigen waren dies bei Weitem nicht die ersten Erfahrungen dieser Art, die wir Fortuna-Fans - vor allem beim Besuch von Auswärtsspielen im Osten der Republik, nicht selten aber auch in Westdeutschland - machen mussten. Generell sollten der DFB und die DFL daher unserer Ansicht nach mehr Druck auf die Vereine aufbauen, damit bei der Auswahl der Ordnungsdienste sowie deren Mitarbeitern „schwarze Schafe“ ausgeschlossen werden können. Nicht selten führen nämlich Provokationen wie die beschriebenen zum Aufbau von Aggressionen auf beiden Seiten, die in einem Fußballstadion fehl am Platze sind.

Wir hoffen, durch diesen Brief einen Denkanstoß geliefert zu haben und fordern Sie auf, gemeinsam mit dem Verein FC Energie Cottbus entsprechende Maßnahmen in die Wege zu leiten.

Mit freundlichen Grüßen

Vorstand und Beirat des

Supporters Club Düsseldorf 2003 e.V.“

Fanfotos Fortuna Düsseldorf




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