26.07.2019 - Borussia Mönchengladbach

„Stadionbesucher dürfen nicht kriminalisiert werden“


Die Fanhilfe Mönchengladbach machte öffentlich, dass eine neue Regelung der UEFA vorsieht, dass die Daten von Fans, die ein Spiel ihres Vereins in Champions- oder Europa League im Stadion verfolgen, an Dritte weitergegeben werden, darunter Verbände und Behörden.

Wegen der neuen Regelung befürchtet die Fanhilfe Mönchengladbach, dass Daten von Borussia Mönchengladbach-Fans bei Behörden von autoritären Staaten landen könnten: „Still und heimlich hat der europäische Fußballverband UEFA zur aktuell startenden Saison 2019/2020 sein Sicherheitsreglement geändert. Dass weder die UEFA selbst, noch die am Europapokal teilnehmenden Vereine die Änderung groß publik gemacht haben, verwundert nicht, da einige böse Überraschungen auf die Fans warten. Wer in der kommenden Saison Spiele seines Vereins in der Champions League oder Europa League im Stadion verfolgen möchte, muss mit der Erhebung seiner Personalien sowie deren Weitergabe an autoritäre Staaten und deren Behörden rechnen. Im zweiten Kapitel des UEFA-Reglements regelt Artikel 16 die 'Angaben über den Karteninhaber'. In der alten Version, gültig seit 2016, war den am europäischen Wettbewerb teilnehmenden Vereinen eine detaillierte Datenerhebung freigestellt. 'Soweit es die Umstände erfordern', also nach Einschätzung des jeweiligen Vereins, konnte eine Datenerhebung über Namen und Adressen stattfinden, verpflichtend war diese jedoch nicht. Darüber hinaus wurden keine Verpflichtungen angeführt, die Daten an Dritte, etwa Verbände oder Behörden, weiterzugeben. Die Überarbeitung des Reglements beinhaltet ab der neuen Saison nun diverse Verschärfungen, die in Hinblick auf den Datenschutz der Fußballfans fragwürdig sind und rechtsstaatliche Aspekte komplett außer Acht lassen“, teilte die Fanhilfe Mönchengladbach dazu mit.

Demnach sollen Namen, Adressen und Geburtsdaten aller Fans bei Europapokalspielen an die UEFA und die Polizei übermittelt werden. Auch Durchreiseländer sollen die Daten erhalten. Bei Verstößen würden Zuschauerteilausschlüsse oder reduzierte Kartenkontingente drohen.

„Wir, als Fanhilfe Mönchengladbach, deren Verein und Fanszene in der kommenden Saison international vertreten und daher von dieser Überarbeitung betroffen sind, kritisieren die Überarbeitung des Sicherheitsreglements entschieden. Eine Pflicht zur Personalisierung stellt für uns einen inakzeptablen Eingriff in die Rechte der Fans und Eigenständigkeit der Vereine dar. Personalisierte Tickets stellen kein Mehr an Sicherheit, sondern lediglich ein Mehr an Datensammlung dar. Millionen von unbescholtenen Fußballfans in ganz Europa werden durch das neue Sicherheitsreglement der UEFA unter einen Generalverdacht gestellt, der nicht im Ansatz berechtigt ist. Darüber hinaus kritisieren wir in aller Deutlichkeit die Pflicht zur Weitergabe der Daten an Dritte. Der Sinn der Weitergabe an die UEFA erschließt sich schlicht überhaupt nicht. Die Weitergabe an lokale und nationale Polizeibehörden ist darüber hinaus besonders in Hinblick auf fehlende Rechtsstaatlichkeit einiger Länder, deren Vereine an den europäischen Wettbewerben teilnehmen, kritisch zu betrachten. Bereits im Rahmen der Weltmeisterschaft 2018 in Russland kritisierten Datenschützer und Politiker die Weitergabe von Daten der fragwürdigen 'Gewalttäter Sport-Datei' an russische Behörden. Einträge der ohnehin fragwürdigen Datei an einen Nicht-EU-Staat weiterzugeben, sei rechtsstaatlich in höchstem Maße bedenklich, wenn nicht gar rechtswidrig. Dieses bis dato einmalige Prozedere wird mit dem neuen Sicherheitsreglement zum Regelfall: Fußballfans, die einfach ihrem Verein durch Europa folgen, müssen mit der Weitergabe ihrer Daten an autoritäre und rechtsstaatlich zweifelhafte Staaten und deren Behörden rechnen“, so die Kritik der Fanhilfe Mönchengladbach weiter.

Die Fanhilfe Mönchengladbach fordert deshalb, dass die Überarbeitung von Artikel 16 im Sicherheitsreglement der UEFA wieder zurückgenommen wird: „Dass Borussia fortan Daten der Fans, die sie bedingungslos unterstützen, an autoritäre Staaten übertragen, ist für uns ein inakzeptabler Zustand. Stadionbesucher dürfen nicht kriminalisiert werden – Artikel 16 des UEFA-Sicherheitsreglements ändern!“ (Faszination Fankurve, 26.07.2019)

Fanfotos Borussia Mönchengladbach




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