07.03.2008 - FC Carl Zeiss Jena

Stellungnahme des Fan-Projekt Jena


Am vergangenen Wochenende spielte Carl Zeiss Jena in Koblenz. Obwohl die Auswärtsfahrt alles in allem eher friedlich verlaufen ist, gab es einen massiven Polizeieinsatz sowie Berichte über randalierende Anhänger des Zweitligisten.

Das Fan-Projekt des FC Carl Zeiss Jena hat dazu Stellung bezogen:

Mit Kanonen auf Spatzen

Nachdem das Fan-Projekt Jena sich nach den Auswärtsspielen in Mainz und Stuttgart ausdrücklich bei den Verantwortlichen für wohltuend zurückhaltende und deeskalierende Polizeieinsätze bedankt hatte, und auch der Einsatz der Polizeikräfte im und um das Koblenzer Stadion ein entsprechen positives Echo seitens der Jenaer Fans und ihrer Betreuer ergab, wurde vieles von diesen positiven Eindrücken am Sonntagabend zunichte gemacht.

Der FC Carl Zeiss Jena e.V. und das Fan-Projekt Jena e.V. widersprechen entschieden Polizeiberichten und Pressemeldungen von angeblich „randalierenden Jenaer Fans“. Wir erheben unsere Stimme gegen die zunehmende Stigmatisierung und Kriminalisierung von Fußballfans!

Was war geschehen? Auf der Rückfahrt vom Auswärtsspiel in Koblenz hatten zwei Fanbusse an einer Autobahnraststätte bei Eisenach eine letzte Rast eingelegt. Als ein Zigarettenautomat die Rückgabe von Wechselgeld verweigerte, folgten kurze Tritte durch 2 Personen gegen denselben, wobei Zeugen bestätigen können, dass der Automat im Anschluss noch funktionsfähig war. Zweifellos, ist dies trotzdem ein Fehlverhalten, welches nicht der geeignete Weg sein kann. Wir müssen dennoch unser Unverständnis und unsere Verwunderung zum Ausdruck bringen, dass ein solches Bagatelldelikt –offensichtlich weil es sich um Fußballfans handelte– dazu führte, dass binnen kürzester Zeit ein Großaufgebot der Thüringer Landespolizei auf den Plan trat, und dass 70 junge Fußballfans fast 2 Stunden lang auf einem Autobahnparkplatz festgehalten werden, um sämtliche Personalien zu erfassen und mittels einer „Gegenüberstellung“, die einer juristischen Überprüfung der Ansprüche an eine solche kaum standhalten dürfte, 2 angebliche Tatverdächtige zu ermitteln, denen mehrere Zeugen ihre Unschuld bestätigen. Dass in Anbetracht eines angeblich beschädigten Zigarettenautomaten 1 Hubschrauber, 11 Gruppenkraftwagen (im Volksmund auch „Six-Pack“ genannt), 9 Streifenwagen sowie die Spurensicherung der Kriminalpolizei zum Einsatz kommen, macht unser Verständnis nicht eben größer.

Was bleibt sind Beschwerden von Eltern betroffener Jugendlicher und die Wirkung eines solchen Einsatzes auf die jungen Fußballfans selbst. Bei den Betroffenen entsteht ein verheerendes Bild von unserem Rechtsstaat, der von vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunehmend als Polizei- und Überwachungsstaat empfunden wird, dem man insbesondere als Fußballfan scheinbar rechtlos ausgeliefert zu sein scheint. Für die Entwicklung junger Menschen wie auch die Prävention von Gewalt ist dies aus unserer Sicht höchst bedenklich, und wir müssen, von den Kosten für den Steuerzahler einmal noch ganz abgesehen, den Sinn und vor allem die Verhältnismäßigkeit derartiger Einsätze mit Nachdruck hinterfragen.

Die Kosten, die dieser Einsatz verschlungen haben dürfte, wären in der Finanzierung gewaltpräventiver Fanprojekt-Arbeit sicherlich sinnvoller angelegt, jedoch tut sich der Freistaat trotz erster mündlicher Zusagen immer noch schwer, die Landesförderung gemäß dem „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ für das bundesweit hohes Ansehen genießende Fan-Projekt Jena endlich in Form verbindlicher und konkreter Fördermittelzusagen umzusetzen.

Fanfotos FC Carl Zeiss Jena




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