01.05.2018 - FC Carl Zeiss Jena

Südkurve Jena boykottiert Landespokalfinale in Erfurt


Der Südkurve-Rat des FC Carl Zeiss Jena hat eben ein Communiqué veröffentlicht, in dem der Boykott des thüringischen Landespokalfinals bekannt gegeben wurde. Erst gestern qualifizierte sich Carl Zeiss Jena durch einen 5:0 Sieg bei der SG SV Borsch für das Finale.

Das Spiel wird boykottiert, weil der Thüringer Fußballverband das Steigerwaldstadion in Erfurt für die kommenden Jahre fest als Austragungsort des Landespokalfinals bestimmt hat. Die Südkurve sieht in dieser Entscheidung einen versteckten Rettungsversuch für die Arena, in der ab kommender Saison kein Drittligafußball mehr zu sehen sein wird. Weiter betont die Südkurve, dass die Kritik und der Boykott nicht darauf beruhen, dass das Steigerwaldstadion die Heimstätte des FC Rot-Weiß Erfurt, dem Erzrivalen von Carl Zeiss Jena, ist.


„Bereits vor dem erfolgreichen Einzug unseres FC Carl Zeiss haben wir uns in diversen Diskussions- und Gesprächsrunden mit einem möglichen Finale mit eigener Beteiligung beschäftigt. Spätestens seit dem Derbysieg im Herbst wanden wir uns der Vergabe-Praxis des Thüringer Fußballverbandes zu. Mit der endgültigen Fertigstellung des neuen Steigerwaldstadions erhielt die Arena Erfurt GmbH als Betreiber ein mehr als zweifelhaftes Geschenk des Landesverbandes. Vertraglich fixiert wurde demnach die Austragung der zukünftigen Finalspiele im neuen Erfurter Stadion. Hiermit erfolgt ein versteckter und schon allein deswegen nicht zu tolerierender Rettungsversuch der fehlgeplanten Multifunktionsarena. Die Auslastung der auch perspektivisch nur schwer wirtschaftlich gesund zu führenden Arena hat bzw. soll durch den mehrjährigen Rahmenvertrag eine feste jährliche Konstante erhalten. Wir spielen dieses Spiel nicht mit. Nicht etwa, weil das Stadion des Erzrivalen unterstützt wird, sondern weil der TFV mit dieser generell mehr als fragwürdigen Praxis nicht erfolgreich sein darf. Der Schaden für den Thüringer Fußball wäre immens, auch das Vertrauen in Fairness und Weitsichtigkeit der Sportpolitik wäre nachhaltig zerstört. Auch ein moderneres Stadion an der Saale dürfte nicht in diesem Maße wirtschaftlich bevorteilt werden – so ehrlich sind wir. Die etablierte Rotation des Finalortes, die Einbeziehung einer möglichen Unterklassigkeit eines Finalteilnehmers und die generelle Beachtung sportlicher Aspekte dürfen nicht der Vergangenheit angehören. Die Begründung seitens des Verbandes bzgl. der mehrjährig-fixen Vergabe zielt auf das höchst mögliche Maß an Sicherheit ab, welches das Steigerwaldstadion den Fanszenen und neutralen Zuschauern vermeintlich bieten soll. Überdies lässt diese Politik nun in einer jährlichen Dauerschleife erwarten, was wir in dieser Saison bereits zum Punktspielderby in Erfurt erlebt haben: ein Tag mit facettenreichen und unerklärlichen Sicherheitsschikanen, welche das Fußballerlebnis bereits bei der Ankunft zunichtemachen. Verschlossene Toiletten, Stacheldraht, Schleusen, Wasserwerfer/Räumfahrzeuge, schäumende Uniformierte. Nein, danke! Die Fadenscheinigkeit der Sicherheits-Argumentation wird dann deutlich, wenn man die zumeist als sympathisch einfach (oder in diesem Kontext besser: chaotisch) zu bezeichnenden Zustände in den K.O.-Runden zuvor betrachtet. Spielt denn die Sicherheit erst im Finale eine Rolle oder kommt die gesellschaftliche Sicherheitsparanoia den Verantwortlichen gerade recht, um Klüngelei zu legitimieren? Ein Quervergleich zum DFB-Pokal ist dabei nicht zielführend, da ein Nebeneinanderstellung der Charaktere beider Wettbewerbe historisch wie aktuell genauso wenig zielführend ist wie eine etwaig beabsichtige Angleichung. Es kommt hinzu, dass die beiden Finalteilnehmer nur in äußerst geringem Maße an den Zuschauereinnahmen des Tages partizipieren. Stattdessen hält der Verband die Hände auf und lässt dem Arena-Betreiber und dessen Partnern die vertraglich zugesicherten Summen zukommen“, heißt es dazu in der Stellungnahme des Südkurve Jena Kollektivs.


Wenn der FC Carl Zeiss Jena am Pfingstmontag im Steigerwaldstadion gegen die BSG Wismut Gera um die Qualifikation für den DFB-Pokal 2018/2019 kämpft, wird die aktive Fanszene nicht im Erfurter Steigerwaldstadion vor Ort sein, sondern in Jena ein Alternativprogramm mit Liveübertragung des Spiels organisieren. Zudem wird der Thüringer Fußballverband aufgefordert, die Entscheidung der festen Vergabe des Finals nach Erfurt zu überdenken: „Die SÜDKURVE-Gemeinschaft wird dem Landespokalfinale am Pfingstmontag fernbleiben. Stattdessen laden wir alle Fans, Freunde und Unterstützer unseres FC Carl Zeiss zu einer besonderen Alternativveranstaltung ein. Es liegt in unserer Natur, unsere Farben in jedem Spiel und zu jeder Gelegenheit zu vertreten bzw. zu unterstützen. Diese Entscheidung so zu treffen fiel dem gesamten Kollektiv alles andere als leicht. Die Bedeutung des Spiels ist uns allen überaus bewusst, da schon allein der Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals eine sehr wichtige Einnahmequelle darstellt. Die vereinspolitischen Ansichten, Maßnahmen und Projekte unter Federführung der aktiven Fanszene haben eine mittel- und langfristige Anpassung der Einnahmen- und Ausgaben des FC Carl Zeiss zum Ziel. Der Einzug in den bundesweiten Pokalwettbewerb kann helfen, einem dahingehend konstanten FCC mehr und mehr Unabhängigkeit zurück zu erkämpfen. In diesem Fall müssen wir allerdings diese sehr schmerzliche Entscheidung treffen, um vor allem nachhaltig das richtige Zeichen zu setzen. Das Landespokalfinale gehört weder vertraglich fixiert nach Erfurt, noch in jedes andere Stadion. Wir fordern den Thüringer Fußballverband dazu auf, die Vergabepraxis und bestehende Verträge spätestens in der Sommerpause komplett neu zu bewerten und ohne Vorbehalte in den Dialog zu treten. Gemeinsam mit der Führung des FC Carl Zeiss wollen wir den TFV in der Konversation davon überzeugen, den Vertrag mit der Arena Erfurt GmbH aufzulösen und den o.g. liebgewonnenen Charakteristika wieder deutlich mehr Beachtung zu schenken. Eine ignorante Haltung dagegen wird unserem Bundesland mit Sicherheit dauerhaft stimmungsschwache und unattraktive Finals bescheren, mit welcher obendrein auch kein Geld zu verdienen ist. Natürlich werden wir unsere Mannschaft die notwendige Unterstützung im unmittelbaren Vorfeld der Partie und im Rahmen der Alternativveranstaltung spüren lassen. Wir rufen alle Fussballfans dazu auf, im Sinne unseres Sports zu handeln und an diesem Tag nicht zum Finale zu fahren. Die Planungen für einen ehrlicheren Finaltag haben begonnen. Gemeinsam mit vielen Mitstreitern aus der Fanszene wollen wir einen Tag im Sinne des FCC, seiner Familie und Familien sowie der Fan- und Fussballkultur organisieren, welcher natürlich das Spiel live zeigt und dessen Einnahmen einzig und allein dem FC Carl Zeiss Jena zu Gute kommen. Wir werden sehr zeitnah anknüpfen und informieren – es wird sich mehr lohnen, als eine Karte für das Spiel in Erfurt zu kaufen. Hoffentlich das erste und letzte mal… Schweren Herzens, aber aus Überzeugung!“, so die Stellungnahme aus der Fanszene von Carl Zeiss Jena weiter. (Faszination Fankurve, 01.05.2018)

Fanfotos FC Carl Zeiss Jena




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