06.06.2017 - FC Carl Zeiss Jena

Südkurve-Rat mit mahnenden Worten trotz Aufstieg


Der FC Carl Zeiss Jena ist in die 3. Liga aufgestiegen (Faszination Fankurve berichtete). Der Südkurve-Rat der FC Carl Zeiss Jena Fans hat im Nachgang des Aufstiegs ein Communiqué veröffentlicht, laut dem der Aufstieg durch Darlehen von Roland Duchatelet finanziert wurde.

Der Südkurve-Rat strebt eine Unabhängigkeit von Duchatelet und seinen Darlehen an, die im Jahr 2023 zurückgezahlt werden müssen. Weiter warnen die FCC-Fans vor zu großen sportlichen Ambitionen in der 3. Liga, die als „Haifischbecken“ bezeichnet wird. Immer wieder geraten, vor allem Vereine aus Ostdeutschland in dieser Liga in finanzielle Schwierigkeiten. (Faszination Fankurve, 06.06.2017)


Faszination Fankurve dokumentiert das Communiqué zum Aufstieg des SÜDKURVE-Rats des FC Carl Zeiss Jena:

Communiqué zum Aufstieg

SÜDKURVE-Rat FC Carl Zeiss Jena

Quo vadis FCC!?

Diese Frage geistert den meisten treuen FCC-Freunden wohl tagtäglich durch den Kopf und bestimmt damit die blaugelbweißen Gedanken. Wir haben verrückte und arbeitsreiche Tage und einen spektakulären Saisonabschluss hinter uns. Es war verdammt schwer, kämpferisch, zäh, fies und hochemotional. Am Ende haben die Kraftanstrengungen auf und abseits des Platzes ausgereicht, um einen starken Gegner vom Rhein in die Knie zu zwingen. Die unsägliche Relegationspraxis des Deutschen Fussball Bundes hat wieder ihre Opfer gebracht.

Zweifelsohne haben wir eine grandiose Saison erlebt, welche gerade nach empfindlichen Tiefschlägen (z.B. Pokalniederlage in Sondershausen, Pleite bei RB Leipzig, Niederlage in Cottbus) eine aufopferungsvoll kämpfende und schnell wieder in die Erfolgsspur zurückfindende Mannschaft hervor gebracht hat. In den entscheidenden Momenten hat es Mark Zimmermann verstanden, eine spürbare Mentalität aus den Spielern heraus zu kitzeln. Die Grundlage hierfür ist schon in der Rückrunde der vergangenen Saison gelegt wurden, als Spieler und Anhänger eine enge Verbindung in einer Zeit voller Enttäuschungen, Katastrophen und Grabenkämpfen aufbauen und ein Vertrauen abseits vom sportlichen Schicksal entwickelten.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir die zurückliegenden Spielzeiten im Grunde allesamt nicht einmal hätten zu Ende spielen können, wenn nicht jeweils sechsstellige Summen, aufgeteilt auf regelmäßige kleinere Beträge, frischer Darlehensgelder aus Belgien geflossen wären. In diesen Sphären sind die genauen Zahlen erschreckenderweise fast schon irrelevant, da jeder dieser geliehenen Euro uns irgendwann das Genick brechen kann und wird, sollte hier nicht entsprechend konsequent gegengesteuert werden. Besonders ’speziell‘ mutet dies an, wenn man sich verdeutlicht, dass die abgerufenen Summen nicht etwa für reale Investitionen, sondern im absoluten Gros für die simple Liquidität, also Zahlungsfähigkeit verwendet worden sind. Der normale Spielbetrieb ist demnach leider nur durch die geliehenen Gelder überhaupt möglich – nicht erst seit dieser Saison. Es ist müßig, an dieser Stelle darüber zu diskutieren, ob die Summen in einem plausiblen Verhältnis zum Anspruch/Saisonziel stehen und unter Umständen ohne Aufstiegsziel geringer ausgefallen wären, da in diesem Zusammenhang auch eine geänderte/verminderte klassische Einnahmenseite (Ticketing, Merch,…) berücksichtig werden muss.

Sicher ist die Frage gestattet, warum es diesbezüglich keinen öffentlichen Aufschrei gibt, taumeln wir dadurch doch sehenden Auges in den wirtschaftlichen Ruin, welcher spätestens 2023 (Endfälligkeit) auf uns wartet. Ganz einfach: die Spielbetriebs-GmbH macht es logischerweise nicht transparent, um dadurch im Vereinsumfeld keine Unruhe zu erzeugen, erst recht nicht in sportlich hoch-brisanten Zeiten. Die Aufnahme (oder Anforderung) immer weiterer Darlehensgelder könnte – vereinfacht betrachtet – genauso über ein öffentliches Geldinstitut erfolgen, die Zinsvereinbarungen wären im Grunde ähnlich. Nur dann würde es nicht an der Öffentlichkeit vorbei passieren, sondern recht schnell in den Fokus z.B. der Presse geraten, erst recht in unserem „Dorf mit Straßenbahn“. Ob nun Bank oder privates Unternehmen: Zinsen sind Zinsen, Fälligkeit ist Fälligkeit, Schulden sind Schulden. Es darf an der Stelle auch nicht von einer entspannten Situation gesprochen werden, nur weil der Darlehensgeber ein Gesellschafter der Spielbetriebs-GmbH ist. Wer hier eine Sicherheit auf Basis von gegenseitigem unerschütterlichen Vertrauen sieht, dem sind die monatelangen Querelen in der vorletzten Saison wohl aus dem Gedächtnis gerutscht. Der nun eingetretene Erfolgsfall Aufstieg ist also nicht nur teuer bezahlt, sondern ebenso mit einer fetten, nachhaltig wirkenden, Hypothek für das gesamte Gebilde FC Carl Zeiss Jena verbunden.

An dieser Stelle wollen wir nicht als Spielverderber wahrgenommen werden. Natürlich sind wir auch begeistert vom Aufstieg und der Entwicklung der Mannschaft. Aber es ist auch der passende Zeitpunkt, die Augen richtig weit aufzumachen und den Erfolg mit einem nachhaltigen Plan und auf gesunden Füßen zu sichern. Stichwort Hypothek. Wir haben vor dieser Situation immer gewarnt, begonnen im Herbst 2013. Nun scheiden sich die Geister bei der Interpretation dieser Situation, welche vorhersehbar war. Wie sollte es in Jena auch anders sein, bei beziehungsweise in einem Verein, dessen größtes Problem der Umgang mit dem eigenen Anspruch ist.


Wir haben bis heute im Rahmen unserer „UNBEUGSAM und UNVERKÄUFLICH“-Politik einiges bewegt respektive anregen können. Die Mitgliederoffensive des eingetragenen Vereins, das jahrelang absolut überfällige und heute mit wunderbaren Zahlen aufwartende Insourcing des Vereins-Merchandising (das jahrelange vereinsschädigende Verhalten des Ex-Partners noch gar nicht thematisiert), die korrektere und gewinnbringendere Umsetzung eines eigenen Cateringkonzeptes für die Heimspiele und etliche sympathische Vermarktungsideen aus dem Kreativzirkel sind nur Beispiele für eine spürbar gewandelte Zusammenarbeit von Kurve und Vereins- bzw. GmbH-Führung/Mitarbeitern und anderen Institutionen des Vereins bzw. seines Umfeldes. Vor allem die Geschäftsführung hat wider Erwarten ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Köpfen der Szene entwickelt und steht Ideen und Konzepten ausgesprochen offen gegenüber.

Natürlich ist es blauäugig, darin eine Konsolidierung zu sehen. Aber es sind erste kleine Schritte, welche sich in erster Linie mit einem Bewusstseinswandel beschäftigen und am Ende ebenso einen Wandel der Vereins- und Führungsmentalität bewirken sollen, welche auf den Grundlagen von „UNBEUGSAM und UNVERKÄUFLICH“ beruht: eigene Potentiale erkennen, angehen und nutzen, selbstbewusst sein! Nur auf diesem Weg ist es möglich, die durchaus in der Stadt und dem Umland vorhandenen potentiellen Sponsoren und Zuschauer (wieder-) zu überzeugen und an unseren Verein zu binden. Die Möglichkeiten sind faktisch riesengroß, sie müssen nur durch vertrauensvolle Arbeit, Seriosität und Leidenschaft aktiviert werden. Es gibt keine Alternative und es ist verantwortungslos, sich gedankenlos dem Jahr 2023 zu nähern.

Die Ausgaben der Spielbetriebs-GmbH müssen trotz größerer Aufwendungen der Einnahmenseite angepasst werden. Weiterhin muss Letztere selbst immer wieder im Auge behalten und mit Ideen aus eigener Kraft aufgebessert werden, die ersten Schritte sind wir bekanntermaßen gegangen. Dauerhafte rote Zahlen führen jeden sportlichen Aufstieg ad absurdum und sind verantwortungslos. Einer „Nach-mir-die-Sintflut“-Politik sind wir 2013 auf den Leim gegangen und sollten inzwischen daraus gelernt haben. An dieser Stelle nehmen wir sowohl Präsidium als auch Aufsichtsrat in die Pflicht, entsprechend zum Wohle und dem gesunden Fortbestehen unseres FCC besonnen zu handeln. Niemals darf das aufgestellte Leitbild des FCC auch nur annähernd eine hohle Phrase sein. Eine behutsame Entwicklung in der dritten Liga ist möglich, wenn ein belastbarer Plan für die Schuldentilgung und Vermeidung einer zusätzlichen Verschuldung entwickelt werden kann. Wir leben zwar im hier und heute, aber müssen im Sinne des FCC und der nachfolgenden Generationen bitte verantwortungsvoll(er) mit existenziellen Fragen der Zukunft umgehen. Das ist und bleibt einer der Kernansätze von „UNBEUGSAM und UNVERKÄUFLICH“. Keine Phrasen, keine halbe Kraft, kein Zurückschrecken!

Progressivität, Selbstbewusstsein und Angriffslust können auch mit nachhaltiger Vereinspolitik vereinbar sein – die FCC-Familie kann und sollte dies beweisen.

Diese Erkenntnis ist immer wichtig, im Falle eines Aufstieges und den damit einhergehenden Veränderungen ganz besonders. Schon heute hört man aus vielen verschiedenen Ecken, dass die aktuelle Mannschaft so nicht Drittliga-tauglich wäre und deswegen handfeste Investitionen in Neuverpflichtungen nötig sind, um eine Etage höher auch wirklich konkurrenzfähig zu sein. Derlei Äußerungen kommen natürlich u.a. von verschiedensten Sponsoren und anderen Meinungsbildnern, welche gewohnt wenig Fingerspitzengefühl und Weitblick in vereinspolitischen Fragestellungen beweisen, ihr Sponsoring aber als Legitimation für so ziemlich alles ansehen. Natürlich wird es dann auch nicht lange dauern, bis die Presse auf den Zug aufspringt. In der Regel kommt dann eines zum anderen und die Geschäftsführung und Sportliche Leitung stehen im zweifelhaften Rampenlicht des aufgezwungenen Tatendrangs. Mit Verlaub liebe Freunde, bei solchen Aussagen schwillt uns der Kamm. Es ist zum Davonlaufen. Aber davonlaufen ist bekanntlich keine Option, zumindest nicht für uns…

Ist in diesem Zusammenhang bereits ernsthaft Jemand auf die Idee gekommen, die Fresse zu halten und Mark Zimmermann und seinem Stab zu vertrauen!? Also den Leuten, die wirklich ein Einschätzungsvermögen hinsichtlich der eigenen Equipe, dessen Entwicklungspotential und der Konkurrenz besitzen? Der einzig richtige Weg ist, dem Aufstiegs-Team das Vertrauen uneingeschränkt zu schenken, auch in einer nur schwer berechenbaren dritten Liga erfolgreich mitzuspielen. Bei der Beantwortung dieser Fragen sollten wir uns zusätzlich klar darüber sein, welche wirtschaftlichen Möglichkeiten wir besitzen: gar keine. Das heißt, dass es nur konsequent und richtig ist, von vornherein den Abstiegskampf anzunehmen und dessen erfolgreiche Bewältigung als DAS Saisonziel auszurufen. Dieses Saisonziel muss Gremien-, Institutionen- und Cliquenübergreifend gelten. Dies kann am ehesten mit einer funktionierenden Mannschaft gelingen, die dieses Attribut bereits unter Beweis gestellt hat. Es ist aus unserer Sicht absolut korrekt, schon allein auf Grund der natürlichen Abgänge, dem Trainerteam die Möglichkeit zu verschaffen, auf 3-4 Positionen Verstärkungen oder Alternativen ins Team holen zu können. Allerdings muss der Stamm an Spielern gehalten werden, weswegen wir die flächendeckenden Vertragsverlängerungen in den letzten Tagen mit Wohlwollen und Dankbarkeit zur Kenntnis nehmen. In allen Lebensbereichen – so auch im Leistungssport – können Chancennachteile oder vermeintlich schlechtere Ausgangsvoraussetzungen mehr als nur ausgeglichen werden, wenn vertrauende und selbstbewusste Akteure am Werk sind. Auch das ungeduldige und bisweilen anspruchsverschobene FCC-Umfeld muss dies lernen und internalisieren.

Die Antwort auf die Frage „Quo vadis FCC!?“ ist also durchaus beeinflussbar. Wir gehen daher mit klaren Forderungen an die verantwortlichen Funktionsträger in die Sommerpause. Diese wird organisatorisch, personell und wirtschaftlich abermals sehr spannend, erst recht vor dem hier beschriebenen Hintergrund. Zusammengefasst ist es ist in unseren Augen unabdingbar, überhöhten und unrealistischen Forderungen von Geldgebern, sogenannten Experten, Wichtigtuern oder Medienvertretern einen Riegel vorzuschieben. Die dritte Liga wirft noch lange nicht so viel Geld ab, dass urplötzlich die Liquidität abgesichert ist, von der Bildung von Rücklagen für die bald fälligen Rückzahlungen ganz zu schweigen. Es muss aber jetzt intensiv daran gearbeitet werden, diese Rücklagen zu bilden und kein Alibi-Vertrauen mit Roland Duchatelet vorzugaukeln. Neue und teure (v.a. in Gehaltsfragen) Spieler sind daher schon mal per se so gut wie unmöglich. Dazu kommt, dass es auch psychologisch absolut kontraproduktiv ist, ein eingespieltes und selbstbewusstes Team ohne wirkliche (bzw. lediglich herbei gedichtete) Not aufzublähen und damit wieder uneffektiv zu machen. Wir wünschen uns eine sportliche und damit einhergehende wirtschaftliche Ausrichtung, welche auf unerschütterliches Vertrauen gegenüber dem Trainerstab und konsequente Annahme des Abstiegskampfes fußt. Der Kampf um den Klassenerhalt sollte uns alle vereinen, sollte Antrieb für jeden schwer erkämpften Punktgewinn im EAS sowie in der Ferne sein – vom ersten Spieltag an. Alles andere ist unrealistisch, überzogen und dumm. Unter anderem der Chemnitzer FC, der FSV Zwickau, der Erzrivale aus der Landeshauptstadt und jüngst auch etliche Clubs aus den alten Bundesländern beweisen doch (zum Teil regelmäßig), dass Luftschlösser in der Drittklassigkeit am seidenen Faden hängen und eine wirtschaftliche Katastrophe die nächste jagt. Es ist kein Geheimnis, dass der DFB vor einem großen systemischen Fehler die Augen verschließt oder zumindest achtlos zusieht. Reihenweise (namhafte) Clubs gehen unterhalb der zweiten Liga von Jahr zu Jahr schlimme wirtschaftliche Risiken ein und sind von finanzieller Stabilität weit entfernt. In dieses Haifischbecken tauchen wir jetzt noch tiefer ein und das im übertragenen Sinne mit zusammengebundenen Beinen.

Natürlich stellt sich der FCC dieser Aufgabe, aber gemeinsam sollten wir zu Gunsten der Zukunft unserer blaugelbweißen Liebe auf Wachsamkeit, Selbstreflexion und Behutsamkeit achten.

Wer sich nun in blaugelbweiß hüllt und ernsthaft mit dem Gedanken spielt, dann „einfach noch mehr“ Darlehensgelder abzurufen, um „nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben„, den treten wir sehr gern ordentlich in den Arsch. Schluss mit der selbstmörderischen Augenwischerei. Die Fakten belegen, dass wir pleite sind und uns seit geraumer Zeit nur mit geliehenem Geld überhaupt eine Lizenz sichern können – ligenunabhängig. Wir werden alles daran setzen, dass etliche zarte Pflänzchen weiter versorgt werden, das Insourcing weiter vorangetrieben wird und eine stete Festigung des Bewusstseins für die unheimlich schwierige finanzielle Situation erfolgt. Alles andere wird auf kurz oder lang nicht weniger als das Ende aller sportlichen Hoffnungen, wenn nicht sogar das Ende unseres Vereins, bedeuten…

Die SÜDKURVE ruft alle Fans, Freunde und Verantwortlichen dazu auf, das Schicksal des FC Carl Zeiss nicht am schnellen Erfolg auszurichten.

Aufklären, Anpacken, Arbeiten, Überzeugen – unser Verein hat es verdient!

UNBEUGSAM UND UNVERKÄUFLICH – FC CARL ZEISS JENA SEIT 1903!

SÜDKURVE-Rat FC Carl Zeiss Jena im Juni 2017

(Bitte seht uns nach, dass wir Diskussionen und Debatten zur Thematik nicht im Internet führen. Dennoch sind wir gern bereit, sachliches Feedback face-to-face zu besprechen, kontaktiert uns also bitte über die bekannten Kanäle oder Köpfe der Kurve)

Fanfotos FC Carl Zeiss Jena




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