03.08.2016 - Eintracht Braunschweig

​Ultras Braunschweig stellen Aktivitäten im Stadion ein


Die mit einem von Eintracht Braunschweig ausgesprochenen Erscheinungsverbot belegten Ultras Braunschweig werden nicht zurück ins Stadion kehren. Vielmehr stellt die Gruppe ab sofort alle Aktivitäten im Stadion ein und besteht von nun an nur noch aus drei Personen.


Alle anderen Mitglieder und Sympathisanten sollen dadurch aus der Schusslinie genommen werden, da es immer wieder zu Anfeindungen gegenüber den Ultras Braunschweig gekommen sein soll. Der Verein soll den Ultras auch für die kommende Saison den Standort in der Südkurve des Eintracht-Stadions untersagt haben. Doch die Ultras Braunschweig wollten nicht auf die Sitzplätze in der Nordkurve ziehen und stellen somit alle Aktivitäten im Stadion ein. Zur neuen Saison wäre das Gruppenauftrittsverbot auch durch einen Wechsel in den Sitzlatzbereich der Nordkurve nicht ausgelaufen, stellen die Ultras Braunschweig klar. Auch im Norden hätte die Gruppe in der kommenden Saison weiterhin auf alle eigenen Fanmaterialien verzichten müssen.

Beim Thema rechte Fans bei Eintracht Braunschweig sehen die Ultras Braunschweig jedoch eine positive Entwicklung, da diese nicht mehr offen auftreten und auch vom Verein sanktioniert werden würden. (Faszination Fankurve, 03.08.2016)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Ultras Braunschweig:

Stellungnahme zur Einstellung der Aktivitäten im Stadion
Mit dieser Stellungnahme geben wir - Ultras Braunschweig - bekannt, dass wir mit sofortiger Wirkung unsere Aktivitäten im Stadion einstellen.
In über 15 Jahren Gruppengeschichte standen wir ständig vor Herausforderungen und mussten stets flexibel auf die sich ändernden Rahmenbedingungen reagieren. In den letzten Wochen und Monaten haben alle Mitstreiter*innen von Ultras Braunschweig immer wieder diskutiert, um eine adäquate und für alle gangbare Lösung für die derzeitige Situation zu finden.
Grundsätzlich gilt es festzustellen:
Innerhalb des Vereins und der Fanszene von Eintracht Braunschweig gab es im Laufe der letzten vier Jahre viele positive Entwicklungen zu verzeichnen. Fans und Hooligans mit einer rechten Gesinnung treten zum überwiegenden Teil nicht mehr so unbehelligt wie in der Vergangenheit auf und arbeiten verstärkt an einem vermeintlich "unpolitischen" Außenbild. Offen diskriminierende Gesänge oder rechtes Auftreten bei Auswärtsspielen sind ebenfalls zurückgegangen. Der Verein hat zudem seine gesellschaftspolitische Rolle in der Stadt und in der Region erkannt und ist dahin bestrebt, Präventionsarbeit mit jüngeren Eintrachtfans zu leisten. Außerdem geht der Verein nun auch rechtlich gegen Täter*innen aus dem rechten Spektrum vor.
Also ist doch alles gut?
Leider nein. Im Laufe der letzten beiden Jahre gab es einen durch die Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (ARUG) begleiteten Moderationsprozess mit Eintracht Braunschweig und der Fanszene, in welchem wir uns einerseits dialog- und kompromissbereit gezeigt haben (ausgenommen gegenüber Nazis und deren Umfeld), andererseits Teile der Fanszene bereits am Anfang ausgestiegen sind und unter anderem der Fanrat e.V. leider die direkte Kommunikation mit uns ablehnte. Auch das Fanprojekt verweigerte uns über den Moderationsprozess hinaus die Zusammenarbeit und wollte ihrem eigentlichen Auftrag aus nicht nachvollziehbaren Gründen nicht nachkommen. Mit dem Moderationsprozess einhergehend mussten wir zudem erhebliche Einschränkungen in unserer Auslebung, unserem Selbstverständnis und unserem Anspruch als Ultrà-Gruppe hinnehmen.
Nach zwei Jahren mit Standort in Block 5 der Südkurve (Saison 2013/14 und Saison 2014/15) und einer Lockerung des Gruppenaufrtrittsverbotes kam es an den ersten beiden Heimspieltagen der Saison 2015/16 zu gezielten Provokationen und Auseinandersetzungen durch uns feindlich gesinnte Teile der Fanszene und rechten Hooliganszene (hier gab es in mindestens einem Fall ein Stadionverbot für Volksverhetzung infolge antisemitischer Äußerungen). Nach einer Auseinandersetzung zwischen Einzelpersonen beim darauffolgenden Auswärtsspiel in Bielefeld - infolge der andauernden Bedrohungssituation - sprach der Verein uns erneut ein weiteres kollektives Gruppenauftrittsverbot für den Rest der abgelaufenen Spielzeit aus, um ein weiteres durch Teile der Fanszene organisiertes und konstruiertes Bedrohungsszenario zu vermeiden. Zum wiederholten Male fand auf dieser Ebene eine Täter*innen-Betroffenen-Umkehr statt, zudem beinhaltete die Reaktion ein Betretungsverbot für die Südkurve für die restliche Saison - auch für alle Einzelpersonen, die unserer Gruppe willkürlich zugeordnet wurden. Zu Beginn der jetzt endenden Sommerpause trat der Verein mit einem neuen Angebot an unsere Gruppe heran, welches wir im Anschluss ablehnten. Dieses Angebot umfasste mit einem unfreiwilligen Standortwechsel von unserem etablierten Standort in Block 5 in den Sitzplatzbereich der Nordkurve und einer vagen und nicht klar definierten Rückkehroption in die Südkurve eine weitere starke Einschränkung für unsere Gruppe.
Das Zusammenspiel aus den Erfahrungen der letzten Jahre, dem vorgelegten Angebot und der damit verbundenen fehlenden Perspektive führt zu folgenden Konsequenzen innerhalb unserer Gruppe:
1. Ultras Braunschweig stellen mit sofortiger Wirkung ihre Aktivitäten im Stadion ein
2. Die Gruppe besteht ebenfalls mit sofortiger Wirkung nur noch aus drei Personen
3. Alle weiteren Personen werden auf nicht absehbare Zeit kein Teil der Gruppe sein und sie daher auch nicht mehr repräsentieren
Mit diesem Schritt wollen wir allen ehemaligen Mitstreiter*innen und Sympathisant*innen, die auch weiterhin in das Eintracht-Stadion gehen wollen, einen normalen und uneingeschränkten Stadionbesuch ermöglichen.
Eintracht Braunschweig. Du und ich - wir bleiben dabei.
Ultras Braunschweig im August 2016

Fanfotos Eintracht Braunschweig




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