02.02.2020 - 1. FC Union Berlin

Union Berlin-Ultras verpassten Auswärtsspiel in Dortmund


Die Polizei kontrollierte gestern in Dortmund drei Busse und damit etwa 200 Fans des 1. FC Union Berlin. Die Kontrollen dauerten fast über vier Stunden, weshalb Ultras von Union Berlin das Auswärtsspiel ihres Vereins im Westfalenstadion bei Borussia Dortmund verpassten.

Die Dortmunder Polizei begründete die Maßnahme im Nachgang mit einer Sachbeschädigung am Gebäude auf einem Rastplatz an der Autobahn 2 in Höhe Herford. Außerdem seien Busse der FCU-Fans noch im Bereich eines Autobahnzubringers auf ein Zivilfahrzeug der Polizei getroffen. Einzelne Fans sollen laut Polizeiangaben in „bedrohlicher Haltung“ auf das Fahrzeug zugelaufen sein.


Diese Vorgänge reichten der Polizei aus, um eine dreistellige Anzahl von Gästefans derart penibel zu kontrollieren, dass sie das Auswärtsspiel, für das sie hunderte Kilometer angereist waren, komplett verpassten. Von den Kontrollen waren weit mehr Personen betroffen, als an den genannten Vorfällen beteiligt waren. Nur vereinzelt waren von der Polizeikontrolle betroffene FCU-Fans schon bis kurz vor Abpfiff des Spiels kontrolliert. Bei vielen Fans dauerte die Kontrolle bis nach Abpfiff.

„Die Polizei Dortmund fuhr mindestens 40 Fahrzeuge für die Maßnahme auf. Die zur Verfügung stehenden Kapazitäten wurden dabei allerdings nicht genutzt, sodass sich die Behandlung unnötigerweise in die Länge zog. Die lange Dauer wurde in unseren Augen dabei mindestens billigend in Kauf genommen und somit auch die Tatsache, dass die festgehaltenen Personen das Spiel verpassen würden. Während der Behandlung wurde sich seitens der Union-Fans stets kooperativ verhalten. Die Polizei gab auf ihren sozialen Medien zwar bekannt, dass alle Personen nach der Maßnahme den Weg ins Stadion antreten könnten, dies jedoch nur in kleinen Gruppen und nicht gemeinsam. Dabei waren jedoch bei weitem nicht alle Personen kontrolliert worden, sodass lediglich etwa 40 Personen diese Möglichkeit hätten wahrnehmen können. Aus Solidarität wurde auf dieses Angebot nicht eingegangen. Es wurde eher versucht, die Stimmung innerhalb der Gruppe mit Gesängen und Galgenhumor hoch zu halten, trotz des langen Aufenthalts außerhalb der Busse ohne warme Kleidung. Auch die Busse selbst wurden von der Polizei durchsucht, wobei hierfür eigens drei Beamtinnen der Kripo Dortmund herangezogen wurden. Die Busfahrer verweigerten den Beamten zunächst den Zugang zu den Bussen, mussten sich jedoch dem Vorgehen der Polizei beugen, da der notwendige Beschluss ausgegeben wurde“, kritisierte die Eiserne Hilfe, die FCU-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, die Maßnahme der Polizei.


Komisch erschien den FCU-Fans, dass die Polizeikontrolle nicht bis zum Ende durchgeführt wurde, als das Spiel bereits gelaufen war. Dadurch drängt sich der Verdacht auf, dass es lediglich darum ging, die Gästefans vom Spiel fernzuhalten: „Ob das Festhalten von mehr als 200 Personen zur Identifizierung von wenigen Tatverdächtigen hierbei ermittlungstechnisch sinnvoll war, können wir nicht beurteilen, die Verhältnismäßigkeit ist in unseren Augen jedoch nicht gewahrt worden. Dies wird vor allem in der Tatsache deutlich, dass einer der Busse am Ende gar nicht mehr durchsucht und die Insassen von der Polizei nicht mehr erfasst wurden. Dass zu diesem Zeitpunkt das Spiel bereits beendet war, halten wir nicht für einen Zufall, sondern eher für den Grund der Beendigung. Wenn die Ermittlung der vermeintlichen Täter eine solche Priorität hatte, die diese umfangreiche Maßnahme nötig machte, erscheint uns das Handeln der Polizei unlogisch. Vielmehr entsteht der Eindruck, die Polizei wollte den Fans lediglich den Besuch im Stadion verwehren. Dieses Ziel erreichte die Polizei, sodass die Busse gegen 18:45 Uhr den direkten Heimweg antraten“, so die Kritik der Eisernen Hilfe weiter. Bei der Kontrolle stellte die Polizei Gegenstände, wie Handschuhe, Sprühdosen, Permanentmarker, Aufkleber, Mundschützer und geringe Mengen weicher Drogen sicher. Die meisten der sichergestellten Gegenstände sind in Deutschland nicht verboten.

Im Gästeblock, in dem sich etwa 7.000 Union Berlin-Fans breit machten, wollte wegen der Polizeikontrolle und der dadurch fehlenden Ultras gestern nicht wirklich Stimmung aufkommen. Die üblichen Zaunfahnen der FCU-Fans waren im Gästeblock nicht zu sehen und nur selten wurde von den Gästefans ein Fangesang angestimmt.


Borussia Dortmund gewann das Heimspiel gegen Union Berlin vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Westfalenstadion deutlich mit 5:0. Auf der Südtribüne wurde gestern erneut an zwei verstorbene BVB-Fans erinnert und nach Abpfiff der ehemalige BVB-Kicker und heutige FCU-Spieler Neven Subotic für seine Verdienste in Dortmund gefeiert. (Faszination Fankurve, 02.02.2020)

Fanfotos 1. FC Union Berlin




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