04.10.2018 - 1. FC Union Berlin

Union Berlin will deutschen Profifußball reformieren


Das Präsidium des 1. FC Union Berlin hat gestern unter dem Titel „Kurswechsel für den deutschen Profifußball“ ein Papier mit Vorschlägen veröffentlicht, wie der Profifußball hierzulande reformiert und Probleme gelöst werden könnten. Auch zu einigen Fanthemen äußert sich Union in dem Papier.

Nachdem die DFL einen Vorschlag für eine Reform der eigenen Struktur unterbreitet hat, über die im Dezember abgestimmt werden soll, fordert Union Berlin nicht nur eine Strukturreform, sondern einen Kurswechsel. Union-Präsident Dirk Zingler erklärt dazu: „Die Diskussion über Veränderungen im deutschen Fußball sollten wir nicht auf personelle und strukturelle Aspekte beschränken, sondern uns auch damit auseinandersetzen, in welche Richtung wir künftig gehen wollen. Unsere Position ist sehr deutlich: Wir halten einen Kurswechsel, der den stufenlosen Wettbewerb der Vereine in Deutschland fördert und die unterschiedlichen Positionen der verschiedenen Interessengruppen im Fußball wertschätzt und berücksichtigt, für dringend notwendig.“

Laut des Papiers steht der Profifußball in Deutschland am Scheideweg und entfernt sich von den Menschen bzw. Fans, die ihn ausmachen. Konkret fordert Union Berlin, dass neben der 1. und 2. Bundesliga auch die 3. Liga unter das Dach der DFL wandert und die Fernseheinnahmen zwischen den drei Ligen stufenloser verteilt werden, damit Abstiege nicht weiter zu Existenzproblemen führen. Zudem will Union Berlin die 1. und 2. Bundesliga von 18 auf 20 Mannschaften aufstocken, Obergrenzen von Gehaltsetats festlegen und die Anzahl an Leihspielern pro Verein begrenzen. Die Ausbildungsentschädigungen, die bei Vereinswechseln gezahlt werden müssen, sollen laut Wunsch von Union Berlin deutlich steigen. Das Schiedsrichterwesens und die Sportgerichtsbarkeit sollen zudem professionalisiert werden. Statt, wie bisher beim DFB, soll die Sportgerichtsbarkeit zur DFL wandern.

Union Berlin fordert, dass in die DFL-Gremien weitere Vertreter aufgenommen werden, beispielsweise Vertreter von Faninteressen. „Der Versuch der Organisation eines Fandialogs in den letzten Monaten zeigt das deutlich. Die Vielfalt der Interessen ist zu berücksichtigen und sorgfältig zu moderieren. Keine Gruppe hat alleinigen Anspruch auf Deutungshoheit und Entscheidungsgewalt. Eine einseitige Ausrichtung auf die Positionen einer Gruppe befördert die Entfremdung anderer Interessengruppen. Ein wirksames Vertreten der vielfältigen Interessen der am Fußball wesentlich beteiligten Gruppen setzt voraus, dass diese direkt in den Entscheidungsgremien vertreten sind“, heißt es dazu im Union Berlin-Papier.

Weiter wird in dem Papier eine Fokussierung auf das Stadionerlebnis und auf die Fans in den Stadien gefordert, weshalb die Anstoßzeiten entsprechend angepasst werden sollten und auf Montagsspiele verzichtet werden soll: „Ohne die live im Stadion von den Menschen, die Fußball lieben, entfachte Atmosphäre wäre der Fußball medial kaum zu vermarkten und auch für Sponsoren nur von geringem Interesse. Eine Fokussierung auf den Kern des Fußballs, das Spiel und die Stadionbesucher, ist die Voraussetzung für den Erhalt der Attraktivität des Fußballs. Eine auf die Stadionbesucher ausgerichtete Anpassung der Anstoßzeiten und die Beachtung von Maximalentfernungen bei Freitags- bzw. Wochentags-Spielen ermöglichen vielen Menschen den Stadionbesuch und werten die Stadionatmosphäre auf. Montagsspiele gehören abgeschafft. Flankierend dazu gilt es, klare und transparente Regeln für die aktiven Fanszenen, als akzeptierten wichtigen Akteur im deutschen Fußball, gemeinsam mit diesen zu erarbeiten“, steht dazu im Vorschlag von Union Berlin geschrieben.

Weiter spricht sich das Präsidium des Zweitligisten in dem Papier deutlich für den Erhalt der 50+1-Regel aus: „Die Vereine gehören moralisch den Menschen, die sie ausmachen. Der Einfluss privater Investoren ist daher auch auf Vereinsebene zu begrenzen, um auch dort eine ausbalancierte Berücksichtigung verschiedener Interessen zu gewährleisten. Ein unbegrenzter Zugang von Investoren zum deutschen Profifußball ist zudem eine weitere Gefahr für den nationalen Wettbewerb durch die Festigung bestehender Verhältnisse. Wirtschaftliche starke Vereine ziehen wirtschaftlich stärkere Investoren an als wirtschaftlich schwächere Vereine, sowohl im nationalen als auch im europäischen Maßstab. Eine Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit ist auf diesem Weg daher ebenfalls nicht zu erreichen.“ (Faszination Fankurve, 04.10.2018)

Hier gibt es das gesamte Papier von Union Berlin.

Fanfotos 1. FC Union Berlin




Weitere News:
03.11.2021: Fanhilfe berichtet in Podcast über Vorfälle in Rotterdam
26.10.2021: FCU-Ultras kommen zurück ins Stadion an der Alten Försterei
21.10.2021: Umstrittener Polizeieinsatz gegen Union-Fans in Rotterdam
06.10.2021: FCU-Fanclubs distanzieren sich von antisemitischen Vorfällen
26.08.2021: Union-Fans mit rot-weißer Pyroshow im Olympiastadion

Alle 184 News anzeigen