15.02.2021 - FC Bayern München

Wegen Rummenigge: Aktive Fans schämen sich für den FC Bayern


Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG sorgte zuletzt u.a. mit Aussagen zum verspäteten Abflug nach Katar und mit der Idee, die Spieler des FC Bayern früher zu impfen, damit diese als Vorbilder dienen können, für Aufsehen. Kritik an seinen Aussagen kommt auch aus der aktiven Fanszene des FC Bayern.

Die Gruppe Red Fanatic aus der Südkurve München erinnert nochmal an die Aussage von Rummenigge im Februar 2020, als dieser nach den von FC Bayern-Fans in Sinsheim gegen TSG Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp gezeigten Plakate, dass er sich für dieses „hässliche Gesicht des FC Bayern“ schäme. Die aktiven Fans fragen sich nun jedoch, ob nicht Rummenigge das „hässliche Gesicht“ ihres Vereins repräsentiere.


Nachdem sich die Vereinsoffiziellen des deutschen Rekordmeisters aufregten, weil man in letzter Minute am Flughafen Berlin/Brandenburg für den eigenen Sonderflieger nach Katar zur dortigen Klub-WM keine Starterlaubnis mehr erhielt, wüschen sich die aktiven FC Bayern-Fans vielmehr eine Aussage zu Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland der Klub-Weltmeisterschaft, statt Einordnungen zum Nachtflugverbot und der wichtigen Rolle des FC Bayern für die Bundesrepublik Deutschland.

„Für Kritik und Werturteile gegenüber Personen und Gruppen aus dem Vereinsumfeld und darüber hinaus, ist der Noch-Vorstandsvorsitzende der FC Bayern München AG seit Längerem bekannt. Selbstreflexion, Realitätssinn und eine angemessene Sensibilität der eigenen Aussagen wären von Zeit zu Zeit sicherlich angebrachter als der egozentrische Blick auf andere Beteiligte. Die Frage, wer sich nun für wen schämen muss, beantwortet Kalle in guter Regelmäßigkeit selbst. Was aber ein Skandal ist, wird in unantastbarer Selbstherrlichkeit natürlich auch stets selbst bestimmt. Ein verspäteter Abflug zur FIFA Klub-Weltmeisterschaft in den Wüstenstaat Katar gehört – Rummenigge zufolge – eindeutig in diese Kategorie. Eine 'Verarsche' sei es demnach gewesen, dass die Mannschaft nach verspäteter Starterlaubnis von dem unmenschlichen Nachtflugverbot gestraft wurde. Die Menschrechtsverletzungen in Katar hingegen sind eher Tabu- als Skandalthema im Jargon der Vereinsoffiziellen des FC Bayern. Die Reise zu dem FIFA Turnier – noch dazu mitten in einer Pandemie – ist offenbar ähnlich alltäglich wie die Arbeits- und Lebensumstände der dortigen Menschen“, heißt es dazu in der Stellungnahme von Red Fanatic München.


Auch den Vorschlag von Rumminigge für eine bevorzugte Impfung von FC Bayern-Spielern, damit diese eine Vorbildfunktion einnehmen können, geht Red Fanatic München im eigenen Statement ein. Die Gruppe verdeutlicht den eigenen Vereinsverantwortlichen nochmal, dass der europäische Profifußball aktuell enorme Privilegien genieße. Europapokal-Spiele werden wegen Reisebeschränkungen in andere Länder verlegt und Fußballmannschaften fliegen trotz Pandemie kreuz und quer über den Kontinent. Statt dankbar zu sein für diese Privilegien fallen einige Fußball in Deutschland durch Besuche beim Tätowierer und frisch geschnittene Haare auf. Die FC Bayern-Fans fragen sich, ob dies die „Vorbildfunktion“ ist, die Fußballprofis aktuell einnehmen wollen.

„Woche für Woche nimmt der Profifußball hierzulande eine Sonderrolle wahr, die mit zahlreichen Privilegien einhergeht. Reisen im In- und Ausland – und das ohne anschließende Quarantäne – sowie aktiver Sport sind eben nur noch für diesen elitären Kreis zu einer Selbstverständlichkeit geworden. In Sachen Vorrechte und Privilegien sorgte Kalle aber jetzt erneut für einen Denkanstoß. Ab Anfang Januar war bereits über eine bevorzugte Impfung von Olympia-Startern des kommenden Sommers diskutiert worden. Diese wurde jedoch von Teilnehmenden der bevorstehenden olympischen Spiele mehrheitlich aus ethischen Gründen abgelehnt. So bot sich hier einmal mehr die Chance, für den Fußball eine Sonderrolle zu reklamieren und eine Spitzenposition einzunehmen. Ausgerechnet die Spieler des FC Bayern sollen – Rummenigge zufolge – also Impfskeptikern entgegenwirken und Kritiker besänftigen. Wie sehr der Profifußball und der FC Bayern im Besonderen seiner Vorbildfunktion gerecht wird zeigt Karl-Heinz Rummenigge Woche für Woche höchstpersönlich. Die Bilder der locker-lässigen bis kreativen Tragevarianten der Mund-Nasen-Bedeckung gehören zu den gewohnten Impressionen der 'Geisterspieltage' und bieten eine alternative Interpretationsmöglichkeit der Phrase über das 'hässliche Gesicht des FC Bayern'. Auch die ästhetischen Veränderungen der Spieler, seien es Tattoo- oder Frisörtermine dienen nicht unbedingt als Vorbild für die Gesellschaft. Zu oft wurde die Vorbildfunktion in der Vergangenheit ohnehin schon verfehlt. Der Rassismus-Skandal am FC Bayern Campus sollte möglichst klein gehalten, anstatt transparent und vollständig aufgearbeitet zu werden. Ein entschiedenes Verurteilen rassistischer Anfeindungen hatte Rummenigge zudem nicht mal nach den deutlichen Diskriminierungen gegen 'seinen' Spieler Alphonso Davies sowie dessen Freundin Jordyn Huitema Mitte Dezember letzten Jahres für nötig gehalten. Vermutlich sah er, der ansonsten zu allen Themen seine Meinung kundtut, die Pflicht des Vereins durch das knappe Statement von Vereinspräsident Herbert Hainer schnell erfüllt“, spricht Red Fanatic München auch den Rassismus-Skandal am FC Bayern-Campus an.

Im Abschluss der Stellungnahme zieht Red Fanatic München das Fazit, dass man sich wegen des Verhaltens der Funktionäre beim FC Bayern aktuell für den eigenen Verein schämen müsse, da von den Funktionären Werte mit Füßen getreten würden: „So gut es momentan sportlich ohne Frage läuft, so abstoßend widerlich ist momentan das Auftreten und die gesamte Außendarstellung der Führungsriege des Vereins, insbesondere vertreten durch Karl-Heinz Rummenigge. Die feinen Herren in der oberen Etage leben mittlerweile in ihrer eigenen Parallelwelt und haben scheinbar den Bezug zur Realität und der Tatsache, dass wir uns immer noch in einer Pandemie befinden, in der viele Menschen wirklich Existenzängste haben, komplett verloren. Die Werte, die dieser Verein eigentlich vermittelt oder besser gesagt gerne vermitteln möchte, werden von Kalle zu gerne regelmäßig mit Füßen getreten. Abschließend bleibt festzuhalten, dass wir uns als Fans dieses großartigen Vereins momentan wirklich – und das vor allem für und wegen Karl-Heinz Rummenigge – schämen müssen!“ (Faszination Fankurve, 15.02.2021)

Fanfotos FC Bayern München




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