07.09.2018 - FC Augsburg

Wie Bauchtaschen tragende Jugendliche zu Ultras werden


Laut eines Polizeiberichts sollen Ultras des FC Augsburg vor zwei Wochen an Vorfällen an einem Autoscooter auf dem Volksfest Augsburger Plärrer beteiligt gewesen sein, bei denen die Polizei Unterstützung rief. Doch laut Rot-Grün-Weißer Hilfe veröffentlichte die Polizei eine falsche Meldung.

Demnach haben die Polizeibeamten eine Gruppe Jugendlicher, die mit Bauchtaschen, Turnschuhen und Trainingsjacken gekleidet waren, fälschlicherweise für Ultras des FC Augsburg gehalten, die sich am Freitagabend bei der Eröffnung des Augsburger Volksfestes trafen, um von dort mit Bussen zum Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf zu fahren.


„Überrascht nahm die Fanszene des FCA am Montag durch die Presse zur Kenntnis, dass Teile von ihr freitags zuvor in ein Szenario mit der Augsburger Polizei am Autoscooter verwickelt gewesen sein sollen. Dabei handelte es sich weder um Trunkenheit im Autoscooter-Straßenverkehr, noch um fehlende Zulassungen für Tuningteile und auch nicht um Fahrerflucht nach einem Zusammenstoß. Nein, ein mit der Situation offensichtlich überforderter Polizeibeamter setzte das Herumgockeln einiger fußballfremder Halbstarker, die Bauchtaschen trugen, mit der Anbahnung eines Ultraaufstands gleich. Ja, Ultras waren auf dem Plärrer (so wie oft an einem Plärrer-Abend). Und ja, in verstärkter Anzahl, da dort später ihre Busse nach Düsseldorf losfahren sollten. Das war es dann aber auch schon mit 'Ultrabeteiligung'. Alles dies führte wohl letztlich zu einer panischen Anforderung von Unterstützungskräften. Offensichtlich ist für die Augsburger Polizei jeder mit Trainingsjacke und Bauchtasche ein Ultra“, heißt es dazu in einem Statement der Augsburger Fanhilfe.

In der am 27. August 2018 veröffentlichten Pressemitteilung der Polizei hieß es noch: „Am Freitag bahnte sich gegen 23.30 Uhr eine größere Rauferei beim Autoscooter mit rund 30 Beteiligten an, bei denen sich besonders Anhänger der FCA Ultra Szene hervor taten, die die Einsatzkräfte bedrängten. Erst nach Hinzuziehung von massiven Unterstützungskräften (15 Streifen, zwei Hundeführer und der Außendienstleiter) konnten weitere Provokationen unterbunden und die Situation bereinigt werden.“ Die in der Meldung ebenfalls erwähnten Ingewahrsamnahmen bezogen sich nicht auf den Vorfall am Autoscooter.

Ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord bestätigte auf Nachfrage von Faszination Fankurve, dass keinem einzigen Ultrà vom FC Augsburg wegen der Vorfälle vor zwei Wochen am Autoscooter eine Straftat oder irgendein anderes Delikt vorgeworfen wird. Doch die Polizei bleibt weiterhin bei der Aussage, dass an dem Vorfall, der nun „Streitigkeit“ statt „Rauferei“ genannt wird, Ultras des FC Augsburg beteiligt waren. Laut Einschätzung der Augsburger Polizei sollen FCA-Ultras während des Einsatzes auf dem Volksfest „gestört“ haben.

Die Rot-Grün-Weiße Hilfe kritisiert Augsburger Lokalmedien sowie den Bayerischen Rundfunk und Tagesschau-Online, die die Pressemitteilung der Augsburger Polizei weitestgehend übernommen haben sollen. Dabei sollen sogar Schlagzeilen, wie „Gewalt zum Volksfest-Auftakt: FCA-Ultras randalieren auf Plärrer“ (Stadtzeitung) entstanden sein.

Bei der Rot-Grün-Weißen Hilfe ist man enttäuscht, dass die Polizei die Meldung über den Vorfall, der nun schon zwei Wochen her ist, bisher nicht korrigiert hat: „Erschreckend nimmt die RGW-Hilfe zur Kenntnis, dass die Augsburger Polizei mittlerweile bei Vorfällen ohne jeden Fußballzusammenhang den Augsburger Ultras die Verantwortung zuschiebt. Nach über einer Woche der besseren Erkenntnis gebietet es, aus unserer Sicht, der Anstand, eine offensichtlich falsche und diffamierende Pressemeldung der Polizei auf demselben Wege zu korrigieren.“ (Faszination Fankurve, 07.09.2018)

Fanfotos FC Augsburg




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