01.06.2004 - FC Erzgebirge Aue

Zuschauerboom in Aue


Im Erzgebirge hat sich das Straßenbild verändert. „Die Kinder gehen wieder mit lila Trikot und Schals am Rucksack in die Schule und an jedem dritten Auto findet man einen Aufkleber vom FC Erzgebirge“, beschreibt Michael „Ilmatic“ Graupner von den „Ultras Aue“. Das Erzgebirgsstadion der Lila-Weißen erlebt derzeit einen Zuschaueransturm. Am 34. Spieltag war selbst das sportlich bedeutungslose Spiel gegen die SpVgg. Unterhaching praktisch ausverkauft. Rein rechnerisch war somit fast die komplette Bevölkerung Aues (18.100 Menschen) im Stadion.

Es ist wieder wie früher. In den 80er Jahren kamen fast immer mehr als 10.000 zu dem Spielen von Wismut, so der Name zu Zeiten der DDR. Burkhard Schulz (42), der seit seiner Kindheit ins Lössnitztal pilgert, erinnert sich: „Eine Abo-Karte für die Haupttribüne war nur durch Vererbung zu bekommen.“ Wegen der Bergbau-Tradition und dem Fanatismus der Fans, stellte man den Verein in den Medien der Wendezeit gerne als das „Schalke des Ostens“ dar. Nur wurden die Zuschauer diesem Ruf in den Folgejahren kaum noch gerecht – es begannen die tristen Jahre, in denen die Beliebtheit im Keller lag. Im April 1992 kamen bei Schneetreiben sogar nur noch 326 zum Oberliga-Spiel gegen Soemtron Sömmerda, bei keinem einzigen Punktspiel in den 90ern wurde die 10.000-Marke geknackt.

Heute ist Schulz beim Auer-Fanprojekt, widmet sich dem Schreiben des Fanzines „Schachtscheißer“ und organisiert zusammen mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Jacky und Sylvia unter anderem die Kartenverteilung und die Auswärtsfahrten. Schwerstarbeit, denn nach Nürnberg waren 36 Busse unterwegs und auch zum Spiel in Fürth reisten 5.000 Erzgebirgler an. In Regensburg flüchteten einiger der 3.000 Auer Fans sogar vom vollen Block auf das Dach eines Imbisscontainers. „Der Gästebereich war total überfüllt und Gastgeber Jahn überfordert“, kritisiert Schulz. Eine Erklärung, warum gerade die Spiele in Bayern die Fans anlocken, liefert er mit: „Viele aus dieser doch strukturschwachen Region rund um Aue arbeiten unter der Woche bei den Automobilherstellern in Ingolstadt oder München. Da ist es logisch, dass die ihren Heimatverein sehen oder Besuch von zu Hause bekommen. Zumal es nach Bayern nur ein Katzensprung ist.“ Der Erfolg auf dem Platz tat ein Übriges. „Nach dem Hickhack, welches es bei einigen Spielen gab, wird die Zahl der verkauften Dauerkarten für die nächste Saison sicher explodieren“, prophezeit Schulz. Bei den letzten Heimspielen muss-ten einige Zuschauer das Spiel von den Zugangstreppen des Stadions verfolgen. Wer sich für die kommende Saison einen der guten Plätze sichern will, wird sich sputen müssen. (Faszination Fankurve, 01.06.2004)

Fanfotos FC Erzgebirge Aue




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