26.07.2013 - Fortuna Köln

Antirassistische Fahnen eine Provokation?


Der Fortuna Köln-Fanclub SC Mülltonn kritisiert kurz vor Anpfiff der Regionalliga-West den eigenen Verein, der für das Spiel gegen Aachen die beiden Fahnen „Kein Fußball den Faschisten“ und „Fight Racism“, die seit Jahren bei Fortuna-Spielen hängen, verboten haben soll.


Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme vom SC Mülltonn:

Statement des Fanclubs SC Mülltonn zum Verbot antirassistischer Banner beim Spiel gegen Alemannia Aachen

Seit 1998 finden sich unter dem Label des SC Mülltonn die verschiedensten Jecken zusammen, um gemeinsam Spiele des SC Fortuna Köln zu verfolgen und die Mannschaft aus der Südstadt lautstark zu unterstützen. Öffentliche Statements zu vereins- oder fanpolitischen Anliegen hat man in dieser Zeit von uns nicht vernommen. Am heutigen Tag aber halten wir es für nötig, uns einmal öffentlich zu erklären. Die Beweggründe hierfür möchten wir euch nun kurz darlegen:
Am Freitag den 26. Juli 2013 eröffnet die glorreiche Fortuna im Kölner Südstadion die Saison der Regionalliga West gegen Alemannia Aachen. Ein Spiel mit viel Brisanz und das nicht etwa, weil beide Mannschaften souverän die ewige Tabelle der 2. Bundesliga mit 26 bzw. 28 Spielzeiten anführen. Vor wenigen Wochen hat die Fortuna das Mittelrhein-Pokalfinale gegen Aachen gewonnen und sich somit für die erste Runde des DFB-Pokals qualifiziert. Aufgrund eines Aachener Platzsturms wird uns dieser Abend jedoch noch länger mit einen faden Beigeschmack in Erinnerung bleiben. Auf die Entwicklungen in der Fanszene der Alemannia möchten wir an dieser Stelle gar nicht weiter eingehen, diese sind schließlich ausführlich in zahlreichen Presseartikel dokumentiert. Die Konsequenz dieser Vorkommnisse ist jedoch, dass uns als Fanclub einen Tag vor dem ersten Saisonspiel mehrere Banner, welche seit vielen Jahren den Fanbereich der Fortuna schmücken, vom Verein untersagt wurden.

Man hat uns mitgeteilt, dass antirassistische Aussagen jeder Form unerwünscht sind, „jegliche Fahnen, die auf evtl. politische Gesinnung abzielen, sind am Spieltag untersagt“, man wolle schließlich nicht provozieren, sondern ein „friedliches Fußballfest feiern“. Konkret geht es hierbei um zwei Banner mit der Aufschrift „Kein Fußball den Faschisten“ und „Fight Racism“. Eine Aussage, die in ähnlicher und teils viel deutlicherer Form regelmäßig von PolitikerInnen eigentlich jeder Kölner Ratsfraktionen getätigt wird, wenn es z.B. um die rechtsextreme Gruppierung „pro Köln“ geht. Das sind Statements, die unserer Meinung nach nichts mit „politischer Gesinnung“, sondern mit einem gesunden Grundverständnis zu tun haben sollten, eine Basisbanalität, welche wir keineswegs zur Diskussion stellen möchten.

Gerade bei diesem Spiel und besonders nach den Vorkommnissen in Bonn und den verbalen Attacken Aachener Neonazis gegen unseren Fanclub im Vorfeld der Begegnung, hätte es auch Fortuna Köln einmal gut zu Gesicht gestanden deutlich gegen diskriminierende Verhaltensweisen Stellung zu beziehen. Keineswegs nachvollziehen können wir die Reaktion des Vereins, antirassistischen Fans ihre Meinungsäußerung zu untersagen, weil diese als Provokation aufgefasst werden könnte. Das Ganze wird zusätzlich ad absurdum geführt, wenn man bedenkt, dass vor dem Spiel die Saisoneröffnung des Fußball-Verbands Mittelrhein inklusive zahlreicher Prominenz und der Kampagne 'Respect' stattfindet. Wie passen Mannschaften und Verbandsfunktionäre, die sich mit Fahnen und Wortbeiträgen gegen jegliche Diskriminierung im Mittelkreis positionieren, zum Verbot antirassistischer Banner, welche in ähnlicher Form sogar von DFB und UEFA mit Preisen prämiert werden? In unseren Reihen trifft ein derartiges Vorgehen jedenfalls auf völliges Unverständnis und wir würden uns sehr freuen
wenn die Verantwortlichen uns die dahinter stehende Logik einmal in Ruhe erklären würden. Wir möchten nicht, dass die Mannschaft der Fortuna zum Saisonstart von derartigen Nebenkriegsschauplätzen beeinträchtigt wird, sehen nach dem Spiel jedoch erhöhten Gesprächsbedarf.

Kein Fußball den Faschisten! Fight Racism! | SC Mülltonn 1998 am 26. Juli 2013






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