18.03.2010 - Paris SG

Auf interne Auseinandersetzungen folgt der Boykott


Ein Streit innerhalb der Fanszene von Paris Saint Germain ist nach den Vorfällen anlässlich des Heimspiels gegen Marseille erneut eskaliert. Fangruppen boykottieren das nächste Heimspiel und kritisieren den Verein, der in Ihren Augen Rassismus toleriert.

Schon seit vielen Jahren herrschen Spannungen zwischen Fans der Tribüne Kop of Boulogne und der Virage Auteuil, beides Fankurven der Fans von Paris SG. Bei Auswärtsspielen der Hauptstädter kam es schon häufig zu Ausschreitungen zwischen Fangruppen beider Fankurven. Die Fangruppen Authentiks, Supras Auteuil und Grinta beziehen nun deutlich Stellung zu den Vorfällen. Die drei Gruppen sind auf der „Virage Auteuil“ beziehungsweise auf der direkt angrenzenden „Tribune G“ anzutreffen.

Fans aus Marseille boykottierten das Spiel bei Paris SG, da sie nur in einem von der Polizei begleiteten Konvoi anreisen durften. Zu Ausschreitungen kam es trotzdem. In der gemeinsamen Stellungnahme erklären die drei Fangruppen, dass beim Heimspiel gegen Olympique Marseille die Besucher der Virage Auteuil von circa 150 Hooligans de Kop of Boulogne angegriffen wurden. Diese Hooligans machten sich wohl dabei ebenfalls durch rassistische Rufe bemerkbar, die sich gegen die eher von Paris Fans mit Migrationshintergrund besuchte Auteuil richteten. Der Kop of Boulogne geriet schon häufig wegen ähnlicher Vorfälle in die Schlagzeilen. Nach Meinung der Authentiks, Supras und Grinta schritt die Polizei dabei nicht ein, weshalb sich die Besucher der Auteuil und der benachbarten Tribüne selber zur Wehr setzten. Dabei wurde ein Paris Fans vom Kop so stark verletzt, dass dieser bis zum heutigen Tag im Koma liegt. Laut Stellungnahme handelt es sich dabei um eine Person, die aktiv am Angriff auf Fans der Virage Auteuil beteiligt war. In Folge dessen gerieten auch diese drei Fangruppen immer weiter in die Kritik von Verein und Behörden. So kritisieren die Fans, dass es zum Abhören der Telefone von Mitgliedern der drei Fangruppen gekommen ist. Sie kritisieren auch den eigenen Verein, da dieser ihrer Meinung nach die rassistischen Vorfälle des Kop of Boulogne herunterspielt und sie somit indirekt toleriert.

Die besagten Fangruppen sprechen sich gegen Rassismus im Prinzenpark aus, sehen diesbezüglich jedoch keine Unterstützung von Seiten des Vereins und boykottieren deshalb das letzte Heimspiel gegen den FC Sochaux. Auch kritisieren sie den Verein und die Behörden, weil es im Januar beim Auswärtsspiel in Lille ebenfalls zu einem Angriff auf diese drei Fangruppen kam, in dessen Folge jedoch diese drei Gruppen schon frühzeitig das Stadion verlassen mussten, nicht jedoch die Angreifer. Der Boykott des Heimspiels und möglicherweise der Boykott weiterer Spiele ist für die Fans ein sehr schwieriger Schritt, eine andere Lösung sehen sie laut Mitteilung nicht mehr. Auch rufen sie alle Dauerkarten Inhaber von Paris SG, falls sie der gleichen Meinung sind, ebenfalls zum Boykott auf.

Dem Verein stehen harte Wochen bevor. Sportlich läuft es für die Hauptstädter, gemessen an den hohen Erwartungen innerhalb der Stadt, alles andere als rosig. Deshalb gerät die Eigentümerfirma des Vereins Colony Capital in den letzten Wochen vermehrt in die Kritik der Fans. Eine weitere Gruppe der Virage Auteuil namens Lutece Falco hat aus diesem Grund alle Aktivitäten eingestellt. (Faszination Fankurve, 18.03.2010)

Fanfotos Paris SG




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