01.11.2006 - Deutschland

DFB und DFL gründen Task Force - Maßnahmenkatalog gegen Gewalt


Mit einem kurzfristigen Maßnahmenkatalog und der Gründung einer Task Force haben der Deutsche Fußball-Bund(DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) auf die zunehmenden Ausschreitungen im deutschen Fußball reagiert. Bei einem Krisen-Gipfel in Frankfurt/Main verständigten sich DFB-Präsident Theo Zwanziger und Ligaverbands-Präsident Werner Hackmann am Dienstag auf einen massiven Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. „Wir wollen einen Fußball, in dem diese Dinge keinen Platz haben“, sagte Zwanziger.

Mit Hilfe der gemeinsamen Task Force soll künftig das Informations- und Kommunikationssystem effektiver als bisher gestaltet werden. Die personelle Besetzung dieser Kommission wird in den nächsten Tagen bekannt gegeben. Zudem plant der DFB neben der bereits beschlossenen Berufung eines profilierten Integrations-Beauftragten auch die Einstellung eines hauptamtlichen Sicherheitsbeauftragten. Dieser Vorschlag soll bei der nächsten Präsidiumssitzung am 30. November eingebracht werden.

Ziel der Task Force wird es sein, sich einen detaillierten Überblick über aktuelle Entwicklungen in den Landesverbänden und deren Vereinen sowie eventuell in den Bundesligen zu verschaffen, um kurz- und langfristige Maßnahmen im Kampf gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu initiieren und zu koordinieren. „Auf Grund der aktuellen Vorkommnisse müssen wir eingestehen, dass die Gewalt-Problematik im deutschen Fußball insgesamt nicht bewältigt ist“, sagte Zwanziger.

Der DFB und die DFL hatten am Montag die Ausschreitungen bei der Zweitliga-Begegnung FC Augsburg gegen TSV 1860 München und der Regionalliga-Partie Hertha BSC II gegen 1. FC Dynamo Dresden sowie die komplette Absage eines Spieltages in der Kreisliga Siegen-Wittgenstein aufgearbeitet. Als Ergebnis daraus sollen künftig in den Regionalligen schärfere Auflagen für bauliche Verbesserungen in den Stadien eingeführt werden. «Wer künftig in der neuen 3. Liga spielen will, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen», kündigte Zwanziger an.

Er sieht vor allem in den unteren Spielklassen akuten Handlungsbedarf. «Es ist offenkundig, dass sich das Gewalt-Phänomen stärker auf die Regionalliga und die kleineren Klassen konzentriert. Dies verfolgen wir schon seit längerem mit großer Sorge. Bei aller Freude über die friedliche Stimmung bei der WM 2006 haben wir dies nie aus den Augen verloren. Darauf müssen wir Antworten geben», erklärte Zwanziger. Nach Auskunft von DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt gibt es im Umfeld des deutschen Fußballs 11.000 gewaltbereite Personen.

Zwanziger forderte eine verstärkte Schulung der Gerichtsbarkeit und kündigte im Bedarfsfall harte Strafen an. „Geldstrafen müssen nicht das Ende der Fahnenstange sein, es kann auch Punktabzüge geben“, drohte er den Vereinen. Der DFB werde sich seiner Verantwortung stellen. „Wir sind aber nicht bereit, uns jetzt von der Politik auf Grund der aktuellen Entwicklung an den Pranger stellen zu lassen. Was wir am Wochenende erlebt haben, ist letztlich das Resultat gesellschaftlicher Fehlentwicklungen und der Fußball ist nicht die Reparaturwerkstatt der Gesellschaft“, sagte Zwanziger.

Als ad-hoc-Maßnahme beschlossen DFB und DFL ferner eine verschärfte Beobachtung von im Zusammenhang mit Ausschreitungen immer wieder negativ auffallenden Vereinen wie dem Nord-Regionalligisten Dynamo Dresden. „Dort gibt es eine Fan-Struktur mit einer hohen Gewaltbereitschaft“, stellte Zwanziger fest. In einem Telefon-Gespräch mit Dynamo-Präsident Jochen Rudi kritisierte dieser am Dienstag die Aussagen seines Geschäftsführers Volkmar Köster, der den Einsatz der Polizei beim Spiel in Berlin als unverhältnismäßig bezeichnet hatte.

Nach Ansicht der DFL stelle sich die Situation im Profibereich nicht ganz so dramatisch dar. „Wir dürfen die Gefahr aber nicht bagatellisieren. Das fragwürdige Treiben von Randalierern und Chaoten schadet dem gesamten Fußball und wird nicht toleriert. Wir werden versuchen, solche Vorkommnisse zu minimieren. Ganz abstellen können wir sie nicht“, sagte Hackmann. Die DFL gibt derzeit jährlich eine Million Euro für Fan-Projekte aus, die Bundesligavereine bezahlen im Durchschnitt 300.000 Euro und die Zweitligaclubs 155.000 Euro für den Sicherheitsdienst. „In der Bundesliga haben wir die Problematik unter Kontrolle“, stellte Hackmann fest. (dpa, 1.11.2006)

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