16.12.2012 - Sicherheit

​DFL-Sicherheitspapier: Die Stimmen


Faszination Fankurve gibt einen Überblick zahlreicher Stellungnahmen von der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga im Sheraton Frankfurt Congress Hotel in Frankfurt. Faszination Fankurve hat sich auf Fan- und Vereinsebene wie unter Wissenschaftlern und Stadionbetreibern umgehört.

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Dirk Zingler, Union Berlin Präsident
„Alle in der Debatte der letzten Monate ins Feld geführten Zahlen zeigen, dass die Vereine in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Sicherheitsbehörden und den Verbänden alles tun, um die sichere Austragung von Fußballspielen in ihrem Zuständigkeitsbereich, also den Stadien, zu gewährleisten. Es gibt keinerlei Veranlassung, sich einem wodurch auch immer motivierten politischen Druck zu beugen und zum jetzigen Zeitpunkt symbolisch eine Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, die überhaupt nie in Frage stand.“

Prof. Thomas Feltes, Kriminologe
„Bezüglich der kritischen Punkte, wie die verschärften Zugangskontrollen und reduzierten Kontingente für Gästefans, müssen Fans und Clubs zu einem gemeinsamen Konsens kommen, damit kein Porzellan zerschlagen wird. Ich hoffe, dass die Verabschiedung kein Ende der Diskussion ist, sondern man die Chance nutzt, die Gespräche aufzunehmen. Es ist wichtig, dass, und zwar ohne den Druck der Politik, die Sachlichkeit zurückkehrt.“

Philipp Markhardt, 12:12-Sprecher
Es ist natürlich enttäuschend, dass sich die Liga von der Politik einschüchtern lässt, obwohl sie es besser wissen müsste. Es ist enttäuschend, dass eine deutliche Mehrheit für das Papier gestimmt hat. […] Positiv ist, dass wir Fans gezeigt haben, wie mächtig und auch mündig wir sind. Wir haben zumindest in den letzten Wochen eine ausgewogene und differenzierte Berichterstattung erlebt. Und vor allem wurde auch öffentlich gemacht, welch ein Spiel von den Innenministern gespielt wurde. Wahlkampf auf dem Rücken des Fußballs, um sich zu profilieren. Ich kann nur hoffen, dass sich jeder Fußballfan beim Gang an die Urne daran erinnert. […] Ich gehe für das Wochenende von Protesten aus. Wie nun schlussendlich die Szenen über eine Fortführung des Schweigeprotestes entscheiden, vermag ich nicht zu sagen.

Michael Gabriel, Leiter Koordinationsstelle Fanprojekte
„Nach dem heutigen Tag ist es zu wünschen, dass der Druck der Innenminister mindestens zwei Gänge zurückgeschaltet wird. Der Fußball, also Clubs und Fans, müssen Raum zum Handeln bekommen und den Dialog intensiveren. Es hängt jetzt viel davon ab, wie die Fans rund um die Stadien behandelt werden und der Fußball muss sich überlegen, wie er sich das Vertrauen bei den Fans wieder zurückholt.“

Hans Rütten, Geschäftsführer Kölner Sportstätten GmbH
„In diesen Anträgen ist einiges optional geregelt und eröffnet die Möglichkeit, sich auf die örtlichen Gegebenheiten einzustellen. Es gab dringenden Handlungsbedarf. Denn noch ist der Fußball in der Lage die Thematik selbst zu regeln. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Politik grundsätzliche Regeln verabschiedet, was weder im Interesse von den Clubs noch der Fans wäre.“

Jojo Liebnau, Chosen Few Hamburg
„Wir müssen jetzt besprechen, wie es weitergeht. Die Art und Weise war enttäuschend. Jetzt wäre eine gute Chance gewesen den Dialog zu führen und diesen nicht erst in Zukunft zu beginnen.“

Martin Kind, Präsident Hannover 96
„Ich empfand die Diskussion in den vergangenen Wochen als deutlich überhitzt. Ganz persönlich sehe ich die Änderungen als nicht hochdramatisch. Wir werden bei 96 noch in diesem Jahr zusammenkommen, das fertige Konzept analysieren und die Anwendung vor Ort intern besprechen.“

Stephan Schippers, Geschäftsführer Borussia Mönchengladbach und DFL-Aufsichtsratsmitglied (borussia.de)
„Es geht um eine ganz klare Ächtung von Diskriminierung und Gewalt in Stadien. Gleichzeitig geht es um ein Bekenntnis zu den gültigen Gesetzen. […] Einer der wichtigsten Punkte, und der wird bei Borussia seit Jahrzehnten praktiziert, ist der Dialog. Wir haben einen Fankodex, den sich die Fans bereits vor einigen Jahren selber gegeben haben. Das ist der richtige Weg. […] Es ist von großer Bedeutung, dass die Anträge beschlossen wurden. Diese Beschlüsse begründen nämlich einen Prozess, der zukunftsweisend ist.“

Christopher Fiori, Pressesprecher Stadion Frankfurt Management GmbH
„Grundsätzlich sind wir deckungsgleich mit der Meinung des Vereins. Aus Stadionsicht wird bei uns die grundsätzliche Überlegung angegangen, inwiefern wir die Videotechnik modernisieren müssen.“

Klaus-Dieter Fischer, Geschäftsführer Werder Bremen
„Wir hätten es begrüßt, wenn diese Debatte nicht unter dem gegenwärtigen Zeitdruck hätte stattfinden müssen. Die Vertagung wäre ein hilfreicher Schritt gewesen, die aktuelle Hektik aus den Diskussionen zu bannen und intensive Gespräche abseits aktionistischer Reflexe zu führen.“

Marvin Kretzschmar, 12:12-Sprecher, Wuhlesyndikat, Union Berlin
„Wir sind nicht zufrieden mit dem Ergebnis, werden jetzt aber nicht in eine Komplettverweigerung verfallen.“

Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer Borussia Dortmund
„Wir hatten eine konstruktive Diskussionsbasis, die Mitgliederversammlung war geprägt von gegenseitiger Wertschätzung. Viele Gespräche mit den Fans aus dem Vorfeld haben Einfluss auf die Sitzung gehabt. Unter dem Strich steht ein Kompromiss. Einer, mit dem alle friedliebenden Fans sicher gut leben können.“

Stefan Kuntz, Vorstandsvorsitzender 1. FC Kaiserslautern (fck.de)
„Bei uns im Fritz-Walter-Stadion ändert sich nichts – es war und bleibt sicher auf dem Betze. […]Bei der Gesamtdiskussion wird vielfach übersehen, dass das gesamte Maßnahmenpaket in dieser Form schon vorher durch die Stadionordnungen oder geltendes Recht gedeckt war.“

Klaus Allofs, Geschäftsführer Sport VfL Wolfsburg (vfl-wolfsburg.de)
„Es ist ein wichtiges Zeichen, dass die Liga heute gemeinsam diese Entscheidung getroffen hat. Das verabschiedete Maßnahmenpaket beinhaltet die Möglichkeit, weiter im Dialog mit allen Beteiligten zu bleiben und diesen noch zu intensiveren. […] Alle Kontrollen im Stadion sollen mit Augenmaß erfolgen. Als Vereinsführung tragen wir die Verantwortung für die Sicherheit im Stadion und haben die Verpflichtung diese für alle Fans auch weiterhin zu erhalten.“

Robert Schäfer, Geschäftsführer 1860 München (tsv1860.de)
„Da die wesentlichen Anregungen [der Fans] aufgenommen wurden und so sichergestellt war, dass auch die Interessen der aktiven Fans berücksichtigt wurden, haben wir uns entschlossen, den Anträgen zuzustimmen. Das haben wir den Fans auch vorab mitgeteilt."

Werner Spinner, Präsident 1. FC Köln
„Wir haben in Frankfurt für die Fortsetzung und Vertiefung der auch von Seiten des DFB und der DFL angestoßenen Gespräche mit der aktiven Fanszene geworben und begrüßen den Beginn eines intensiven und stetigen Dialogs.

Christian Beeck, Sportdirektor Energie Cottbus (fcenergie.de)
„Für uns ändert sich durch das neue Konzept nicht viel, da unsere Sicherheitsstandards auch vor der jüngsten Diskussion hoch waren und gegriffen haben […]Es bleibt zu hoffen, dass Horrorszenarien und politische Drohgebährden wie der Wegfall der Stehplätze durch diesen Beschluss ad acta gelegt sind und wir uns endlich wieder auf Fußball konzentrieren können.“

Harald Strutz, Präsident 1. FSV Mainz 05 (mainz05.de)
„Es ist ein wichtiges Signal, dass die Vereine die gemeinsamen Richtlinien solidarisch verabschiedet haben. Sie geben allen Vereinen Leitlinien zur Verbesserung der Sicherheit rund um die Fußballspiele und lassen dennoch einen individuellen Gestaltungsspielraum, der den Vereinen eine Anpassung der Maßnahmen an die jeweilige Situation vor Ort ermöglicht. Diesen werden wir als Mainz 05 im Sinne unseres Vereins und unserer Fans nutzen.“

Ingo Schiller, Geschäftsführer Hertha BSC (herthabsc.de)
„Jetzt, in der vorgelegten Fassung, sind unsere Vorschläge weitgehend berücksichtigt worden. Es war richtig und wichtig, dass wir das erste Papier abgelehnt haben. Genauso ist es jetzt richtig gewesen, dem veränderten Konzept zuzustimmen, zumal es nicht eine Gesamtabstimmung zu dieser Vorlage gegeben hat, sondern jeder einzelne Punkt für sich zur Abstimmung kam.“

Soeren Oliver Voigt, Geschäftsführer Eintracht Braunschweig (eintracht.com)
Wichtig ist, dass sich für die aktiven und friedlichen Fans bei einem Stadionbesuch nichts ändern wird, denn vieles ist bereits jetzt schon Bestandteil unserer täglichen Arbeit. Außerdem werden einige Maßnahmen erst dann greifen, wenn tatsächlich und bewusst gegen geltendes Gesetz und Stadionordnungen verstoßen wird. Eine Kollektivbestrafung soll möglichst vermieden werden. […] Ein weiteres wichtiges Signal ist die Zusage der Liga, die Fanprojekte zukünftig finanziell stärker zu unterstützen. […] Wir hätten uns gewünscht, dass in den vergangenen Diskussionen von Seiten der Politik weniger Populismus verbreitet worden wäre. Dies hat nicht zuletzt in der aktiven Fanszene einen faden Beigeschmack hinterlassen.“

Martin Bader, Sportvorstand 1. FC Nürnberg (fcn.de)
„Über jeden der 16 Anträge haben wir unsere Vorstellungen sehr differenziert eingebracht, kontrovers diskutiert und dann in einigen Punkten zugestimmt, aber auch einige Punkte abgelehnt […] Der 1. FC Nürnberg setzt auch weiterhin auf seinen eigenständigen Weg, den wir seit Jahren in vielen Bereichen im Dialog mit unseren Fans beschritten haben, das wird auch in der Zukunft Bestand haben.“

Gerd E. Mäuser, Präsident VfB Stuttgart (vfb.de)
Das war eine lange, aber inhaltlich sehr gute Mitgliederversammlung. Ich denke das Ergebnis ist insgesamt positiv für den deutschen Fußball und seine 36 Profi-Clubs zu werten. Mit den heutigen Entscheidungen ist ein wichtiger Schritt getan, die Unabhängigkeit des Fußballs gegenüber der Politik zu wahren

Michael Voigt, Geschäftsführer Erzgebirge Aue (fc-erzgebirge.de)
In der jetzigen und heute von den Clubs verabschiedeten Version sind Vorschläge und Änderungen enthalten, die es auch in unseren Vorstellungen gegeben hat. Diesen wurde Rechnung getragen. […]Bei unseren Heimspielen wird sich für die Besucher und Fans kaum etwas ändern, denn viele Punkte des Papiers werden in Aue ja schon lange mit Erfolg durchgesetzt und mit Leben erfüllt.“

Marco Noli, Rechtsanwalt von der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte
„Der aufgebaute Zeitdruck ist unverständlich. Das Papier wäre gar nicht nötig gewesen, weil vieles bereits jetzt praktiziert wird. Im Vordergrund steht daher vielmehr der symbolische Gehalt. […]Allerdings hat die DFL […] unnötige Provokationen gegenüber den Fans geschaffen. Das führt zu einem Vertrauensverlust gegenüber den Fans. Die DFL ist vor den Innenministern in die Knie gegangen.“


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