20.03.2018 - 50+1

DFL hätte Komplettübernahme durch Kind wohl abgelehnt


Anfang Februar 2018 teilte die DFL mit, dass der Ausnahmeantrag von Martin Kind, der die 50+1-Regel bei Hannover 96 abschaffen wollte, ruhend gestellt wurde (Faszination Fankurve berichtete). Nun veröffentlichte der Journalist Peter Rossberg seine intensiven Recherchen zum Thema.

Laut Recherchen von Rossberg, die in der Bild-Zeitung veröffentlicht wurden, hätte die DFL den Antrag von Kind abgelehnt, falls der Antrag nicht ruhend gestellt worden wäre. Grund hierfür wäre offenbar gewesen, dass laut DFL-Statuten eine Ausnahme der 50+1-Regel nur dann möglich ist, wenn der Investor in den vergangenen 20 Jahren etwa soviel in den Verein investiert hat, wie die Hauptsponsoren in dieser Zeit. 46 Millionen Euro soll der Gesamtbetrag der Hannover 96-Hauptsponsoren in diesem Zeitraum betragen haben, doch Kind soll laut diesen Recherchen höchstens knapp 20 Millionen Euro bereitgestellt haben.

Von dieser Summe sollen zudem Teile aus sogenannten Verzichten entstanden sein, weil Martin Kind sich keine Gehälter als Präsident oder Geschäftsführer ausgezahlt habe. Auch Gelder, die von der Kapitalgesellschaft an den eingetragenen Verein von Hannover 96 geflossen sein, sollen von der DFL nicht zu Gunsten von Kind berücksichtigt worden sein.

Im Interview mit 96Freunde.de erklärte Rossberg zu seinen Recherchen, dass bei der DFL bereits die Entscheidung getroffen worden sein soll, dem Ausnahmeantrag von Martin Kind nicht zuzustimmen, bevor dieser ruhend gestellt wurde: „Der Beschluss dafür war nach unseren Recherchen auch gefasst. Martin Kind hatte schlichtweg die Statuten, die er 2014 selbst abgesegnet hatte, nicht erfüllt. Allein aus Gesichtswahrung blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Antrag ruhen zu lassen. Leider hat er an dieser Stelle nie offen kommuniziert“, kritisiert der Journalist das Vorgehen von Martin Kind.

Von der DFL heißt es zu den Recherchen: „Die DFL äußert sich grundsätzlich nicht zu internen Vorgängen, die die Vereine betreffen. Wir nehmen zur Kenntnis, dass im Vorfeld der DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag offensichtlich von interessierter Seite gezielt Stimmung gemacht wird. Dadurch soll erkennbar ein sachlicher Austausch erschwert werden.“


Am Donnerstag kommt es zur Mitgliederversammlung der DFL, bei der über das weitere Vorgehen der Bundesliga-Clubs beim Thema 50+1 beraten werden soll. Die DFL hatte im Februar 2018, nachdem der Antrag von Kind ruhend gestellt wurde, eine neue Grundsatzdebatte über die Zukunft von 50+1 angekündigt, obwohl die Bundesligisten im Jahr 2014 erst auf Druck von Martin Kind neue Ausnahmeregelungen einführten. Doch diesen Regelungen, denen auch Hannover 96 zustimmte, reichten offenbar nicht dafür aus, dass Martin Kind Hannover 96 übernehmen konnte, weshalb nun neu debattiert werden soll. In den Fanszenen wächst bereits der Widerstand dagegen und auch viele Vereine wollen nicht erneut Änderungen vornehmen. (Faszination Fankurve, 20.03.2018)






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