05.03.2019 - 50+1

Vereine sollen an Befragung der DFL nicht teilnehmen


Die DFL hat Mitte Februar eine Mitgliederbefragung zum Thema 50+1-Regel an die 36 Bundesligisten verschickt. Die Initiative „50+1 bleibt!“ kritisiert das Vorgehen des Ligaverbandes und ruft die Bundesligisten auf, sich nicht an der Befragung zu beteiligen.

Die 50+1-Regel beschränkt im deutschen Profifußball den Einfluss von Investoren. Die aktiven Fanszenen in Deutschland kämpfen seit Jahren für den Erhalt dieser Regelung. Von der DFL wurde zuletzt ein Verfahren beim Bundeskartellamt eingeleitet, bei dem es um die Rechtssicherheit der 50+1-Regel gehen soll. Dieses Verfahren läuft aktuell noch.

Die „50+1 bleibt!“-Initiative hat mit „unklarer Zielsetzung der Mitgliederbefragung“, „Vereinsinteressen (des Muttervereins) werden nicht zwingend berücksichtigt“, „Aufbau und Auswertung des Fragebogens“ und „mangelnder Transparenz“ insgesamt vier Hauptkritikpunkte am Vorgehen der DFL beim Thema Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel formuliert, die in einer Pressemitteilung der Initiative ausgeführt werden.

Erst auf der Mitgliederversammlung der DFL im März 2018 haben sich die Bundesliga-Clubs dafür ausgesprochen, dass die 50+1-Regel erhalten bleibt. Die Vertreter der Bundesligisten stimmten damals mehrheitlich für einen vom FC St. Pauli eingebrachten Antrag, nachdem sich 3.097 Fanclubs, Fangruppen und Fanverbände von 156 verschiedenen Vereinen mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der 50+1-Regel aussprachen (Faszination Fankurve berichtete).(Faszination Fankurve, 05.03.2019)

Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung der „50+1 bleibt!“-Initiative zum Thema:

Initiative „50+1 bleibt!“ kritisiert DFL Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel – kein Beitrag zur Erhöhung der Rechtssicherheit erkenntlich

Am 18.02.19 hat die DFL eine Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel an die Clubs der 1. und 2. Bundesliga verschickt. Als Initiative „50+1 bleibt!“ fassen wir unsere Kritik an dieser Umfrage in 4 Kernpunkten zusammen und fordern die Vereine dazu auf, sich nicht daran zu beteiligen.

Im März 2018 beschloss die DFL-Mitgliederversammlung die Beibehaltung der 50+1-Regel und einen Prozess zur Verbesserung der Rechtssicherheit. Hierfür wurde proaktiv ein Verfahren beim Bundeskartellamt eingeleitet, welches aktuell läuft.

Anschließend kündigte das DFL-Präsidium eine Mitgliederbefragung zur 50+1-Regel an. Die Mitarbeit an dieser wurde bereits im Vorfeld durch die angefragten Fanorganisationen der AG Fankulturen abgelehnt, da die Notwendigkeit der Befragung nicht ersichtlich und die klare Haltung der Fanorganisationen für den Erhalt der 50+1-Regel bekannt war.

Der Initiative „50+1 bleibt!“ liegt der Fragebogen mittlerweile vor. Dort ist weder ein Beitrag zur Erhöhung der Rechtssicherheit erkenntlich, noch eine eindeutige Zielsetzung für den Erhalt der 50+1-Regel.

Die wichtigsten Kritikpunkte im Überblick:

Unklare Zielsetzung der Mitgliederbefragung

Es ist nicht ersichtlich, wie die jetzt gestartete Mitgliederbefragung zu der beschlossenen Verbesserung der Rechtssicherheit beitragen würde. Zunächst sollte dafür die verbindliche Mitteilung des Bundeskartellamtes abgewartet werden.

Vereinsinteressen (des Muttervereins) werden nicht zwingend berücksichtigt

Trotz bestehender 50+1-Regel ist nicht sichergestellt, dass der Fragebogen im Sinne der Interessen des jeweiligen Muttervereins beantwortet wird. Stattdessen kann die Beantwortung auch durch die Geschäftsführung der Kapitalgesellschaften erfolgen, ohne dass ein Meinungsbildungsprozess und eine entsprechende Beschlussfassung im Mutterverein stattgefunden haben.

Aufbau und Auswertung des Fragebogens

Weder aus dem Begleitschreiben, noch aus der Umfrage selbst geht hervor, inwieweit eine (und wenn ja: welche) juristische Expertise für die Erstellung des Fragebogens eingeholt worden ist. Die Fragestellungen stehen für uns weder in einem Zusammenhang mit dem Ziel, mehr Rechtssicherheit schaffen zu wollen, noch ist uns der Sinn einzelner Fragestellungen ersichtlich. Dies gilt beispielsweise für Fragestellungen, die bereits suggestiv im Hinblick auf mehr Selbstbestimmung der Clubs eine bestimmte Antwort provozieren, wie die Frage, ob Clubs selber über Anteilsverkäufe an Investoren entscheiden können sollten, was grundsätzlich auch unter der 50+1 Regel möglich ist.

Ebenso wenig wird transparent gemacht, wie die Daten ausgewertet und anschließend genutzt werden.

Mangelnde Transparenz

Bei der letztjährigen Abstimmung zur 50+1-Regel wurde das Abstimmungsverhalten der Vereine für Mitglieder und Fans transparent gemacht. Dies stellte ein positives Novum dar, wodurch endlich die notwendige Transparenz bei solch weitreichenden Entscheidungen hergestellt wurde. Das jetzige Vorgehen ist ein Rückschritt in alte Muster: Erneut soll ohne Information an Mitglieder und Fans und ohne die Möglichkeit entsprechende Antworten transparent zu machen, hinter verschlossenen Türen über 50+1 und den Einstellungen zu Investoren verhandelt werden.

Gleichwohl wird in der Befragung abgefragt, ob bestehende Regeln im Profifußball ausreichend sind, um bestimmte Ziele, wie bspw. finanzielle Stabilität, bezahlbare Ticketpreise oder die Sicherung der Attraktivität des Fußballs durch sportlich fairen Wettbewerb, zu erreichen. Diesen Aspekt halten wir in einem anderen Kontext und mit einer klaren Zielsetzung für sinnvoll. Für ebenso sinnvoll und wichtig halten wir den Vorstoß, die Möglichkeit der Einführung von „Financial Fairplay“ auf nationaler Ebene zu prüfen. Diese Überlegungen sind jedoch weiterführende Möglichkeiten einen fairen Wettbewerb in Deutschland zu gestalten und dabei die hiesige Fußball- und Fankultur aufrecht zu erhalten. Sie dürfen niemals als Ersatz für die 50+1 Regel verhandelt werden, sondern stellen wertvolle Ergänzungen dar.

In Zusammenhang mit der 50+1 Regel sollte aus unserer Sicht stattdessen durch ein Rechtsgutachten geprüft werden, inwieweit die Abschaffung der bestehenden Ausnahmeregelungen zu mehr Rechtssicherheit, Gleichbehandlung und sportlicher Fairness führen würde und welche Maßnahmen zur Umsetzung erforderlich wären. Dies könnte einen tatsächlichen Beitrag zur Erhöhung der Rechtssicherheit leisten.

Wir fordern alle Mitglieder und Fans auf, umgehend lokal mit ihren Vereinen ins Gespräch zu kommen, die notwendige Transparenz einzufordern und Stellung zur Umfrage der DFL zu beziehen. Die Vereine fordern wir dazu auf, sich nicht an der Mitgliederbefragung zu beteiligen.

50+1 bleibt!

Die Initiative 50+1 bleibt!

Wir sind ein bundesweiter Zusammenschluss engagierter Vereinsmitglieder und Fußballfans, der sich für den Erhalt der 50+1-Regel stark macht. Im März 2018 unterzeichneten, initiiert durch die Initiative 50+1 bleibt!, in nur wenigen Wochen über 3.100 Fangruppen von 156 verschiedenen Vereinen sowie 10 überregionale Fanverbände eine eindeutige Position für den Erhalt der 50+1-Regel.






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