09.10.2015 - Sicherheit

Die Grünen kritisieren Datei Gewalttäter Sport


Die Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen übt scharfe Kritik an der Datei und fordert die Bundesregierung auf, die Datei zu reformieren. Die Partei fordert, dass alle Fans aus der Datei gelöscht werden, die ungerechtfertigter Weise in dieser gelandet sind.

So sind in der Datei Gewalttäter Sport weiterhin Fans eingetragen, die von Gerichten freigesprochen wurden und gegen die gar kein Ermittlungsverfahren eröffnet wurde. Die Grünen fordern zudem, dass Einträge in die Datei bei Erwachsenen nach zwölf Monaten und bei Jugendlichen nach sechs Monaten wieder gelöscht werden. Eine weitere Forderung der Grünen ist, dass Polizeidienststellen personenbezogene Informationen über Fans nicht mehr ohne das Wissen der Fans an die Vereine weitergeben dürfen. Forderungen, die Fanorganisationen schon vor Jahren aufgestellt haben.

Doch Grund zum Jubeln ist der Antrag der Grünen Bundestagsfraktion für aktive Fußballfans noch nicht. Im Bund befindet sich die Partei in der Opposition. Anders sieht es in Nordrhein-Westfalen aus. Dort ist man gemeinsam mit der SPD an der Regierung und setzt aktuell das sogenannte Konzept „Intensivtäter Gewalt und Sport“ um. Um in Nordrhein Westfalen als Intensivtäter eingestuft zu werden muss man aber keinesfalls strafrechtlich in Erscheinung getreten sein. Vielmehr reicht es aus, dass ein Szenekundiger Polizeibeamter einem Fan „steuernden Einfluss“ attestieren und schon ist man ohne Strafverfahren oder gar Verurteilung in dieser Datei (Faszination Fankurve berichtete). Ein Fußballfan, der als Intensivtäter eingestuft wird, wird darüber nicht informiert und kann somit nicht unbedingt gegen diese Einordnung vorgehen. Die Praxis bei dieser Datei steht somit in Widerspruch zu den Forderungen der Bundestagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen. Konsequenterweise müsste das Intensivtäterkonzept somit in dem Antrag der Bundestagsfraktion der Grünen ebenfalls kritisiert werden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Grünen fordern stattdessen, dass „die Ergebnisse des durch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen durchgeführten Modellprojektes 'Intensivtäter Sport' zeitnah evaluiert werden und im Falle der qualitativen Eignung die Datei Gewalttäter Sport durch das neue Verfahren ergänzt bzw. ersetzt wird“. Bei einer Ersetzung der Datei Gewalttäter Sport durch das Konzept Intensivtäter Sport kämen unschuldig betroffene Fans wohl vom Regen in die Traufe. (Faszination Fankurve, 09.10.2015)






Weitere News:
02.03.2018: Bundesregierung will Clubs nicht an Polizeikosten beteiligen
21.02.2018: OVG entscheidet: DFL muss sich an Polizeikosten beteiligten
16.06.2017: Jungliberale laden Innenminister auf Stehplätze ein
13.06.2017: Innenminister will keine Stehplätze bei Risikospielen
08.06.2017: Bundesliga-Profis lehnen Kollektivstrafen des DFB ab

Alle 202 News anzeigen