27.04.2017 - Fanprojekte

„Eine Grenze überschritten“


Nachdem der Abhörskandal innerhalb der Chemie Leipzig Fanszene öffentlich wurde, bei dem auch ein Mitarbeiter des Fanprojekts wegen seiner Arbeit abgehört wurde (Faszination Fankurve berichtete), kommt nun Kritik von der Koordinationsstelle Fanprojekte und der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte.

„Als offenbar einzige Legitimation für die Ermittlungen gegen unseren Kollegen dienten den Ermittlungsbehörden dabei genau die Aufgaben, die sich aus seinem öffentlichen Auftrag und dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit ergeben, wie bspw. die Begleitung von Heim- und Auswärtsspielen oder Bildungsarbeit. Aus Sicht der KOS ist dies ein bislang einmaliger Vorgang, der geeignet ist, die Arbeit der Fanprojekte generell zu gefährden“, heißt es in einem Statement der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS).

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) sieht nach dem Abhörskandal eine Grenze überschritten. Die erfolgreiche Fanprojektarbeit in Deutschland, die auch von der Polizei regelmäßig gelobt wird, könnte demnach durch den Abhörskandal geschädigt werden, weshalb die BAG eine lückelose Aufklärung fordert. (Faszination Fankurve, 27.04.2017)


Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) zum Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter des Fanprojekt Leipzig:

Um die Sicherheit rund um Fußballspiele weiter zu verbessern, wurde bereits 1993 das Nationale Konzept Sport und Sicherheit entwickelt und seit dem fort-geschrieben. Basis dieses Konzepts ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Institutionen und Partnern. Der intensive Dialog zu allen Fangruppen des Bezugsvereins, die Teilnahme an Heim- und Auswärtsspielen, das Schaffen von regelmäßigen Veranstaltungen und Beratungs- und Unterstützungsangeboten gehen dabei unter anderem als Aufgaben der Fanprojekte her-vor.
Umso verstörender ist es für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) daher, dass die Ermittlungsbehörden in Sachsen über mindestens zwei Jahre lang einen Mitarbeiter des Fanprojekt Leipzig als Beschuldigten in einem Ermittlungsverfahren nach Paragraph §129 StGB geführt haben: Bildung einer kriminellen Vereinigung! Ihm wird vorgeworfen, zu unter Verdacht stehenden Fans regelmäßig Kontakt gehabt zu haben, mit ihnen Auswärtsspiele besucht und sie rechtlich beraten zu haben. Kurzum, er hat die konzeptionell geforderte Fanprojektarbeit professionell umgesetzt. Die Kriminalisierung des Kollegen wirkt sich dabei nicht nur auf seinen Arbeitsbereich aus, sondern macht ihn auch persönlich betroffen.
Die BAG ist schockiert über das Ausmaß der Ermittlungen und damit auch über das Ausmaß des Misstrauens gegenüber der Arbeit der Fanprojekte.
Mit der Aufnahme der Ermittlungen gegen unseren Kollegen wurde eine Grenze überschritten! Fanprojektarbeit in Deutschland ist ein Erfolgsmodell und wird von Vereinen, Verbänden, Fans und Polizei regelmäßig gelobt und deren Erhalt und Ausbau gefordert. MitarbeiterInnen einer solchen Einrichtung zu observieren, ihre Telekommunikation zu überwachen und Bewegungsprofile anzulegen hat nichts mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zu tun und hat das Potenzial, die Erfolgsgeschichte der Fanprojekte bundesweit nachhaltig zu schädigen. Es besteht die Gefahr des Vertrauensverlustes zwischen Fans und Fanprojekten und damit die Ablehnung unserer sozialpädagogischen Angebote. Daran kann niemand ein Interesse haben.
Fanprojektarbeit funktioniert nur, wenn alle beteiligten Institutionen und Organisationen der Wert und die sensiblen Umstände der Arbeit bewusst sind.
Die BAG fordert eine lückenlose Aufklärung des Sachverhaltes, um auch weiterhin vertrauensvoll und respektvoll miteinander zu arbeiten, die Rehabilitation des Kollegen und des Fanprojekt Leipzig zu erreichen und zu verhindern, dass sich solch eine Grenzüberschreitung wiederholt.
Sophia Gerschel/ Christian Helbich
BAG SprecherIn






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