19.02.2015 - Sicherheit

Fanproteste gegen personalisierte Tickets


DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig brachte nach den Vorfällen beim rheinischen Derby personalisierte Eintrittskarten in die Debatte ein (Faszination Fankurve berichtete). In Dänemark sollen alle Gästetickets ab der kommenden Saison personalisiert werden. Doch was bringt es?

Dänemark plant zur neuen Saison die Einführung einer Fankarte, auf der neben dem Foto auch Name, Größe, Anschrift und Geburtsdatum eines Fans gespeichert sein soll. Der Besitz einer solchen Fankarte soll ab dem Sommer 2015 obligatorisch sein, um in Dänemark eine Gästeblock betreten zu können. Der Verband verspricht sich davon mehr Sicherheit und einen Rückgang der Gewalt.


Fußballfans in Dänemark protestieren gegen die Einführung der Fankarte. Unter dem Kampagnennamen #Nejtilawaykort betonen sie, dass es in Dänemark in der Saison 2013/2014 nur zu 19 Festnahmen kam. Die Fans befürchten einen starken Rückgang der Zuschauerzahlen nach Einführung einer solchen Fankarte. Um die Sicherheit zu verbessern sei die Karte jedoch zwecklos.

Diese Angst scheint nicht unbegründet zu sein, wie andere europäische Länder zeigen. In Polen verabschieden sich immer mehr Vereine von der Fankarte, da die Zuschauerzahlen spürbar gesunken sind (Faszination Fankurve berichtete) und auch in Italien gehen seit der Einführung der Tessera del Tifosi immer weniger Zuschauer in die Stadion. In Ungarn hat der Verein Ferencváros aus Budapest eine solche Karte eingeführt und spielt seit dem vor eine fast leeren Heimkurve. Die Sicherheitssituation hat sich in diesen Ländern nicht grundlegend geändert.

In der Türkei kam es nach der Einführung der Passolig Karte ebenfalls zu drastisch gesunkenen Zuschauerzahlen (Faszination Fankurve berichtete). Selbst die Derbys locken kaum noch Fans in die großen Stadien. In den Niederlanden sind Fankarten ebenfalls seit Jahren üblich. Brisante Spiele werden trotzdem unter Ausschluss der Gästefans ausgetragen.

Der Ständige Ausschuss zum Thema Zuschauergewalt kam zu dem Schluss, dass die Einführung von Fankarten nicht zu einer Abschreckung bei Gewalttätern sorge, Stadien zu besuchen. Außerdem würde die Maßnahme tausende unschuldige Fans treffen und Proteste gegen eine Fankarte sind wahrscheinlich. Es könnte in der Bevölkerung der falsche Eindruck entstehen, dass der Stadionbesuch nicht sicher sei.

Auch in Dänemark testeten die Topclubs schon die Einführung von Fankarten, was ebenfalls zu einem Rückgang der Zuschauerzahlen führte. Zu gewalttätigen Ausschreitungen kam es trotzdem. (Faszination Fankurve, 19.02.2015)

Hier geht es zur Webseite der Protestkampagne gegen die Einführung einer Fankarte in Dänemark.






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