22.03.2018 - 50+1

Fans können jubeln: Entscheidung gefallen, 50+1 bleibt!


Auf der heutigen Mitgliederversammlung der DFL haben sich die Bundesliga-Clubs dafür ausgesprochen, dass die 50+1-Regel, die den Einfluss von Investoren im deutschen Profifußball begrenzt, erhalten bleibt. Die Vertreter der Bundesligisten stimmten mehrheitlich für einen vom FC St. Pauli eingebrachten Antrag.

Eigentlich sollte auf der heuten Mitgliederversammlung noch gar keine Entscheidung zum Thema 50+1 getroffen werden, doch dann erhielt ein vom FC St. Pauli eingebrachter Antrag mit 18 von 34 Stimmen eine Mehrheit. Am Morgen überreichten die Initiatoren des „50+1 bleibt!“-Aufrufs, der von 3.097 Fanclubs, Fangruppen und Fanverbänden von 156 verschiedenen Vereinen aus ganz Deutschland unterzeichnet wurde, dem DFL-Präsidenten Reinhard Rauball, der gegenüber den Fanvertretern vor Ort erklärte, dass auf der anschließenden Mitgliederversammlung kein Rechtsgutachten zu 50+1 veröffentlicht wird (Faszination Fankurve berichtete), eine knapp 30 Meter lange Papierrolle mit den Unterschriften, sortiert nach Liga und Verein.


Die Initiatoren von „50+1 bleibt!“ erklärten um 15:30 Uhr: „Entschieden: 50+1 bleibt! Die DFL folgt der Forderung der Fan-Basis.“ Obwohl die Mitgliederversammlung der DFL zu diesem Zeitpunkt noch andauerte, drangen erste Infos nach außen. Kurze Zeit später bestätigte Andreas Rettig vom FC St. Pauli im Foyer vor dem Saal, in dem die Mitgliederversammlung der DFL stattfand, dass vom Treffen in Frankfurt das Signal ausgeht, dass 50+1 erhalten bleibt. Spielraum für Entscheidungen, die 50+1 in seiner jetztigen Form weiter aufweichen, wird es auch in Zukunft geben.


In den vergangenen Wochen waren auf unzähligen Spruchbändern in zahlreichen Fankurven Bekenntnisse zur 50+1-Regel zu lesen. Der „50+1 bleibt!“-Aufruf wurde von weiten Teilen der Fan-Basis in den Stadien unterstützt. Während vor ein paar Wochen noch hauptsächlich Personen zu Wort kamen, die sich für eine Abschaffung der 50+1-Regel aussprachen, wandelte sich dieses Bild vor der heutigen Mitgliederversammlung zunehmends. Die Arbeit der Fan-Basis in den letzten Wochen war nach der heutigen Entscheidung nicht umsonst. Von Frankfurt geht heute die Botschaft aus, dass die 50+1 Regel im deutschen Profifußball erhalten bleibt.

Die Pressekonferenz der DFL begann um 16:00 Uhr. Rauball bestätigte gleich zu Beginn, dass der Antrag „Prozess zur Verbesserung der Rechtssicherheit sowie weitere Überlegungen hinsichtlich geänderter Rahmenbedingungen unter Beibehaltung der 50+1-Regel“ des FC St. Pauli eine Mehrheit erhalten hat und 50+1 somit erhalten bleibt. Eine Grundsatzdebatte soll es dennoch geben. Dabei soll es nach der heutigen Entscheidung noch um eine mögliche Verbesserung der Rechtssicherheit der Regel gehen.

18 von 34 stimmberechtigten Bundesligisten stimmten demnach heute für den Antrag des FC St. Pauli, vier Clubs votierten gegen die Formulierungen des Antrags des FC St. Pauli. Neun Bundesligisten enthielten sich und drei weitere Vereine gaben erst gar keine Stimme ab. Der DFL-Präsident sprach von einer lebhaften Diskussion der Vertreter der Bundesligisten auf der Mitgliederversammlung. „Das bedeutet unterm Strich: Es wird eine Grundsatzdebatte geben, unter Beibehaltung der 50+1-Regel. Über die weiteren Schritte in Bezug auf den beschlossenen Prozess wird das DFL-Präsidium zeitnah beraten und zunächst die Club sowie dann auch die Öffentlichkeit informieren“, so Rauball in der Pressekonferenz. Von der DFL wurde eine Agentur beauftragt, die der Mitgliederversammlung heute ein Prozedere vorgestellt hat, wie die Bundesliga-Clubs mit Befragungen und Workshops nun weiter über das Thema 50+1 diskutieren können. Dies machte die DFL heute öffentlich.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert erklärte auf der Pressekonferenz weiter, dass es bei der weitergehenden Grundsatzdebatte über die Rechtssicherheit der 50+1-Regel gehen soll, die laut Seifert zuletzt 2001 auf ihre Rechtssicherheit hin überprüft wurde. Rauball erklärte zudem, dass man aktuell nicht abschätzen könne, wie eine gerichtliche Entscheidung ausfallen würde. Zum Ende der Pressekonferenz bedankte sich Rauball nochmal bei den Fanvertretern für den sachlichen Umgang beim Thema 50+1.

Manuel Gaber, einer der Initiatoren des „50+1-bleibt“-Aufrufs erklärte nach Bekanntgabe der Ergebnisse der DFL-Mitgliederversammlung: „Wir freuen uns, dass die Mehrheit der Vereine der Forderung der Fan-Basis gefolgt ist und 50+1 beibehalten wird. Das ist nicht nur eine elementare Entscheidung für den deutschen Fußball, sondern auch eine klare Botschaft an alle Fans, dass es sich lohnt sich einzumischen, die Stimme zu erheben und klare Positionen zu vertreten. Wir alle haben gemeinsam ein deutliches Zeichen gesetzt, das gesehen und ernst genommen wurde. Dafür möchten wir uns auch bei allen Unterstützer*innen bedanken. Der Fußball gehört uns allen!“ Marius Kanzinger, ein weiterer Initiator der Initiative ergänzt: „Gleichwohl bedeutet dies nicht, dass wir uns jetzt zurücklehnen. Wir Fans sowie einige Vereinsvertreter haben gezeigt, dass wir fähig sind uns entschlossen gegen eine schier endlose Kommerzialisierung zu wehren. Wir freuen uns sehr über das Ergebnis und sind überzeugt davon, dass die Diskussion um die Entwicklung des deutschen Fußballs heute den richtigen Weg eingeschlagen hat.“ (Faszination Fankurve, 22.03.2018)






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