25.11.2020 - Fanszenen Deutschlands

Fanszenen Deutschlands fordern „gerechte Verteilung“


Das DFL-Präsidium befasst sich aktuell damit, wie die Medienerlöse des Ligaverbandes ab der Saison 2021/2020 unter den 36 Bundesligisten aufgeteilt werden. Mit einem Statement des Fanszenen Deutschlands-Zusammenschluss haben sich heute zahlreiche Ultras in die hitzig geführte Debatte eingeschaltet.

Das DFL-Präsidium muss aktuell einen Vorschlag erarbeiten, wie die 4,4 Millarden Euro an Medienerlösen zwischen den Bundesligen und den 36 Clubs verteilt werden, die die DFL für die Saisons 2021/2022 bis 2024/2025 erhalten wird. Es gab bereits ein Papier von vier Erst- und zehn Zweitligisten, die eine ausgeglichenere Verteilung einforderten sowie ein sogenanntes „G15“-Treffen zwischen den restlichen Erstligisten und dem HSV.

Der Fanszenen Deutschlands-Zusammenschluss fordert nun ebenfalls „eine gerechte Verteilung der TV-Gelder“ und unterstützt den Vorschlag der Fan-Arbeitsgruppe „Zukunft Profifußball“, die bereits Mitte September 2020 einen konkreten Reformvorschlag für eine ausgeglichenere Verteilung der TV-Gelder veröffentlicht hatte (Faszination Fankurve berichtete).

Der Fanszene Deutschlands-Zusammenschluss, der überwiegend aus zahlreichen deutschen Ultragruppen besteht, glaubt zwar nicht, dass durch eine gerechtere Verteilung der Medienerlöse die Fehler der vergangenen Jahrzehnte im deutschen Profifußball rückgängig gemacht werden können, sieht darin aber die Möglichkeit für „einen ersten Schritt in Richtung substanzieller Veränderungen“, auf den weitere Reformen folgen müssten.

Wie schon die bundesweite Fanorganisation Unsere Kurve, in der vor allem Fanabteilungen und Supporters Clubs organisiert sind, erklärte (Faszination Fankurve berichtete), sehen nun auch die Ultras von Fanszenen Deutschlands den Ball bei den Funktionären der Vereine und Verbände. Die Entscheidung zur TV-Geldverteilung zeige nun, wie ernst die Worte zur Reformbereitschaft im deutschen Profifußball, die zu Beginn der Corona-Pandemie von Funktionären geäußert wurden, gemeint waren.


In den letzten Wochen waren in und um die Stadien in Deutschland trotz der Geisterspiele bereits Spruchbänder zu sehen, auf denen eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder gefordert wurde. Dieser Forderung wurde mit dem Statement der Fanszenen Deutschlands nun nochmal Ausdruck verliehen. Die Castaways, Ultras vom Hamburger SV, kritisierten zuletzt, dass ihr „TV-GELDER FAIR VERTEILEN“-Spruchband zuletzt am Volksparkstadion vom Ordnungsdienst entfernt wurde. (Faszination Fankurve, 25.11.2020)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Fanszenen Deutschlands:

Für eine gerechte Verteilung der TV-Gelder
Im Frühling sahen sich die Fußballvereine der ersten beiden Ligen ob wirtschaftlicher Zwänge in der Not, den Spielbetrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Die zügige Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber den TV-Sendern wurde als einzige Möglichkeit ins Feld geführt, um einen wirtschaftlichen Kollaps des Systems Profifußball in Deutschland zu verhindern.

Um hierfür während noch unklarer Pandemielage für Verständnis zu werben, zeigten sich Vereine und Verbände selbstkritisch. Es gebe Fehlentwicklungen, man könne nicht so weitermachen, es brauche neue Rahmenbedingungen für den Fußball.

Dann rollte der Ball wieder, die Saison ging zu Ende, die nächste Spielzeit begann. Reformen? Fehlanzeige! Wenigstens ein Grundsatzbeschluss, der den Willen zur Veränderung bekundet? Fehlanzeige!

Stattdessen Schweigen im Walde bei den großen Protagonisten des „Re-Start“.

Nun steht die Entscheidung über die künftige Verteilung der Einnahmen aus der nationalen und internationalen TV-Vermarktung bevor. Hier hören wir nun endlich einige reformwillige Stimmen aus dem Ligaestablishment. Diese Stimmen sind auch verdammt wichtig. Doch noch bleiben die Forderungen hinter den bekannten Erwartungen vieler Fans, wie dem detaillierten Konzept von „Zukunft Profifußball“, zurück. Die Neuverteilung der TV-Gelder ist gleichzeitig ein Test, ob die Worte im Frühjahr die erwartete Nebelkerze oder doch ehrlich gemeint waren. Eine deutlich gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder kann nicht alle Fehlentwicklungen der letzten 30 Jahre rückgängig machen, aber sie ist ein erster Schritt in Richtung substanzieller Veränderungen. Weitere Reformen zur Förderung eines ausgeglicheneren Wettbewerbs, aber auch eines nachhaltigen Wirtschaftens müssen folgen.

Der Ball befindet sich nach wie vor bei den Funktionären der Vereine und Verbände. Wenn der Fußball als gesamtgesellschaftliches Ereignis eine Perspektive haben soll, tun diese gut daran, die Vorschläge aus den Kurven endlich ernst zu nehmen und als Auftrag zu begreifen.

Fanszenen Deutschlands






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