28.02.2007 - Deutschland

Frustabbau am Trainingsplatz


Am Wochenende wurde gleich mehrfach über Vorfälle auf den Trainingsplätzen deutscher Fußballvereine berichtet. Ob Köln, Mönchengladbach oder Dresden, Anhänger statteten ihrem Team einen „Besuch“ ab. Überall knallte es – angeblich.

In Köln und Gladbach tauchten Fans bereits vor Anpfiff auf. Das Fanprojekt Mönchengladbach stellt auf seiner Internetseite klar, dass die Aktionen durch die Medien nicht richtig eingeordnet wurden und keinesfalls mit Leipzig oder Catania zu vergleichen seien. Silke Spiecker, im Vorstand des Gladbacher Fanprojekts, bestätigte das gegenüber Faszination Fankurve: „Keinerlei Gewalt oder Bedrohung war im Spiel, wie mancherorts geschrieben wurde.“ Ihren Angaben zufolge lief die gesamte Aktion ruhig ab. Von Vornherein wurde allen Beteiligten klargemacht, dass Gewalt auf keinen Fall geduldet werde. Der Einsatz Bengalischer Feuer sei dahingehend zu verstehen, dass den Spielern langsam ein Licht aufgehen sollte. Am heutigen Mittwoch stellen sich Gladbach-Trainer Jos Luhukay und sein Co dem Dialog mit den Fans im Fanhaus. Luhukay hatte sogar Verständnis für die Wut der Fans geäußert.

Verschiedenen Presseberichten zufolge waren in Dresden 50 teilweise vermummte Hooligans beim ersten Training nach der Heimniederlage gegen Osnabrück aufmarschiert, bedrohten und beschimpften die Spieler und schossen mit Schreckschusspistolen um sich. Sebastian Walleit, pädagogischer Mitarbeiter des Fanprojekts in Dresden, wusste im Vorfeld nichts von der Aktion, stellte allerdings klar, dass es sich nicht um Hooligans handelte: „Es waren Mitglieder der aktiven Szene. In der Berichterstattung war leider nicht zu lesen oder hören, dass sich alle später normal und ruhig miteinander unterhalten haben.“ Dass tatsächlich Schreckschusspistolen im Einsatz waren, konnte Walleit nicht bestätigen: „Schreckschusspistolen hat niemand gesehen, Tätlichkeiten gab es auch keine!“

Allenfalls die Wahl der Mittel, beispielsweise das vermummte Auftreten, um die Mannschaft aufzuschrecken, hält Walleit für zu martialisch. Innerhalb des Fanprojekts möchte man erst einmal abwarten, wie der Verein auf die Vorkommnisse reagiert. Spätestens wenn dessen Ankündigungen hinsichtlich Anzeigen, Haus- und Stadionverboten umgesetzt werden, wollen die Fanprojektler tätig werden.

Auf Nachfrage befürchtet Volker Goll von der Koordinationsstelle Fan-Projekte (KOS) die üblichen Nachahmer. "Sowas kann eine inflationäre Entwicklung wie früher bei den Busblockaden oder den Scheiß-Millionäre-Gesängen nach sich ziehen!" Bedenklich findet man bei der KOS, dass keinerlei Grenzen mehr zu bestehen scheinen. "Hier findet eine Überhöhung des Fußballs statt. Man sollte sich klarmachen, dass es nur um Fußball und nicht um eine bedrohte Existenz oder ähnliches geht. Da hört der Spaß mit Sicherheit auf. Wenn Fans das Gespräch mit den Spielern suchen, gibt es dafür andere Wege. Leider zeigen die Vorfälle auch, wie weit sich mancherorts Vereine und Fans mittlerweile voneinander entfernt haben!" (Faszination Fankurve, 28.2.2007)

Fanfotos Deutschland




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