13.07.2012 - AG Fananwälte

„Fußball ist keine Luxus-Lifestyle Ware!“


Die Arbeitsgemeinschaft Fananwälte hat sich in einem offenen Brief an die Verantwortlichen des DFB gewandt. Darin werden vor allem die Mitteilungen von Bundesminister Friedrich und Baden-Württembergs Innenminister Gall im Vorfeld des "Sicherheitgipfels" am 17. Juli kritisiert.

Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte zum "Sicherheitsgipfel Fangewalt" am 17.07.2012 in Berlin:

Der Bundesinnenminister hat die Verbände und Vereine des Profi-Fußballs nach Berlin zu einem „Sicherheitsgipfel“ zum Thema sogenannter „Fangewalt“ eingeladen. Die öffentlichen Erklärungen von Bundesinnenminister Friedrich und Baden-Württembergs Innenminister Gall haben uns zu einem offenen Brief an die Verantwortlichen des DFB veranlasst, den wir Ihnen im Anhang zur Kenntnis geben wollen.

Die Minister brachten in ihren öffentlichen Mitteilungen im Vorfeld des "Sicherheitgipfels" zum Ausdruck, angeblich eine bedrohliche Zunahme der Gewalt im Zusammenhang mit der Veranstaltung von Bundesliga-Fußball zu erkennen. Nach Auffassung der Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte ist diese Bewertung unzutreffend. Nimmt man die - polizeilichen - Statistiken der "Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze" (ZIS) als Maßstab, so zeigt sich vielmehr, dass die Zahl der Straftaten in diesem Bereich des öffentlichen Lebens in den letzten Jahren zurückgegangen sind. Die Zahlen zeigen, dass der Besuch eines Fußballspiels bedeutend sicherer ist, als ein Tag auf dem Oktoberfest oder den Cannstatter Wasen.

Soweit die Politik jedoch Handlungsbedarf zur Erhöhung der Sicherheit in und um deutsche Fußballstadien sieht, ist es dringend geboten, in Kommunikation mit den Fans zu treten. Die Mitglieder der Arbeitsgemaeinschaft Fananwälte nehmen daher mit Unverständnis zur Kenntnis, dass die einschlägigen Organisationen der Fanvertretung (Pro FANS, etc.) und selbst der Bundesverband der Fanprojekte nicht zu dem Gipfel geladen wurden. Die Spitzeneinnahmen der nächsten Jahre für die Verwertung der Fernehrechte des Profi-Fußballs müssen unbedingt auch der Arbeit der Fanprojekte zugutekommen.

Stattdessen drohen die Minister den Verbänden und Vereinen mit polizeirechtlichen Daumenschrauben, sollten Sie nicht bereit sein, zukünftig noch schneidiger und undifferenzierter gegen die Zuschauergruppe der ULTRAS vorgehen. Nach Auffasung der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte ist es besonders befremdlich, dass - nach den Polizeibehörden- und Gewerkschaften - nun auch deutsche Minister den Anschein erwecken, durch das Verbot der günstigeren Stehplätze das vermeintliche Sicherheitsproblem in den Stadien zu lösen. Hierzu RA Frank Hatlé, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte: "Es ist unerträglich, wenn verantwortliche Minister den Eindruck erwecken wollen, angebliche Sicherheitsrisiken könnten durch das Verbot günstigerer Stehplätze minimiert werden. So wird dem sozial Schwächeren sogleich eine höhere Gefährlichkeit unterstellt. Sollten die - noch einigermaßen erschwinglichen - Stehplätze aus den Stadien verbannt werden, würde dies die traditionelle Fußballkultur vernichten. Fußball ist keine Luxus-Lifestyle Ware!"






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