14.04.2008 - Deutschland

Härtere Gangart und personalisierte Tickets


Bedingt durch den Fast-Spielabbruch der Bundesligapartie in Frankfurt gerät die Entscheidung des DFB, die Stadionverbotsrichtlinien zu lockern, vermehrt in die Kritik. Polizei sowie Politiker zeigen große Bedenken gegen das Entschärfen der Richtlinien.

Nachdem das Medienecho auf die Vorfälle am 27. Bundesligaspieltag bereits groß ausgefallen ist, hat es das Thema nun auch auf die Agenda der anstehenden Innenministerkonferenz in Bad Saarow geschafft. Der Vorsitzende der Konferenz, Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm von der CDU, gab gegenüber der Welt am Sonntag zu Protokoll, dass die Aufweichung der Richtlinie das völlig falsche Signal an Gewalttäter sei. Es solle versucht werden, dem DFB klarzumachen, dass die Änderung zurückgenommen werden müsse. Das vorige Wochenende habe schließlich gezeigt, dass nach wie vor Gewaltpotenzial in den Stadien vorhanden sei. Schönbohm weist darauf hin, dass die Innenminister der unionsregierten Bundesländer den DFB bereits im April 2007 aufgefordert hatten, die Stadionverbote nicht zu lockern, sondern sogar auszudehnen. Dies sei beim DFB aber auf taube Ohren gestoßen. Dabei seien gerade Stadionverbote ein wirksames und unverzichtbares Mittel, da sie präventiv wirken würden und die Täter genau damit bedrohten, womit sie am empfindlichsten zu treffen seien: Das Besuchsverbot von Fußballspielen.

Diese Ansicht teilt auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) und fordert daher ein Umdenken beim DFB. Die Herabsetzung der Stadionverbotshöchstdauer sei eine falsche Rücksichtnahme auf Gewalttäter, verlautet GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg. Zugleich spricht er sich für lebenslange Sperren aus: Wer randaliere, habe beim Fußball nichts mehr zu suchen, so Freiberg. Es sei klar ersichtlich, dass die Gewaltbereitschaft generell zugenommen habe, teilt der GdP-Vorsitzende mit und verweist dabei auf die ansteigende Zahl der bundesweiten Stadionverbote in Deutschland. Deshalb sei die Polizei auch auf die Unterstützung des DFB angewiesen, der die Beamten im Kampf gegen die Randalierer nicht alleine lasse dürfe.

Schönbohm schließt sich an: Für ihn seien letztendlich die Polizisten die Leidtragenden der Ausschreitungen, da sie ihren Kopf hinhalten müssten, um in den Stadien für Ordnung zu sorgen. Doch gerade die Beamten fühlten sich durch die entschärfte Richtlinie brüskiert, wenn Fans Gewalttaten begehen und dann kurze Zeit später schon wieder ins Stadion dürfen, äußert der brandenburgische Innenminister sein Unverständnis über die Lockerung der Stadionverbote.

Der DFB weist unterdessen die Kritik von sich. DFB-Sprecher Harald Stenger erklärt, dass die Lockerung der Richtlinie das Ergebnis eines langen Prozesses der Meinungsbildung gewesen sei, in den auch Polizei und Politik involviert waren. Man werde dieses Ergebnis nun nicht durch tagesaktuelle Ereignisse wie das Spiel in Frankfurt infrage stellen.

Als Reaktion auf die Gewaltvorfälle könnten DFB und DFL jedoch die Einführung von personalisierten Eintrittskarten erwägen. Dieser Plan, so berichten verschiedene Medien, wurde am vergangenen Donnerstag auf einer Sitzung mit zwölf Vertretern von Erst- und Zweitligavereinen angedacht. Der Sicherheitsbeauftragte des DFB, Helmut Spahn, geht davon aus, dass das Konzept grundsätzlich möglich sei, aber noch mit der DFL und den Klubs geklärt werden müsse. Von Seiten der DFL steht dem nichts im Wege. DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus befürwortet jegliche Maßnahmen, die ein Eindämmen der Gewalt in den Stadien bewirken würden. Dazu zähle unter anderem die personalisierte Ticketvergabe, wenngleich dies auch ein Mehraufwand für die Vereine bedeuten würde, erklärt Hieronymus. (Faszination Fankurve, 14.04.08)

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