17.02.2016 - Borussia Mönchengladbach / 1. FC Köln

Kölner-Demo sorgt für Aufregung in Rheydt


Am kommenden Samstag wollen Fans des 1. FC Köln ab 11 Uhr rund um den Bahnhof Mönchengladbach Rheydt „Für den Erhalt der Fankultur“ demonstrieren. Die Demonstration wurde ordnungsgemäß angemeldet und genehmigt. Trotzdem empören sich Anwohner und Borussia Fans über den Umzug.

Die von der Kölner Fanszene angemeldete Demonstration soll etwa 750 Meter vom Bahnhof zum Harmonieplatz in Rheydt laufen und ist für 800 Fans angemeldet worden. Ursprünglich wollten die Fans des 1. FC Köln vom Mönchengladbacher Hauptbahnhof durch den Stadtteil Eicken zum alten Gelände, auf dem früher das Bökelberg-Stadion stand, marschieren.


Auf Wunsch der Polizei wurde die Demonstration in die Innenstadt von Mönchengladbach-Rheydt verlegt. Dadurch kann die Fantrennung aufrechterhalten werden, wie ein Sprecher der Polizei Mönchengladbach gegenüber Faszination Fankurve bestätigte. Wie bei den letzten Derbys in Mönchengladbach auch, sollen die Kölner Fans über den Bahnhof Rheydt und die Mönchengladbach Fans über den Hauptbahnhof anreisen. Von den jeweiligen Bahnhöfen sollen Shuttlebusse zum Borussia Park fahren. An diesem Konzept soll auch in diesem Jahr festgehalten werden, weshalb die Demonstration der Kölner Fans zum Abfahrtspunkt in Rheydt verlegt wurde.

Teile der dortigen Anwohner wollen nicht akzeptieren, dass das Recht auf Versammlungsfreiheit auch für Fußballfans gilt. In einer Online-Petition, die von knapp 1.000 Personen unterschrieben wurde, fordern sie ein Verbot der Demonstration. „Wir Rheydter Bürger fühlen uns und unser Eigentum durch diese Demonstration in unserer Sicherheit bedroht und fordern daher die sofortige Annulierung der Genehmigung oder die Verlegung an einen anderen Veranstaltungsort“, heißt es in der Begründung des Petitionserstellers.

„Eine Versammlung durchzuführen, ist ein Grundrecht (Art. 8 GG). Einer Genehmigung oder wie das Grundgesetz es ausführt einer ‚Erlaubnis‘ bedarf es nicht. Versammlungen unter freiem Himmel - so wie die am kommenden Samstag - müssen lediglich bei der Versammlungsbehörde (in NRW ist das die Polizei) angemeldet werden. Der Polizei ist es bewusst, dass die Öffentlichkeit durch den angemeldeten Aufzug und den erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen am Samstag erheblich beeinträchtigt wird. Jede Kundgebung unter freiem Himmel ist mehr oder weniger mit Beeinträchtigungen für Dritte verbunden. Es ist sicherlich auch ein Ziel - und auch ein Recht - einer Demonstration, für öffentliche Aufmerksamkeit zu sorgen. Daher steht es den Anmeldern einer Versammlung weitestgehend frei, den Weg und den Ort für ihre Veranstaltung selbst zu bestimmen. In Vorgesprächen mit den Anmeldern konnte immerhin ein deutlich verkürzter Demonstrationsweg erreicht werden. Weder Tatsachen noch belastbare Hinweise, die ein eventuelles Versammlungsverbot rechtfertigen könnten, liegen bislang vor“, heißt es von der Polizei Mönchengladbach dazu. Polizeipräsident Mathis Wiesselmann erklärte dazu: „Die Sorgen der Geschäftswelt und der Anwohner in Rheydt kann ich gut verstehen. Das Versammlungsrecht lässt ein Verbot der Demonstration aber nicht zu, alle möglichen Auflagen wurden ausgesprochen. Und die Polizei wird gut präsent und gut aufgestellt sein“.

Letztlich bringt der Stadtteil Rheydt die besten Voraussetzungen mit, um eine solche Demonstration unter Berücksichtigung der Sicherheitsinteressen der Anwohner durchzuführen. Die Verbotsschreie der Anwohner werden wohl spätestens am Samstag ab 11 Uhr verstummen, wenn die Kölner Fans lautstark gegen personalisierte Eintrittskarten und die Reduzierung des Gästekontingents demonstrieren werden. Sollte den Fans des 1. FC Köln beim darauffolgenden rheinischen Derby im Borussia Park wieder das volle Gästekontingent zur Verfügung stehen, würde auch den Anwohnern eine Fandemonstration erspart bleiben.

Die Ultràgruppe Sottocultura von Borussia Mönchengladbach protestiert ebenfalls gegen die Beschränkungen des Gästekontingents und gegen personalisierte Tickets und ruft einen Stimmungsboykott aus (Faszination Fankurve berichtete). Zudem kursiert in den sozialen Netzwerken unter dem Motto „Keinen Schritt den Kölnern“ ein Veranstaltungsaufruf, indem es heißt: „Jeder der sich als Sohn unserer Stadt sieht. Jeder der unsere Stadt liebt. Jeder der unseren Verein liebt. JEDER der Köln hasst, sollte am Samstag in der Rheydter Innenstadt erscheinen und dafür sorgen, dass kein Kölner nur einen Meter durch unsere Stadt zurücklegen wird. Alle gemeinsam gegen den Erzfeind.“ Über 500 Personen, die laut ihren Profilen überwiegend Borussia Mönchengladbach Fans sind, haben ihr Kommen zugesagt. Die Polizei Mönchengladbach betonte gegenüber Faszination Fankurve, dass man die sozialen Netzwerke beobachte und mit entsprechender Stärke in Rheydt anwesend sein wird. Eine Einordnung der Veranstaltung wollte die Polizei Mönchengladbach aus einsatztaktischen Gründen gegenüber Faszination Fankurve nicht abgeben. In der Vergangenheit zeigte sich häufig, dass Aufrufe in den sozialen Netzwerken nicht von der aktiven Fanszene getragen werden. Es darf ebenfalls bezweifelt werden, dass sich Fans in öffentlich einsehbaren Gruppen im Internet zu illegalen Aktionen verabreden. Der Fanprojekt Mönchgladbach Supporters Club (FMPG) ruft alle Fans der Fohlenelf auf, mögliche Versammlung in Rheydt zu meiden: „Jegliches Eigeninteresse, sich als Fanclub oder Freundeskreis oder sonstige Gruppe hier zu präsentieren und womöglich noch einen Konflikt mit den friedlichen Demonstranten zu suchen, schadet unserer einzigartigen Fankultur. Wenn wir als Gladbacher glaubhaft für eine friedliche und stimmungsvolle und freiheitliche Fankultur stehen, dann gibt es nur den Weg, die berechtigte Demonstration der Kölner nicht in ihrem Ablauf zu stören. Jegliche aggressive Initiative von Gladbacher Seite aus ist eine massive Störung unserer Fankultur und hat in unserer Fanszene keinen Platz. Unser Appell an alle, die es ernst meinen mit der Fankultur: Meidet die Rheydter Innenstadt am Samstagvormittag. Was hätte man dort auch zu suchen, wenn man nicht gerade gewohnheitsmäßig über Rheydt anreist. Mit diesem ‚gesunden Menschenverstand‘ kann jeder seinen einfachen Beitrag leisten, künftig wieder stimmungsvolle Derbys im Stadion zu erleben“, heißt es in einer Stellungnahme des FPMG.

Doch nicht nur in Mönchengladbach müssen sich Heimfans und Anwohner auf eine Demonstration von Gästefans einstellen. Weil Hansa Rostock Fans für das Spiel am 05. März 2016 in Magdeburg nur 700 personalisierte Tickets erhalten sollen, hat die Fanszene Rostock e.V. eine Demonstration für den gleichen Tag in Magdeburg angekündigt (Faszination Fankurve berichtete). Sollte die Entwicklung in Deutschland mit der Reduzierung des Gästekontingents weitergehen, werden wohl auch immer wieder Fandemonstrationen angemeldet, die dagegen protestieren. Das volle Gästekontingent von zehn Prozent könnte dies in Zukunft problemlos verhindern. (Faszination Fankurve, 17.02.2016)






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